Die Überreste des Feuerwerks: Womöglich der Auslöser für den Großbrand? Foto: Eyrich

Nach dem Großfeuer bei Reifen Göggel in Gammertingen wurden am Montag noch einzelne Glutnester bekämpft. Die Stadt gibt derweil kein gutes Bild ab.

Gammertingen - Am Sonntag saß der Schock über die Geschehnisse vermutlich noch zu tief. Anfragen unserer Redaktion verliefen ins Leere. Montag, um 10:15 Uhr, meldete sich endlich Reifen Göggel zu Wort – mit guten Nachrichten.

Nur eine Halle betroffen

Laut Marketingleiter Mike Hummel sei bei dem Großbrand nur eine von acht Hallen betroffen. Die wiederum sei nur ein Lager für Winterreifen gewesen und "nicht Bestandteil des Geschäftsbetriebes". Inhaber und Geschäftsführer Bruno Göggel ließ ausrichten, dass trotz der Aufräumarbeiten und des Schadens in Millionenhöhe die gewohnten Geschäftsprozesse unvermindert weiterlaufen. Die Bild zitiert Göggel mit den Worten: "Wir geben nicht auf und bauen alles wieder auf!"

Unterdessen waren auch am Montag noch circa 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Es wurden letzte Glutnester bekämpft. Wie ein Sprecher mitteilte, sei der Brand an sich jedoch gelöscht. Die Glutnester würden per Bagger auseinandergezogen.

Ursache bislang ungeklärt

Weiter offen ist die Frage nach der Brandursache. Und die wird wohl so schnell auch nicht beantwortet werden. "Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse. Es waren nochmals Polizisten vor Ort. Zudem wurde ein Brandgutachter beauftragt, der sich ein Bild machen wird. Dies ist bei großen Schäden üblich", erklärt Christian Sugg von der Pressestelle der Polizei in Ravensburg. Einen genauen Zeitraum, bis wann die Ursache ermittelt sei, gebe es nicht. Laut Sugg könnte es noch Wochen dauern. Mike Hummel von Reifen Göggel sagt: "Das Unternehmen unterstützt die Ermittlungen der Behörden vollumfänglich, kann sich gegenünber der Presse aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äußern und bittet um Verständnis."

Gerade zur Brandursache gibt es viele Spekulationen – in den sozialen Medien wird oftmals das Feuerwerk, welches im Rahmen der Hochzeit von Inhaber Bruno Göggel gezündet wurde, genannt. Pikant an der Sache: Gammertingens Bürgermeister Holger Jerg hatte zunächst erklärt, dass das Feuerwerk genehmigt wurde. Wie Recherchen unserer Redaktion ergeben haben, ist das nicht ganz richtig. Das Feuerwerk war nicht genehmigungspflichtig, da es von einem gewerblich tätigen Pyrotechniker mit entsprechender Lizenz durchgeführt worden ist.

Vertuschung? Stadt löscht Mitteilung auf eigener Homepage

Das Feuerwerk wurde dabei bereits Mitte Mai 2022 und damit fristgerecht laut §23 der Sprengstoffverordnung angezeigt. Spätestens zwei Wochen vorher müssen demnach die Unterlagen eingereicht werden. Die Stadt Gammertingen hat den Antrag samt Lageplan und Abstandsbedingungen geprüft, geduldet und zum damaligen Zeitpunkt im Mai keine Einwände erhoben. "Von unserer Seite wurde es nicht verboten", erklärte Martin Fiedler, Fachbereichsleiter Hauptamt und Personal bei der Stadt Gammertingen. Die Verantwortung für die korrekte Durchführung habe beim Pyrotechniker gelegen.

Interessant: Am 19. Juli 2022 hatte die Stadt Gammertingen vor einer Waldbrandgefahr gewarnt und unter der Überschrift "Rauchen und Feuer machen ist strengstens verboten!" geschrieben, dass aufgrund der anhaltenden Hitze und der fehlenden Niederschläge dringend darum gebeten werde, Rauchen und Feuer in der Natur zu unterlassen. Im Laufe des Montags hat die Stadt den Artikel von der Homepage gelöscht – und öffnet damit Raum für Spekulationen. Gültigkeit hätte die Meldung angesichts der Dürre und der Hitze nach wie vor. Denkbar ist, dass die Stadt vertuschen will, dass sie unmittelbar vor der Hochzeit von Corinna und Bruno Göggel vergessen hat, das Feuerwerk angesichts der verschärften Rahmenbedingungen zu untersagen.

Wie alles genau abgelaufen ist, ermittelt jetzt die Polizei, die sich am Montag auch Unterlagen aus dem Gammertinger Rathaus aushändigen hat lassen.

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