Blicken auf dreieinhalb erfolgreiche Anfangsjahre von La belle mariée zurück: die Geschäftsführerinnen und Freundinnen Nikol Konta und Romina Auer. Foto: Mareike Kratt

Seit fast dreieinhalb Jahren gibt es im E-Werk das La belle mariée. Die Inhaberinnen Nikol Konta und Romina Auer zeigen, wie das Brautmodenstudio mit Blick auf die problematische Einzelhandelsentwicklung in Schwenningen läuft.

Eigentlich noch mitten in der Corona-Krise haben Nikol Konta und Romina Auer den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und im zweiten Stock des E-Werks in zentraler Lage zwischen Markt- und Muslenplatz ein Brautatelier eröffnet. „Seitdem haben wir schon echt was auf die Beine gestellt“, sagt Romina Auer und blickt zufrieden auf die drei Anfangsjahre von La belle mariée. Doch die Pandemie sollte nicht die einzige Krise bleiben, die die beiden Unternehmerinnen seither durchlaufen mussten.

 

Mit Ukraine-Krieg oder Energiekrise sei es die grundsätzliche weltpolitische und wirtschaftliche Lage, die sich auch jetzt noch auf das Kauf- und auch auf das Heiratsverhalten der Menschen auswirke. „Eine Hochzeitsfeier ist ein Luxus, den sich nicht mehr jeder leisten kann“, sagt Nikol Konta.

Verunsicherung spürbar

Grundsätzlich werde anders gehaushaltet, und so spüre man auch beim Aussuchen des potenziellen Hochzeitskleids immer wieder Verunsicherung und Vorsicht bei den Kundinnen. Umso mehr versuchen Nikol Konta und Romina Auer, mit verschiedenen Stilen und Preisklassen möglichst viele Bräute zu bedienen.

Großes Einzugsgebiet

Und das gelingt. Mittlerweile hat La belle mariée ein riesiges Einzugsgebiet. Nicht nur aus der Region, sondern auch aus Stuttgart, Freiburg, dem Bodensee oder der Schweiz kämen die Bräute, um sich für „den“ Tag des Lebens auszustatten. „Der Standort hat sich bewährt, wir liegen perfekt“, findet Romina Auer. Und was man nach den fast dreieinhalb Jahren mittlerweile merke: „Es hat sich herumgesprochen.“ Nicht zuletzt auch durch das Fernsehen: Bereits mehrmals war das Brautatelier im bekannten VOX-Format „Zwischen Tüll und Tränen“ zu sehen.

Drei Stunden für eine Beratung

Ein Steckenpferd bei La belle mariée ist nach eigenen Aussagen die Beratung. Dabei haben es die beiden Geschäftspartnerinnen und Freundinnen verstanden, den Brautkleideinkauf zu einem Erlebnis für Braut und Begleiterinnen zu machen. Bis auf Mittwoch nachmittags, wenn „Walk in“ ist und jeder vorbeikommen kann, um sich einen Eindruck zu verschaffen, werden für die Beratungen die Termine individuell vergeben. Und für solch eine Anprobe nehmen sich die passionierten Verkäuferinnen bis zu drei Stunden Zeit. Wichtig sei, dass Chemie und Atmosphäre stimmen.

Ein komplettes Outfit

In Sachen Hochzeitssaison gebe es eine leichte Verschiebung – mitbedingt durch die Corona-Krise. Wurde früher geballt im Frühling und Sommer geheiratet, sei mittlerweile auch der Herbst beliebt. Dementsprechend habe man auch die Accessoires angepasst. Überhaupt sei inzwischen nicht nur das Kleid, sondern auch das „Drumherum“ wichtig – egal ob Schmuck, Schuhe oder vermehrt Schleier. „Das Outfit muss eine runde Sache sein“, erklärt Nikol Konta.

Inzwischen konnten die Inhaberinnen einen großen Bestand an Brautkleidern ansammeln, um eine möglichst große Auswahl an Stilen und Schnitten anzubieten. Und die Trends änderten sich schnell. Von der klassischen A-Linie mit Tüll, aber auch mit Spitzen-Cups, über spitz zulaufende Taillen- und Corsagenschnitte, das Kleid mal komplett aus Spitze, mal komplett „clean“.

Im Laufe der drei Jahre habe beim Sortiment auch dazu gelernt, kaufe auf den Messen die beiden Kollektionen, die Frühjahr und Herbst erscheinen,„etwas anders“ ein – nach den Bedürfnissen einer Kundschaft sowohl aus dem ländlichen Raum als auch aus der Großstadt. „Wir versuchen, alles zu vereinen“, so Romina Auer.

Täglich auf Instagram

Einen immer wichtigeren Teil nimmt für die Geschäftsführerinnen die Präsenz in den sozialen Medien ein. Nur 20 Prozent der Tätigkeit passiert auf der Fläche während der Beratung und des Verkaufs. Denn genau die Zielgruppe von La belle mariée sei es, die auf Instagram unterwegs ist. Die potenziellen Kundinnen „wollten alles vorher wissen“ und suchten den persönlichen Kontakt im Internet. Dass Auer und Konta dann auch selber in die Brautkleider, die im Atelier an der Stange hängen, schlüpfen und sie präsentieren, komme bei den Kundinnen besonders gut an. Tagtäglich im Internet präsent zu sein und Themen zu finden, sei Fluch und Segen zugleich – und eigentlich ein „Fulltime-Job“.

Appell an Stadt

Die Geschäftsführerinnen sind stolz auf das, was sie mit dem La belle mariée geschaffen haben. „Wir haben eine Vision und glauben an sie.“ Dass sie mutig seien, hätten Außenstehende damals nicht nur in Bezug auf die Pandemie, sondern vielmehr auf die Entwicklung des Schwenninger Einzelhandels gemeint. Dem Ladensterben sehen auch sie mit Sorge entgegen. „Um die Innenstadt lebendig zu halten, muss etwas mit den Mietern gemacht werden“, mahnen sie an. Zudem sei es Aufgabe der Stadt, Jungunternehmern bei der Gründung entgegenzukommen. „Viele Existenzgründer trauen sich nicht“, kommentiert Nikol Konta.

Auch sie hätten sich damals mehr Unterstützung gewünscht. Schließlich sei es ein Nehmen und Geben: Durch das Brautatelier kämen immer wieder neue Kundinnen nach Schwenningen, von denen auch andere Geschäfte sowie Cafés profitierten. So wünschen sich Romina Auer und Nikol Konta für die Zukunft des La belle mariée nicht nur viele Heiratsanträge, sondern ebenso weitere Unternehmer und Einzelhändler, die auch in Krisenzeiten Mut zeigen, um die Innenstadt wieder attraktiver werden zu lassen.