Wohnungsbesitzer fühlen sich allein gelassen. Stadt kümmere sich nicht.
Oberndorf - Eine kaputte Wohnung und "vorneweg 10.000 Sachschaden" – das ist laut Gisela Kartje die Bilanz eines Mitverhältnisses, das sie und ihr Mann Mitte 2016 mit einer Flüchtlingsfamilie aus Somalia eingegangen haben. Dabei macht die Wohnungsbesitzerin der Stadt Oberndorf große Vorwürfe. Deren Integrationsbeauftragte seien völlig überfordert.
Als die Kartjes ihre Wohnung in einem Haus in der Wiesenstraße auf dem Lindenhof an die Flüchtlingsfamilie vermieteten, sei ihnen vom Landratsamt und vom örtlichen Helferkreis "Offene Hände" zugesagt worden, sie müssten sich um nicht kümmern. Die Wohnung hatten sie seinerzeit frisch renoviert, das Bad gefliest, eine neue Küche eingebaut. Gisela Kartje hat unserer Zeitung Fotos zukommen lassen, die die Wohnung in gutem Zustand zeigen. Das erste Jahr habe auch alles gut funktioniert, die Räume seinen "tipptop" gewesen. Dann aber habe der Ärger begonnen. Die Miete sei ausgeblieben. Von den zuständigen Behörden habe man ihr mitgeteilt, da der Mieter nun berufstätig sei, müsse er seine Miete selbst bezahlen. Weil sie für die Renovierung einen Kredit aufgenommen hätten, seien die Kartjes auf die Miete angewiesen. Später sei auch noch ein Wasserschaden dazugekommen. Von Mitarbeitern der Stadt seien sie wiederholt damit "abgespeist" worden, sie sollten halt eine Räumungsklage anstrengen. Doch die kostet Geld.
Bad komplett verschimmelt
Als sie Anfang des Jahres endlich Zutritt zur Wohnung bekommen hätten, sei das Bad komplett verschimmelt und der Laminat in der Diele aufgeweicht gewesen. Daraufhin hätten die Kartjes ihren Mietern fristlos gekündigt.
Schließlich zogen die Mieter aus. Dabei hätten sie Möbel aus dem Fenster geworfen und das Treppenhaus beschädigt. Die Wohnung sei komplett hinüber und nicht mehr bewohnbar, die neue Küche kaputt. Bei der Schlüsselübergabe dieser Tage sei das Ganze nun eskaliert. Gisela Kartje räumt ein, die Integrationsbeauftragte, die bei der Wohnungsübergabe dabei gewesen sei, mit unflätigen Schimpfworten tituliert zu haben. Ihr sei einfach der Kragen geplatzt.
Bürgermeister Hermann Acker teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass man die Frau immer wieder darauf hingewiesen habe, dass es sich bei ihrem Mietverhältnis um eine rein privatrechtliche Angelegenheit handele, bei der sie notfalls den Privatrechtsweg beschreiten müsse. Die Stadt habe ihr Objekt nicht angemietet, sie sei weder Ausfallbürge, noch könne sie für durch Dritte verursachte Schäden aufkommen – "auch dann nicht, wenn es sich um Geflüchtete handelt". Seine Sekretariat habe Gisela Kartje wiederholt ein Gespräch bei ihm angeboten. Davon habe sie keinen Gebrauch gemacht.
Für die Vermieterin sind das Ausflüchte. Schließlich habe die Stadt durch ihre Integrationsbeauftragten auch eine Fürsorgepflicht. Dazu meint der Bürgermeister im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten: "Unsere Mitarbeiter kümmern sich sehr wohl. Aber manchmal fruchtet es halt einfach nicht." Er könne den Unmut der Frau jedoch durchaus verstehen.