Die Stadt Zell hat die Gewinner des Gerhard Jung-Wettbewerbs ausgezeichnet. Mit Simon Schelb ist auch ein Liedermacher dabei.
Der Gerhard-Jung-Wettbewerb dient der Förderung der alemannischen Mundart und findet alle drei Jahre statt. Jung ist einer von sechs Ehrenbürgern der Stadt und hat als Mundartdichter viele Bücher veröffentlicht. Zum Wettbewerb eingeladen sind Nachwuchsliteraten bis 36 Jahre. Einige Prämierte bekommen ein Preisgeld, das von der Stadt, der Muettersproch-Gsellschaft und der Sparkasse Wiesental gestiftet wird.
Erinnerung an Ehrenbürger
Markus Manfred Jung, der Sohn von Gerhard Jung, moderierte die Feierstunde, an der auch sein Bruder Karlheinz, dessen Ehefrau Ulla und seine Schwester Sabine Ging teilnahmen. Er stellte die Vorzüge der eingereichten Texte vor. Viel lesen musste die Jury, aus Heidi Zöllner, Vorsitzende der Muettersproch-Gsellschaft und Timo Weber-Blaser, Lehrer an der Montfort-Realschule, dieses Mal nicht. Lediglich neun Teilnehmer sandten ihre Beiträge an die Stadtverwaltung, die mit diesem Wettbewerb die Erinnerung an ihren Ehrenbürger hoch hält. Die Qualität der eingereichten Texte sei aber gut und preiswürdig, versicherte Jung
Die Preisträger
Den ersten Preis erhielten Simon Schelb (Sparte Lied) und Kathrin Ruesch (Prosa und Lyrik). Einen zweiten Preis erhielten Kim Boos aus Hausen (Prosa), Catharina Müller und Jenny Gersbacher (beide Lyrik). Und mit einem dritten Preis wurden Ida Kiefer (Prosa) und Jonas Büchin (Lyrik) ausgezeichnet. Den ersten Platz in der Sparte Schulbeitrag erhielt die Klasse 4a der Gerhard-Jung-Schule, von der vier Schüler ihre Rondelle vorlasen.
Aus Bordeaux angereist
Kathrin Ruesch war extra aus Bordeaux angereist, um ihren Preis in Empfang zu nehmen. Dort studiert sie Lehramt. „Das des scho usgreifte, großartige Kunscht isch, was du do schribsch, do si mer uns en de Jury einig gsi“, lobte Jung die Beiträge der Buggingerin. Er pries ihren Sprachreichtum und ihre Themen- und Formenvielfalt. Zwei ihrer eingereichten Prosa-Texte könnten auch als Lyrik angesehen werden. Ruesch las „Räge uff Blechdach“, „Herbschtbühni“, „Mond in de Birke Wind überem Berg“ vor und trug den Poetry-Slam-Text „Sturm uf Babel“ vor, bei dem sie Französisch, Deutsch und Alemannisch vermengt.
Dialekt für Experimente
„Never give up, my friend! De Dialekt chläbbt noch am Schrubbstock vive la poésie!“, ruft sie am Ende ihres Textes. Ruesch erklärte im Interview mit Jung, durch den Gerhard Jung-Wettbewerb habe sie angefangen auf Alemannisch zu schreiben. Der Dialekt eigne sich „wunderbar zum Experimentieren“.
Auswahl an Liedern vorgestellt
Simon Schelb stellte eine kleine Auswahl seiner 25 Lieder vor: „So jung“, „Schwarzwald“, „Irgendwann bleib ich dort“ und „Glücklich auch wenn nit magst“. In seinem Schwarzwald-Lied, so Laudatorin Heidi Zöllner, beschreibe Schelb seine Heimat, seine netten Leute und zeige auf, dass dieser Teil von Baden-Württemberg nicht zurückgeblieben sei, sondern offen für Innovationen.
Lob für gefühlsbetonte Sprache
Markus Manfred Jung ging auf jeden Preisträger ein. Sie durften einige ihrer eingereichten Texte vortragen. Ida Kiefers „I trag mi Tracht“ lobte er aufgrund ihrer gefühlsbetonten Sprache und der Klarheit der Aussage. Jonas Büchins „Nachtkrepp“ verortete er in der schwarzen Pädagogik von vor 50 Jahren. Büchin las auch seine Übersetzung des Taylor Swift-Lieds „Begin again“ ins Alemannische vor.
Gedichte erzählen Geschichten
Jung hieß Catharina Müllers Können zur Verknappung und Verdichtung gut: „Ihri Gedicht verzelle au e chleini Gschicht, wo in uuse Chöpf Bilder entschtoh lönn.“
Jenny Gersbacher hat Jung bei einem Poetry Slam in Lörrach entdeckt. „Si hät sechs gueti Gedicht iigreicht, jedes für sich inre andere Form, greimt, nit greimt, rhytmisiert oder frei – auf jede Fall mit Talent“, urteilte Jung. Auch sie hat ein Lied ins Alemannische übertragen – „When I was your man“ von Bruno Mars.
Die Ausgezeichneten erhielten zum Teil auch ein Preisgeld. Ingesamt wurden 2650 Euro vergeben.
Palme: „Gerhard ist und bleibt in Zell omnipräsent“
Bürgermeister Peter Palme würdigte Gerhard Jungs Wirken für die Stadt, dessen Porträt im Forum des Rathauses an der Wand hängt, ebenso wie das der weiteren Ehrenbürger. Jung ist Ehrenbürger und Ehrenmitglied in der Trachtengruppe Zell.
Wettbewerb fortführen
Auf seine Initiative hin entstand der „Alemannenweg“, der vom Schwanenweiher auf das vordere Schänzli führt. Der Schwarzwaldverein hat ihn aufwendig restauriert. „Gerhard Jung ist und bleibt in Zell omnipräsent und stets in guter Erinnerung“, betonte Palme. Er kündigte an, den inzwischen zur Tradition gewordenen Wettbewerb fortzuführen. Die nächsten Preise an Jungliteraten sollen 2028 verliehen werden.