Bürgermeisterin Susanne Irion erinnert an den Abwurf der Atombombe in Hiroshima und die grausamen Folgen.
„Es dauert nur etwa zehn Sekunden, bis der Feuerball einer Nuklearwaffe seinen maximalen Umfang erreicht - aber die gravierendsten Schäden für Menschen überdauern Jahrzehnte, Generationen.“
Mit diesen Worten begann Bürgermeisterin Susanne Irion ihre Ansprache zum Gedenktag der „Bürgermeister für den Frieden“ („Mayors for Peace“). Der weltweite Zusammenschluss geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1982 zurück. Der damalige Bürgermeister von Hiroshima wollte ein Zeichen gegen den Einsatz von Atomwaffen setzen. Mittlerweile gehören 8000 Städte und Gemeinden aus 166 Ländern dem Zusammenschluss an und hissen immer am 8. Juli die grün-weiße Flagge vor den Rathäusern.
Grün-weiß Flagge
„Der Abwurf der Atombombe in Hiroshima verdeutlichte allen die Grausamkeit und die Auswirkung der schlimmsten aller Massenvernichtungswaffen, die in den 1980er-Jahren mit 70 000 Toten ihren traurigen Höchststand erreichte. Nach dem Ende der Blockkonfrontation schwand die Angst vor Atomwaffen aus dem öffentlichen Bewusstsein“, fasste Irion die Entwicklungen in der Vergangenheit zusammen, um dann einen Bogen in die Jetzt-Zeit zu schlagen.
Anzahl hat sich reduziert
„Auf den ersten Blick mag es auch heute noch eine gute Nachricht sein, dass sich die Anzahl der Atomwaffen seit Ende des Kalten Krieges auf 12 700 reduziert hat. Schwierig ist jedoch, dass die Anzahl der Staaten, die über Atomwaffen verfügen und aus unserer Sicht von zunehmend unberechenbareren autokratischen Staatsregimen geführt werden, steigt.“ Mit Blick auf die aktuellen Konfliktherde betonte sie: „Die Vision einer atomwaffenfreien Welt rückt in immer weitere Ferne. Trotzdem ist unsere Stadt Mitglied bei Mayors for Peace.“ Denn der Wunsch nach einer atomwaffenfreien Welt, den eine die Menschen weltweit.
Nicht leicht zu verarbeiten
Klaus Butschle, Revierförster von Trossingen, war vor einigen Jahren in Hiroshima und sah dort in einer Gedenkstätte sehr eindrücklich die Folgen des Atombombenabwurfs. „Die Menschen, die nicht gleich gestorben sind, haben unvorstellbar gelitten. Die Haut hing wie Fetzen von ihnen, und sie starben erst nach Wochen voller Qualen.“ Der Kontrast – eben noch in der Gedenkstätte, ein paar Straßen weiter schon wieder in der pulsierenden Großstadt Hiroshima – sei nicht leicht zu verarbeiten gewesen.
Die Konsequenzen dieses ersten Atombombenabwurfs müssten den Menschen stets eine Warnung sein, dass es soweit nie wiederkommen dürfe. Und trotzdem betonte er: „Wer wehrlos ist, ist angreifbar“.
Wolfgang Steuer, der vor einigen Jahren den Trossinger Beitritt zu den „Bürgermeistern für den Frieden“ initiiert hat, stellte Eiko und Asghar Khoshnavaz vor. Eiko Khoshnavaz ist Japanerin und las einige von ihr verfasster Haikus vor. Die kurzen Gedichte trug sie auf Japanisch und Deutsch vor. Der sprachliche Kontrast, die unterschiedlichen Sprachmelodien und doch die gleiche Botschaft, dieses Zusammenspiel empfanden die Zuhörer als beeindruckend.
Japanerin trägt Haikus vor
Asghar Khoshnavaz ist gebürtiger Iraner, arbeitet als Künstler und setzt sich gemeinsam mit seiner Frau Eiko für die Stärkung der Demokratie ein. Er las ein Gedicht des iranischen Dichters Saadi vor, das auch in den Vereinten Nationen ausgestellt ist. „Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt, verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt“, endet das Gedicht aus dem 13. Jahrhundert.
Umrahmt wurde die Feier, auch die Einholung der Flagge, durch den japanischen Frauenchor „Sakura“ unter der Leitung von Yuko Koyama. Die Musik gab der Veranstaltungen einen besonderen feierlichen Rahmen und entließ die Teilnehmer nachdem das letzte Stück verklungen war, in einen sommerlichen Abend, den viele noch nutzen, um das gerade Gehörte gemeinsam zu reflektieren.