Der symbolische Spatenstich erfolgte am Mittwochmittag unter den Augen zahlreicher Gäste. Foto: Fotos: Fritsch

Spatenstich: Startschuss für Gesundheits-Campus und das neue Kreiskrankenhaus in Calw / Zwei Jahre Bauzeit geplant

Sieht man mal von Wetter ab – nur strahlende Gesichter gab’s gestern auf dem Stammheimer Feld, Robert-Bosch-/Ecke Mildred-Scheel-Straße: Spatenstich für den neuen Gesundheits-Campus und das neue Kreiskrankenhaus in Calw.

Calw. "Ein echter Meilenstein für die Region", nannte nicht nur ein auffällig gut gelaunter Landrat Helmut Riegger dieses Ereignis. Wobei der Kreis-Chef irgendwie die ganze Zeit den Eindruck machte, als müsste er sich selber immer wieder kneifen, dass diese Vision einer maximal modernen medizinischen Versorgung jetzt tatsächlich Realität wird. Die Erschließungsarbeiten für das sechs Hektar große Campus-Gelände – liegen nach nur sechs Monaten komplett in Plan. Zwei Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Womit die Politik – in diesem Fall der Calwer Kreistag – Wort halte, das einst mit großer Mehrheit beschlossene medizinische Konzept für den Landkreis auch wirklich in die Tat umzusetzen.

Rund eine Viertelmilliarde Euro würde dafür an den Standorten Calw und Nagold in die jeweils geplanten Neubauten fließen, davon 150 Millionen Euro in den Calwer Gesundheits-Campus – der, da waren sich alle Festredner an einig, Vorbild werden würde nicht nur für ganz Baden-Württemberg, sondern für das ganze Land, wie die medizinischer Versorgung im ländlichen Raum zukunftsfähig gemacht werden könne. Wobei gerade auch vielfach von den Rednern die hochwertigen Arbeitsplätze gewürdigt wurden, die speziell in dem neuen "voll digitalisierten" Krankenhaus künftig den Ärzten und der Belegschaft angeboten werden könnten.

Wobei in diesem Zusammenhang durchaus auch kritische Töne von Martin Loydl, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Klinkverbunds Südwest, als Betreiber der Calwer Kreiskliniken zu hören waren – der es "eine Fehlentscheidung" in den 1990er-Jahren nannte, damals statt bereits einem Neubau auf einen Ausbau des alten Krankenhaus-Standortes gesetzt zu haben. Dieser Fehler würde mit dem jetzt begonnen Neubau "endlich korrigiert". Wobei Loydl ankündigte, dass man nun mit den voraussichtlich in zwei Jahren fertiggestellten Neubau "den Krankenhausbetrieb völlig neu erfinden" werde. Was zwar auch eine Herausforderung sein würde, aber Zeichen setzen solle für die bestmögliche medizinische Versorgung in Calw und dem nördlichen Landkreis.

Weshalb, das sollte Calws Oberbürgermeister Florian Kling fast ebenso gut gelaunt wie der Landrat ergänzen, das neue Krankenhaus "für die Menschen aus Calw und der ganzen Region" längst "zu einem echten Herzens-Projekt" geworden sei, auf das er sich auch ganz persönlich sehr freue, "dass es nun ernst wird!" Für Calw stelle der künftige Gesundheits-Campus zudem auch einen echten Standortfaktor dar, was auch dadurch repräsentiert werde, dass die Stadt für die Errichtung des Krankenhauses und der verschiedenen, den Hauptbau umgebenen Zusatzbauten sechs Hektar seiner raren und wertvollen Gewerbeflächen hergegeben habe. Von denen aus nun das neue Krankenhaus übrigens auch den besten "Schwarzwald-Ausblick" in der Stadt künftig haben werde, weshalb der Schultes kurzerhand zur Freunde der Festgäste proklamierte: "Das ist die neue Schwarzwald-Klinik!" Und ihr "Professor Brinkmann" (aus der gleichnamigen ZDF-Serie) in Calw heiße "Professor Oberhoff" (Martin Oberhoff ist Chefarzt der "Inneren" des Kreiskrankenhauses Calw).

Martin Oberhoff alsProfessor Brinkmann

Der neue Professor Brinkmann ehrenhalber nahm es jedenfalls mit Humor, wobei Oberhoff als Chefarzt der künftigen neuen Klinik auch – wieder ganz ernst – darauf verwies, dass sich gerade jetzt in der Pandemie sehr deutlich gezeigt habe, dass "die kleinen Krankenhäuser das Rückgrat" bei der Bewältigung der Pandemie-Folgen gebildet hätten. Sie hätten durchgängig deutlich mehr Intensiv-Betten zur Verfügung stellen könnten als etwa die Mega-Häuser im Land. Zudem sei es auch so, dass überall dort, wo Krankenhäuser im ländlichen Raum geschlossen würden, auch insgesamt die medizinische Versorgung verloren gehe, weil dann auch immer Haus- und Fachärzte in Richtung der noch bestehenden Kliniken abwandern würden.

Insofern sei der Gesundheits-Campus in Calw "ein echtes Leuchtturmprojekt, um das wir im ganzen Land beneidet werden". Weil sonst kein anderer ein solches Modell dafür habe, auf welche Weise man die Zukunft die medizinische Versorgung im ländlichen Raum organisieren könnte. "Wir werden hier eine wohnortnahe hochwertige medizinische Versorgung realisieren", wie sie daher ohne Beispiel sei.