Um bessere Lebensbedingungen für das bedrohte Auerwild zu schaffen, hat die Forst BW erstmals mit Freiwilligen des Vereins Bergwaldprojekt kooperiert und im Wald bei Bad Rippoldsau-Schapbach größere Freiflächen geschaffen. Die jüngste Bestandszählung der Tiere stimmt hoffnungsvoll.
Wie kann man dem vom Aussterben bedrohten Auerwild helfen? Der Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald von Forst BW setzt auf eine gezielte Verbesserung der Lebensgrundlagen.
Ansetzen müsse man damit in den Höhenlagen des Nordschwarzwalds, zwischen 800 und 950 Höhenmetern. Das Auerwild möge lange und kalte Winter, daher profitierten die Tiere von der Habitatgestaltung in diesen Höhenlagen besonders, heißt es in einer Pressemitteilung des Forstbezirks.
Auerwild liebe ursprüngliche, lichte Wälder mit vielen Freiflächen. Denn die Tiere schätzten es, sich in der Sonne aufzuwärmen und geeignete Huderplätzen für Staub- und Sandbäder zur Gefiederpflege zur Verfügung zu haben. Auf solchen Fläche seien die Hennen mit ihrem Gefieder kaum zu erkennen und bestens geschützt. Auch die Hahnenbalz finde oft auf solchen Freiflächen statt. Zudem brauche das Auerwild freie Bahn, um sicher abheben und wieder landen zu können. Zum Schlafen bevorzugten die Tiere starke Äste in den Kronen von Fichten, Tannen und Kiefern, weswegen Bäume mit Gipfelbrüchen und strukturreichen Kronen in den Lebensräumen des Auerwilds nicht gefällt würden. Insbesondere in den Randlagen von Freiflächen.
Kooperation mit Verein Bergwaldprojekt
Um diese zu schaffen und zu erhalten, eigneten sich – neben der Pflege von Hand – auch bodenschonende Schreitbaggersysteme mit einem speziellen Mulchaggregat. Letztere seien vor allem dann das Mittel der Wahl, wenn der Jungbaumbestand auf der zu pflegenden Fläche bereits etwas älter und somit größer sei. Mit dieser Methode sei im Herbst im Revier Holzwald bei Bad Rippoldsau-Schapbach eine große Fläche gepflegt worden.
Ebenfalls bei Bad Rippoldsau-Schapbach, im Revier Glaswald, packten zwei Gruppen freiwilliger Helfer von Bergwaldprojekt e.V. mit an und schufen ebenfalls eine große Freifläche für das Auerwild. Der Verein Bergwaldprojekt ist eine multinationale Umwelt- und Naturschutzorganisation, die mit Gruppen von zwölf bis 18 Freiwilligen in Waldökosystemen arbeitet. Das Projekt im Revier Glaswald sei das erste mit Forst BW gewesen, heißt es in der Mitteilung.
Freiwillige begeistert bei der Sache
Im Rahmen der Kooperation seien alle Jungfichten mit Handsägen und Astscheren entfernt worden. Das Schnittmaterial sei nicht entfernt, sondern vor Ort aufgehäuft worden, um Kleintieren und Amphibien einen Lebensraum zu bieten. Am Ende habe man so eine Fläche geschaffen, auf der sich Heidelbeeren, Preiselbeeren und Vogelbeeren entwickeln könnten. Einzelne Tannen mit tief angesetzten Ästen, Kiefern und Laubbäume habe man als Schutz und Unterschlupf für die Auerhennen und ihre Küken stehen lassen.
Die Teilnehmer des Bergwaldprojekts seien begeistert von ihrem Arbeitseinsatz gewesen. Zum einen wegen des sonnigen Herbstwetters und der Aussicht auf den malerischen Glaswaldsee, zum anderen wegen der Ausführungen von Revierleiter Ralf Kober über die Historie des Nordschwarzwaldes und seiner Bewirtschaftung.
Maßnahmen helfen auch anderen Arten
Alle Maßnahmen der Habitatgestaltung seien mit dem Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz abgestimmt und werden durch ein Förderprogramm unterstützt. Die neuesten Erhebungen zum Bestand des Auerwilds im Bereich des Auerhuhnhegerings zeigten seit einem Jahr eine Stagnation mit leichter Tendenz nach oben. Dies stimme alle Beteiligten hoffnungsvoll und zeige, dass die Maßnahmen Früchte tragen und sich die Bemühungen zur Schaffung besserer Lebensbedingungen lohnten.
Die Lebensräume des Auerwilds überlappten sich – was die Ansprüche angehe – überwiegend mit denen des Rotwilds, der Kreuzotter und vieler Amphibien. So förderten die Maßnahmen gleich mehrere, teils bedrohte, Arten.