Der Himmel ist strahlend blau. Und doch hängen weiße Wolken über den Wäldern im Schwarzwald-Baar-Kreis. Was es mit diesem Mysterium auf sich hat, erklären die Profis.
Würde man nur die Kalkwolke durch den Wald und die Lüfte ziehen sehen, könnte man in Verlegenheit kommen, mystische Gestalten im Wald getroffen zu haben.
Doch das laute Brummen der Maschinen, ein Unimog oder Hubschrauber, die den Kalk im Wald ausbringen, lassen keine Zweifel zu: Derzeit laufen Bodenschutzkalkungs-Maßnahmen im Bereich Donaueschingen, Vöhrenbach, Furtwangen und Mönchweiler. Was das soll und weshalb das gemacht wird, erläutern die Forstleute.
Deshalb wird jetzt Kalk versprüht
Bereits in den letzten Jahren wurde im Schwarzwald-Baar-Kreis immer wieder der Wald gekalkt. „Mit diesen Maßnahmen werden Waldböden regeneriert, die durch die Bodenversauerung geschädigt sind“, erklärt Hubert Grieshaber. Er koordiniert im Kreisforstamt die Maßnahme.
Die Böden wurden in weiten Bereichen während des letzten Jahrhunderts durch Luftschadstoffe belastet. Die Schäden durch die damit einhergehende Bodenversauerung können die Waldböden nur zu Teilen selbstständig regenerieren. „Das Ziel der Bodenschutzkalkung ist also nicht, dass der Ertrag gesteigert wird, sondern die natürlichen Nährstoffkreisläufe wiederherzustellen.
Zudem trägt die Kalkung dazu bei, das Grund- und Quellwasser zu schützen. Auch die Vitalität und Widerstandskraft der Waldbestände werden dadurch gestärkt“, betont Hubert Grieshaber.
Umfangreiche Vorbereitungen
Für die Planung der Bodenschutzkalkung wurden zahlreiche in einem GIS-System erfasste Informationen über den Bodenzustand durch die forstliche Versuchsanstalt (FVA) herangezogen und ausgewertet. Im gesamten Kreisgebiet wurde zusätzlich mittels Bodenproben im Wald abgewogen, ob eine Kalkung überhaupt Sinn macht und verbessernde Wirkung hätte.
„Auf diesen Grundlagen werden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage dienen“, erklärt Hubert Grieshaber die Grundlagenarbeit. Darauf sichtbar werden die Kalkungsflächen, kalkungsempfindliche Ausschlussbereiche und die geeignete Materialmischung. Pro Hektar werden rund drei Tonnen Gesteinsmehl ausgebracht. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial besteht nicht. Sensible Bereiche wie Waldbiotope oder sonstige kalkungsempfindliche Flächen werden von der Kalkung ausgespart.
Gerade jetzt eine besondere Bedeutung
Im Jahr des Waldbodens kommt den Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Stellen sie doch auch ein Kraftakt für das Kreisforstamt dar. „Wir haben in den letzten Jahren bereits einige Maßnahmen umgesetzt und planen bis 2027 die letzten Bodenschutzkalkungen durchzuführen. Da wir viele private Waldbesitzende im Landkreis haben und uns als Forstamt gute Abstimmung vorab wichtig ist, braucht das eben seine Zeit“, so Hubert Grieshaber. Privatwaldbesitzende können ihre Kosten durch eine Förderung mindern. Den Waldboden zu verbessern, soll nicht an der finanziellen Aufwendung dafür scheitern.
Mit diesen Begleiterscheinungen ist zu rechnen
Für Waldbesucher ist wichtig: Sperrhinweise müssen beachtet werden. Es ist mit einem erhöhten LKW-Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen zu rechnen. Zudem können gelegentlich Klumpen verbackenen Kalkstaubs aus dem Streukübel des Helikopters herabfallen. Auch wird es zu einer gewissen Staubentwicklung kommen. „Für die Waldbesuchenden heißt es, die vielleicht gewohnten Waldwege für ein paar Wochen zu meiden. Das ist uns bewusst“, so Hubert Grieshaber. „Aber vielleicht lässt es sich einfacher mit dem Wissen ertragen, dass der Wald gerade in „Kur“ ist und seine Waldböden verbessert werden.“