Durch das sogenannte „Herrenberg-Urteil“, müssen Musikschulen ihre Honorarkräfte fest anstellen. Das ist teuer. Die Lösung des Freudenstädter Gemeinderats: Spenden sammeln.
Das „Herrenberg-Urteil“ aus 2022, das Musikschulen zwingt, ihre Honorarkräfte künftig fest anzustellen, stellte die Musik- und Kunstschule in Freudenstadt vor große finanzielle Herausforderungen – und tut es noch.
Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, hatte die Stadt die Schule bereits mehrfach bezuschusst, ihr die Kaltmiete für das Gebäude in der Bismarckstraße erlassen und Ende Mai noch eine Soforthilfe in Form eines Vermächtnisses über 80 000 Euro bereitgestellt.
Bereits heute hat die Musik- und Kunstschule (MuK) die höchste laufende finanzielle Förderung eines Freudenstädter Vereins. Dennoch sind nicht alle Kosten gedeckt. Vereinsvorsitzender Christof Ruetz stellte dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung nun Möglichkeiten zur Reduzierung der Ausgaben und Steigerung der Einnahmen vor.
Mehr Einnahmen, weniger Ausgaben
Um die Miete zu sparen wurde bereits das Kunsthaus in der Hirschkopfstraße aufgegeben, außerdem wurden lediglich 50 Prozent der Lehrkräfte in ein Angestelltenverhältnis übernommen. Man fahre weiter auf Sparflamme, worunter jedoch auch das Angebot leide, führte Ruetz aus.
Zudem sollen die Gebühren ab 2026 um fünf bis sieben Prozent erhöht und ein Freundeskreises gegründet werden. Auch setze die Schule sehr auf die neue Schulleiterin Mikela Becker, die auch eine kaufmännische Ausbildung mitbringt.
Erneuter Zuschuss bewilligt
Zwar bewilligte der Gemeinderat einstimmig einen erneuten Zuschuss über 76 220 Euro, erhöht wurde dieser jedoch nicht. Dafür solle die Musikschule sich bei der Sponsoren-Suche doch einfach etwas mehr ins Zeug hängen, lautete der fast einhellige Tenor des Gemeinderats.
Ein Sponsoring sei zwar „nice to have“ und werde auch projektweise helfen, erläuterte Schulleiterin Mikela Becker dem Gremium. Aus Erfahrung mache dies jedoch lediglich ein bis 1,5 Prozent aus. Die MuK sei daher also weiterhin stark auf die Zuschüsse der Stadt angewiesen.
MuK soll Sponsoren finden
Anders sieht das Freudenstadts Oberbürgermeister Adrian Sonder: „Die Förderung wird nur in eine Richtung gehen und zwar nach unten.“ Viele Kommunen werden sich gerade in puncto Kultur einschränken müssen, so der OB. Vor diesem Hintergrund sei Sponsoring eben nicht nur „nice to have“, sondern essenzieller Bestandteil der Finanzierung. Er wolle der Musikschule aber auch Mut zu sprechen. Schließlich werde niemand als Sponsoren-Fänger geboren, doch ein jeder könne es werden.
Spendenhöhe bei Musikschule „lächerlich“
Ähnlich verhielt sich die Debatte des Gemeinderats zum Thema Spenden. Diese deckten, laut Becker, derzeit gerade mal ein Prozent der Kosten. „Lächerlich im Vergleich zu anderen Vereinen“, meint Stadtrat Hermann John (FWV). Ruetz erklärte jedoch, dass ihr Klientel ja bereits für die Leistungen bezahle, wieso sollten diese dann also noch spenden?
Das Problem liege laut Sonder jedoch an anderer Stelle. Zwar seien alle an der Seite der MuK, jedoch dürfe man eben auch keine Scheu haben, denn „man muss Menschen nach Geld fragen“. Dann springe mit Sicherheit auch etwas dabei raus.
Sonder, ebenso wie der restliche Gemeinderat zeigten sich optimistisch, dass ein Verein mit so vielen politischen Fürsprechern kein Problem haben sollte, Spender und Sponsoren zu gewinnen.