Der ehemalige Verbrennungsplatz Biswurm (unten) am Stadtrand von Villingen, oben das Gewerbegebiet Vockenhausen. Foto: Marc Eich

In einem offenen Brief kritisiert die Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“ die Trassenführung der B 523 über die Altlast Biswurm am Stadtrand von Villingen. Messwerte würden alarmierende Schadstoffbelastungen im Grundwasser zeigen.

Die geplante Erweiterung der B 523 sorgt für heftige Kritik. In einem offenen Brief an die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und das Regierungspräsidium Freiburg warnt die Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“, vertreten durch Anton Karle und Peter Sachse vor erheblichen Umweltgefahren.

 

Grund ist die geplante Trassenführung über das Gelände der Altlast „Verbrennungsplatz Biswurm“, das als eine der schlimmsten Altlasten in Baden-Württemberg gilt. Trotz früherer Sanierungsversuche befinde sich das Areal, das sich am Rande der B 33 und unweit des Mönchsees befindet, weiterhin in der sogenannten Nachsorgephase, weil nach wie vor erhebliche Risiken für die Umwelt bestünden.

Ein zentrales Problem sei die anhaltende Belastung des Grundwassers mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW). Messungen hätten wiederholt Werte gezeigt, die das 100- bis 200-Fache des zulässigen Prüfwerts überschritten, schreiben Karle und Sachse.

Besonders besorgniserregend sei, so heißt es weiter, dass die Messungen Mitte 2023 offenbar unterbrochen wurden. Zudem seien die Messbrunnen an ungeeigneten Stellen platziert worden, so dass die tatsächliche Belastung möglicherweise noch höher liege. „Dass dies seit 2019 nicht korrigiert wurde, lässt Zweifel an der Wirksamkeit der Aufsicht aufkommen“, heißt es in dem Brief.

Neben den LHKW werden auch weitere Schadstoffe wie polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und polychlorierte Biphenyle (PCB) im Boden vermutet. Zwar sei auf einer Teilfläche ein Bodenaustausch erfolgt, jedoch sei die gesamte Kontaminationsfläche weitaus größer. Karle und Sache kritisieren, dass es bislang keine verlässlichen Angaben darüber gibt, wie tief die Schadstoffe tatsächlich in den Boden eingedrungen sind. Schätzungen zufolge könnten sie bis in eine Tiefe von über 20 Metern reichen.

Empörung über Aussagen der Stadtverwaltung

Besonders empört zeigt sich die Initiative über die Aussagen der Stadtverwaltung und des Regierungspräsidiums zur geplanten Trassenführung. In einer Gemeinderatssitzung sei betont worden, dass der Straßenbau eine positive Wirkung haben könnte, da die Altlast nicht mehr der Witterung ausgesetzt wäre. Diese Argumentation halten die Kritiker für fahrlässig. „Eine Straßenüberbauung ersetzt keine fachgerechte Sanierung“, so Karle und Sachse.

Auch das Regierungspräsidium selbst hatte sich in einem Schreiben vom September 2024 zu dem Vorhaben geäußert und die Bebauung als „technisch umsetzbar und wirtschaftlich sinnvoll“ bezeichnet. Dies sei jedoch eine Verharmlosung der Risiken, betont die Initiative. Sie fordern eine unabhängige Untersuchung durch Fachleute, bevor eine endgültige Entscheidung über die Trassenführung getroffen wird.