Rund um den EuroAirport wurden stark erhöhte PFAS-Konzentrationen im Trinkwasser nachgewiesen. Der Flughafen soll sich nun finanziell an der Lösung beteiligen.
Im menschlichen Körper und in der Umwelt bauen sie sich nur sehr langsam ab. Sie gelten als „Chemikalien für die Ewigkeit“ und können neurologische Beschwerden verursachen, krebserregend sein oder die Schilddrüse schädigen. Die Rede ist von „PFAS“. Die Abkürzung steht für Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen, die seit den späten 1940er Jahren hergestellt werden. Rund um den EuroAirport (EAP) vor den Toren Basels ist das Grundwasser stark mit diesen Substanzen belastet. So stark, dass eine Gesundheitsgefahr besteht. Nun will sich der EAP finanziell an der Lösung der Trinkwasserproblematik im Elsass beteiligen.
Vergangene Tests belegen, dass PFAS seit mindestens einem Jahrzehnt nahezu im gesamten Grundwasser des Elsass vorhanden sind. Saint-Louis samt Umgebung zählt zu den am stärksten mit PFAS belasteten Wassernetzen in Frankreich. Mutmaßlich ist Feuerlöschschaum dafür verantwortlich, der am Flughafen verwendet wurde. Die Konzentration übersteigt hier den festgelegten Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter um das Vierfache. Am meisten belastet zeigte sich das Wasser im September 2024 mit 459 Nanogramm in der Gemeinde Blotzheim, wie Auswertungen zeigen.
PFAS-Löschschaumverbot gilt ab Ende 2026
Seit einiger Zeit wissen die Anrainer im Elsass, dass ihr Trinkwasser so stark belastet ist, dass die Behörden vor dessen Gebrauch eindringlich warnen, wie Béla Bartha (Grüne Partei) in einer Anfrage an den Großen Rat schreibt. Schon seit Jahren werde auf Europäischer Ebene um ein Verbot von PFAS-haltigen Löschschäumen gerungen, und dieses soll nun auch gegen Ende 2026 in Kraft treten. „Die Gefahr ist also schon seit langem bekannt. So müssen wir im Regionaljournal vom 26. Mai erfahren, dass die Behörden im Elsass schon 2023 unter anderem die Gastronomie im Umfeld des EuroAirport angewiesen haben, kein Trinkwasser mehr auszuschenken. In der Zwischenzeit bis zum Mai 2025 hat die nichtsahnende Bevölkerung weiter PFAS-belastetes Leitungswasser bezogen“, moniert er.
Gemeinden sprechen Trinkwasserverbot aus
Im Mai haben die Behörden dann ein Trinkwasserverbot für elf Gemeinden erlassen, weil der PFAS-Grenzwert deutlich überschritten wurde. So wird das Risiko für Kranke, Schwangere und Kleinkinder als zu hoch erachtet. Dass die Chemikalien mittlerweile im Blut von Anwohnern nachweisbar sind, zeigt eine Studie des Vereins zur Verteidigung der Anrainer des EAP (ADRA). Demnach wurden bei insgesamt zehn getesteten Personen PFAS-Konzentrationen von bis zu 20 Mikrogramm pro Liter Blut und sogar mehr nachgewiesen. Der Grenzwert liegt laut der Human Biomonitoring-Initiative der EU bei fünf Mikrogramm pro Liter. Die Anwohner hätten jahrelang mit PFAS belastetes Trinkwasser zu sich genommen, heißt es von Seiten des Vereins.
Derweil teilt der Basler Regierungsrat in seiner Antwort mit, dass die Elsässer Gesundheitsbehörden im Mai und Juli 2023 eine erste Untersuchung zu PFAS im Grundwasser der Region unternommen hätten. Dabei seien im Trinkwasser in Saint-Louis sowie Bartenheim, Kembs und Rosenau Überschreitungen des künftigen Grenzwertes festgestellt worden. Betroffen seien rund 60 000 Einwohner in Frankreich. Da aber noch keine nationalen Vorgaben bestünden, seien ergänzende Analysen durchgeführt und Ende 2023 die Trinkwasser-Konsumenten der betroffenen Gemeinden informiert worden, heißt es weiter. Ein Brunnen wurde geschlossen, die Wasserressourcen angepasst.
Basler Trinkwasser ist nicht betroffen
Unterdessen ist das Basler Trinkwasser nicht betroffen, weil dieses aus dem Rhein gewonnen wird. „Das Trinkwasser im Kanton Basel-Stadt erfüllt die aktuellen gesetzlichen Anforderungen bei weitem“, so die Regierung. Zudem hält sie fest, dass die Flughafenfeuerwehr bereits seit drei Jahren keine PFAS-haltigen Löschschäume mehr einsetzt. Flughafendirektor Tobias Markert räumte gegenüber dem SWR ein: „Natürlich tragen wir eine Verantwortung, weil wir das mit verursacht haben.“ Rechtlich aber sieht er den Flughafen auf der sicheren Seite: „Wir haben uns damals strikt an die geltenden Vorschriften gehalten und die Löschschäume verwendet, die verfügbar waren.“ Insoweit die PFAS-Trinkwasserbelastung in den elsässischen Gemeinden im Einzugsbereich des EAP festgestellt wurden, engagiere sich der Flughafen aktiv in der Lösungsfindung, antwortet die Regierung. Zudem will sich der EAP finanziell an der Bewältigung der Situation beteiligen.
Belastungen auch in Grenzach-Wyhlen
Hierzulande ist die durch den Schaum verursachte PFAS-Belastung in Grenzach-Wyhlen ein Thema. Im Frühjahr 2023 hat es erste Messungen und Meldungen gegeben. Seither würden zum Beispiel die Aktivkohlefilter öfter gewechselt, um das Trinkwasser rein zu halten. Konkretere Maßnahmen seien zunächst keine ergriffen worden, denn es habe zu jener Zeit noch gar keine festgelegten Grenzwerte gegeben, wie es im Frühling im Gemeinderat hieß. Den Ursprung der PFAS-Belastung fand man im Bereich der Firma DSM-Firmenich. Auf dem Gelände des unternehmenseigenen Brandübungsplatzes wurden erhöhte PFAS-Konzentrationen im Boden festgestellt.