Im Rahmen einer evangelischen Gemeindeversammlung wurden ergebnisoffen die Überlegungen für die Zukunft des evangelischen Gemeindehauses Schura vorgestellt.
Am 1. Dezember 2025 jährt sich die Einweihung des evangelischen Gemeindehauses Schura zum 40. Mal. Damals hatte ein Festredner von der „guten Stube“ in Schura gesprochen.
Jetzt rund 40 Jahre später hat die evangelische Kirchengemeinde Trossingen, die seit 1. Januar 2015 mit der Kirchengemeinde Schura fusioniert hat, zur Versammlung in diese „gute Stube“ eingeladen, um die ersten Gedanken für die Zukunftsaussichten für das Gebäude im Dorfkern von Schura zu präsentierten, vor allem aber auch, um die Gemeindeglieder von Anfang an mit in die langfristige Planungen mit einzubeziehen.
Finanzieller Druck
Aktuell geht es um Überlegungen zur finanziellen Sicherung der Immobilie Gemeindehaus, wobei auch die Kirche mit einbezogen werden muss. Es gehe dabei um die „Oikos-Studie“ der evangelischen Landeskirche Württemberg, erläuterten Pfarrer Jonas Keller und der Laienvorsitzende des Kirchengemeinderates Markus Maier. „Die Landeskirche muss sparen, die Zeiten mit viel Geld sind vorbei“, so Keller mit Blick auf „Milliarden, die die Landeskirche in den nächsten Jahren einsparen muss.“
Außerdem habe man zurückgehenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. „Wir haben heute in Trossingen und Schura zusammen weniger Mitglieder, wie alleine in Trossingen vor der Fusionierung vor zehn Jahren“, so Markus Maier. Bei der Oikos-Studie gehe es darum, welche Gebäude sinnvoll zum Erhalt seien und welche nicht, wobei einer der Schwerpunkte auf der Klimaneutralität liege. Die Gebäude erhalten eine Bewertung im Ampelsystem. „Damit ist noch keine Entscheidung gefallen, denn die trifft die Gemeinde selbst“, sagte Jonas Keller. Aber: „Die Landeskirche wird bei Rot keinerlei Zuschüsse mehr geben“. Das Gemeindehaus Schura habe hohe Fixkosten und sei an einigen Stellen sanierungsbedürftig, beispielsweise gebe es Risse in der Mauer.
Hohe Fixkosten
Trotz einiger „ganz toller Gruppen, die eine sehr gute Arbeit machen“, habe es eine verhältnismäßig geringe Auslastung. Ähnlich sei die Situation bei der Kirche gegenüber. „Es gibt keinen barrierefreien Zugang, und die Kirche ist seit Jahren sanierungsbedürftig.“ Die hohen Heizkosten zwingen seit einigen Jahren dazu, den Gottesdienst über die Winterzeit ins Gemeindehaus zu verlagern. „Die Oikos-Studie schwebt über allem, bis wann Ergebnisse hier sind, weiß niemand“, so Pfarrer Keller. Deshalb habe man schon jetzt die Gemeindeglieder eingeladen, „weil wir aktiv werden wollen“.
Ein eigentlich guter Vorschlag für die weitere Nutzung des Gemeindehauses sei mit der Anfrage der Diakonie Ambulant von außen gekommen, die seit etlichen Jahren ihren Standort in der Trossinger Hangenstraße in einem Gebäudeteil von Bethel hat. „Die Diakonie Ambulant möchte wieder mehr mit der Kirche verknüpft werden und würde am liebsten wieder ins heutige Melanchthon-Haus ziehen.“ Dort hatte sie als damalige Sozialstation bis zum Umzug im April 2016 ins Bethel Geschichte geschrieben hat.
Diakonie Ambulant hat Interesse
Ein Umzug ins Melanchthon-Haus sei aber nicht möglich, da hier die Verwaltung der evangelischen Kirchengemeinde ihren Standort hat. Eine entsprechende Alternative wäre mit einigen Umbauarbeiten das Erdgeschoss des Schuraer Gemeindehauses, zusätzlich könnte an zwei bis drei Wochentagen der große Saal oben für die Tagesbetreuung genutzt werden, die restliche Zeit stünde das Obergeschoss der Kirchengemeinde weiterhin zur Verfügung. „Die Miete würde etwa im Rahmen der Fixkosten für das Gebäude für die rund 20 bis 30 nächsten Jahre liegen.“
Großen Klärungsbedarf erfordern aber die benötigten Parkplätze für zwölf Fahrzeuge, die außerdem mit E-Ladestationen ausgerüstet werden müssten. Der bestehende Parkplatz am Gemeindehaus ist aber in städtischem Besitz und gilt als öffentlicher Parkplatz, der unter anderem auch von „Holzwurm-Gästen“ benutzt wird, betonte Ortsvorsteher Wolfgang Schoch.
Ruf nach Generalplan
Es gelte auch im Hinblick auf die Zukunft des alten Zieglerhofes und der ehemaligen Bäckerei Pfründer einen „Generalplan für das urbane Zentrum“ zu schaffen. Das Parkplatzproblem am Gemeindehaus werde er in die nächste Ortschaftsratssitzung mitnehmen.
Von der Oikos-Studie betroffen ist außerdem die Schuraer Kirche, die aus dem Jahr 1737 stammt und immer wieder renoviert wurde. Auf seine Frage „Wie können wir es schaffen, dass die Kirche für den Bezirk einen so großen Stellenwert bekommt, dass sie unentbehrlich ist“ , hatte Jonas Keller noch keine Lösung. „Die Bänke könnten entfernt und durch Stühle ersetzt werden, so dass auch eine moderne Heizung eingebaut werden kann.“ Den Einwand eines Anwesenden, dass die rund 300 Jahre alte Kirche doch denkmalgeschützt sei, konnten Jonas Keller und Markus Maier abschwächen, denn wenn ökologisch und energetisch sinnvolle Veränderungen gemacht werden, sehe dies heute etwas anders aus. „Es dürfen inzwischen auch PV-Anlagen auf Kirchendächer installiert werden“.
Ein Konzept muss her
„Wir wollen es nicht aussitzen bis Stuttgart kommt und uns sagt, wo es lang geht, sondern wir müssen zuvor ein Konzept haben“, betonte Pfarrer Keller. Diese Frage stellen sich andere Gemeinden auch. „Wir müssen schneller sein als andere.“ Wie sehr ihnen das Thema am Herzen liegt, zeigten die Anwesenden, die Gelegenheit hatten, in Kleingruppen erste Gedanken auszutauschen und dann Ideen vorbrachten wie, dass das Erdgeschoss auch für Büros, beispielsweise Steuerberater, vermietet werden könnte.