Bis 13. Oktober 2024 finden Aktionstage für gentechnikfreies Essen statt. Liegt schon etwas gentechnisch Verändertes auf unseren Tellern?
Birgit Strohmeier betreibt zusammen mit ihren Ehemann Christoph Trütken den Antonihof. Sie engagiert sich schon seit langem gegen die so genannte Grüne Gentechnik, beziehungsweise fordert eine Co-Existenz und somit eine Wahlfreiheit – nun könnte man meinen, bis solche Produkte bei uns auf den Tellern landen, ist es noch weit – das könnte sich schnell ändern.
Einige der Parameter dafür sind eine wachsende Weltbevölkerung, die ernährt sein will; Klimawandel mit invasiven schädlichen Insekten; Dürreperioden sowie ein einfaches und günstiges Verfahren, um Pflanzen mit Grüner Gentechnik zu verändern: Die Crispr Cas 9 Schere, an deren Entdeckung und Entwicklung Jennifer Doudna maßgebliche beteiligt war. Einige der großen Saatgutkonzerne wie Bayer setzen auf das Verfahren.
Sorten von Baumwolle, Sojapflanzen und jetzt auch Weizen durchliefen dieses Verfahren. In diesen Weizen wurde eine Gensequenz von Sonnenblumen eingebaut und er verträgt nun den Trockenstress besser als herkömmliche Arten, vermeldet das Portal www.transgen.de. In Argentinien wird der so genannte HB4 Weizen bereits angebaut.
Brasilien genehmigt
2021 genehmigte die brasilianische Regierung, einer der Hauptabnehmer des argentinischen Weizens, die Einfuhr. Eine Sojabohnensorte durchlief ebenfalls dieses Crispr-Verfahren, diese hat nun eine Importzulassung für Brasilien, USA, Paraguay und für das wichtigste Exportland: China. Keine Informationen macht das Portal zu Patenten und Lizenzgebühren, welche die Konzerne auf diese durch das Crispr-Verfahren veränderten Pflanzen erheben.
Beteiligte profitieren
Auch eine Maissorte wurde in dieser Art behandelt, es wurde aber ein anderes Gen transferiert. Hierzu informiert das Portal: „Die am (...) Projekt beteiligten afrikanischen Staaten (Äthiopien, Kenia, Mosambik, Nigeria, Südafrika, Tansania und Uganda) konnten mit diesem Mais frei von Lizenzgebühren weiterarbeiten und ihn an die jeweiligen örtlichen Bedingungen anpassen. Zusätzlich wurde Bt-Mais eingekreuzt, der den Pflanzen eine Insektenresistenz verleiht und gegen den Maisstängelbohrer wirken soll.“ Bei BT-Sorten werden Gensequenzen verändert, die Giftstoffe gegen Fraßinsekten und ähnliche Feinde produzieren. Der Maisstängelbohrer kommt auch in Deutschland vor, teilweise schon massiv.
Das Problem dabei ist, dass solche Veränderungen gewünschte, wie auch nicht gewünschte Effekte mit sich bringen. So berichtet das Portal www.testbiotech.org von einem Effekt, bei dem sich in transgenen Sojafeldern bestimmte Unkräuter besser vermehren, die gleichzeitig die Nahrung der Raupe ist, die „Black Armyworm“ genannt wird, und somit auch die Population der daraus entstehenden Nachtfalter wächst. Weiterhin soll sich laut dem Portal in Brasilien die so genannte Tabakmottenschildlaus in Gentechnik-Soja besonders stark ausbreitet. Die Läuse, die an diesen Pflanzen saugen, seien vitaler und die Zahl ihrer Nachkommen sei deutlich erhöht.
Lobbydruck bei EU
In der EU sieht die Situation laut dem Verein Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) wie folgt aus: Im EU-Ministerrat konnten sich die Landwirtschaftminister in Sachen Zulassung von gentechnisch veränderten Sorten nicht einigen. Bis zum 31. Dezember 2024 habe Ungarn, das als gentechnik-kritisch gilt, die EU-Ratspräsidentschaft. Doch ab 2025 geht es laut AbL weiter: „Mit hohem Lobbydruck soll die Deregulierung in der ersten Jahreshälfte mit der polnischen Ratspräsidentschaft oder spätestens ab Juli 2025 mit der dänischen Ratspräsidentschaft durchgesetzt werden.“ Und: „Ginge es nach dem Willen der Gentechnik-Befürworter, dann würden die Kennzeichnungspflicht, Koexistenzmaßnahmen zum Schutz der gentechnikfreien Land- und Lebensmittelwirtschaft, Haftung und die Risikoprüfung abgeschafft.“ Laut Foodwatch, September 2023, wünscht sich aber sowohl eine Mehrheit im Handel als auch bei den Verbrauchern die Kennzeichnung.
Wahlfreiheit erhalten
Birgit Strohmeier: „Der bisherige Verordnungsvorschlag ist eine Katastrophe für die Zukunft unserer gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landwirtschaft und unserer Wahlfreiheit. Ziel muss es weiterhin sein, dass die Wahlfreiheit vom Acker bis zum Teller erhalten bleibt.“ Zusätzlich sieht man bei dem Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft folgende Problematik: Das Risiko werde auf die Gesellschaft abgewälzt.
Jeder kann seine Meinung äußern, in dem er Briefe an Entscheidungsträger bei Land Bund und EU schreibt oder mit den #GentechnikfreieErnte etwas in den sozialen Medien postet, informiert Birgit Strohmeier.
Info: www.transgen.de; www.abl-ev.de; Jennifer Doudna und Samuel Sternberg: Eingriff in die Evolution (Springer Verlag)