Die Demo verlief friedlich und ruhig. Foto: Beiter

Bei Kundgebung von Renate Wild geht es ums Impfen und die Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen.

Rangendingen - Als Renate Wild am Samstag mit einer Stunde Verzögerung kurz vor 15 Uhr auf einer Sitzbank stehend vor das Mikrofon tritt, haben sich etwa 40 Besucher zur ersten Corona-Demonstration in der Ortsmitte eingefunden.

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Ein paar der Besucher haben Banner mitgebracht. "Unbreakable" steht darauf. Oder "Höchste Zeit für Eigenverantwortung statt Kontrolle." Und "Maskenpflicht = Co² = Gift. Wir sind das Volk." Die Menschen stehen oder sitzen im weiten Kreis des Dorfplatzes. Sie kommen aus Rangendingen, Höfendorf, Hart, Haigerloch, Hechingen und von weiter weg. Manche scheinen sich von den Corona-Demonstrationen in Stuttgart zu kennen.

Es ist friedlich und die Besucher reden eher ruhig miteinander. "So soll es sein", sagt Renate Wild und freut sich. Eher sporadisch ertönen eine Hupe und eine Trillerpfeife. Für manche Sätze gibt es Beifall. Wer ist Corona-Aktivist, wer ist einfach nur Zaungast? Die Unterscheidung ist nicht leicht.

Zwei ältere Männer aus Rangendingen und Höfendorf beispielsweise wollen sich "nur schlau machen und auch mal eine andere Meinung hören." Auch die Polizei ist da. Doch die beiden Beamten ziehen schon bald wieder ab.

Renate Wild geht es vor allem ums Impfen, eine vielleicht drohende Impfpflicht. Andere, wie ein Ehepaar aus Jungingen, sorgen sich wegen ihrer Enkel um die wirtschaftlichen Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen, "die viel größer sind als das, was das Virus je anrichten kann." Und dass über "Notverordnungen die Demokratie ausgehebelt" werde. Die Regierung hätte viel schneller reagieren müssen, "dann hätten wir die ganzen Milliarden vielleicht nie ausgeben müssen", sagt der Junginger. Bei allen schwingt die Angst um die Freiheit mit. "So lange wir friedliche Menschen sind, ist es mir egal, wer hier dabei ist", sagt ein Paar aus Hart.

Den Demonstranten geht es ums Impfen und die Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen

Der Aufruf zur Demo sei eine "Entscheidung aus dem Herzen und weniger mit dem Verstand" gewesen, gesteht Renate Wild. Und sie betont: Sie gehöre keiner politischen Gruppierung an und stelle Corona und die Gefährlichkeit des Virus nicht in Frage. "Ich möchte einfach meine Meinung sagen."

Damit legt sie dann auch sofort los. Sie habe Sorge, dass "wir unsere Grundrechte klammheimlich verlieren könnten." Und dass die Maßnahmen, die wegen Corona ergriffen wurden, "überzogen" seien. "Es geht mir um unsere Kinder", sagt die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. Ob es nötig sei, "dass wir denen eine solche Angst vor diesem Virus ins Köpfle einpflanzen müssen".

Mit ängstlichen Menschen könne man viel machen, "mit zweifelnden Menschen nicht", sagt sie. Wild kritisiert den weltweiten Umgang mit dem Corona-Virus, redet vom diskutierten Immunitätsausweis und der "Corona-Warn-App", die zu einer "transparenten Bevölkerung" führe. Sie zitiert kritische Wissenschaftler, die "kalt gestellt" würden, verteilt einen Flyer mit alternativen Webseiten, auf denen sich die Menschen abseits des "Mainstreams" informieren können.

Für Wild vertreten diese Menschen eine "objektive und neutrale Meinung", die sich mit alternativen Fakten gegen die von der Regierung und der Mainstream-Medien präferierten Wissenschaft stellen. Wer diesen Meinungen Glauben schenke, werde schnell als "Verschwörungstheoretiker" abgestempelt, ist Wild überzeugt. Sie problematisiert aber nicht, dass einige dieser Quellen durchaus auch fragwürdige und populistische Thesen vertreten – und gerade deshalb diesen Verschwörungstheoretikern zugeordnet werden.

Wild zitiert auch Wissenschaftler, die fragwürdige Ansichten vertreten

Auch Diana Kunze nimmt sich ein Herz und spricht ihre Wünsche ins Mikrofon, die mehr nach Menschlichkeit in einer unsicheren Zeit klingen, denn als Protest. "Freiheit statt Lockdown, Freiwilligkeit und Selbstentscheidung statt Zwang, Kinderlachen überall auf den Straßen und unser Grundgesetz im Ganzen wieder zurück."

Dagmar aus Dettingen/Erms meint, dass es darum gehe, "dass wir unsere Grundrechte behalten dürfen." Das Virus sei gefährlich. Doch "dass wir jetzt nicht aufhören, das gibt’s doch gar nicht", brüllt sie emotional aufgeladen ins Mikro. Eine Gegenrede, die andere Stellungen vertritt, gibt es nicht. Die Demonstrierenden bleiben unter sich. Und so wird am Ende auch weiter diskutiert.