Vor 700 Jahren begann die Geschichte des Klosters Wittichen. Zum Jubiläum gibt es das Jahr über Veranstaltungen und Aktionen.
Anlässlich des Jubiläums wird ein ganzes Jahr lang mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen an die Klostergründung 1324 und die Weihe im darauffolgenden Jahr erinnert. Der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell und die Seelsorgeeinheit Kloster Wittichen werden dabei laut Mitteilung mit dem Vortrag „700 Jahre Kloster Wittichen – ein Blick in seine wechselvolle Geschichte“ den Anfang machen.
Den Anstoß zur Klostergründung gab die um 1291/92 im Vortal geborene Luitgard, eine Frau aus bäuerlichen Verhältnissen, die schon 20 Jahre Dienst im Beginenkloster in Oberwolfach hinter sich hatte, als sie den göttlichen Auftrag zur Errichtung einer Klause erhielt.
Hindernisse überwunden
Mit Unterstützung der Grafen von Geroldseck und Überwindung vieler Hindernisse konnte sie schließlich mit 33 weiteren Frauen in ihr kleines Kloster unterhalb der aufgelassenen Burg Wittichenstein einziehen, das nach der Ordensregel der Franziskaner-Terziarinnen geführt wurde. Schon zwei Jahre nach der Weihe brannte es nieder, aber mit großzügiger Unterstützung der Königin Agnes von Ungarn ging der Wiederaufbau voran, Nachweise über Schenkungen im Umland, bis Straßburg und in die Schweiz hinein nehmen zu.
Die Stifterin Luitgard verstarb am 16. Oktober, die Angaben zum Jahr schwanken zwischen 1347 und 1349. Gut 25 Jahre später nahm die Gemeinschaft die Regeln des Klarissenordens an. In den Wirren der Reformationszeit konnte die Auflösung des Klosters abgewendet werden, der 30-jährige Krieg brachte Plünderungen und erneut Brände, die einstige politische und wirtschaftliche Bedeutung konnte danach nicht mehr erreicht werden.
1629 öffnete ein Franziskanerpater Luitgards Sarg und fand, wie er in einem Protokoll festhielt, das Gehirn Luitgards völlig unversehrt. Die Kunde von dieser Entdeckung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und die Verehrung Luitgards nahm weit über die Region hinaus zu. Wallfahrten und damit Versorgung und Beherbergung der Pilger gewannen für das Kloster an Bedeutung.
Kloster 1802 aufgehoben
Im 18. Jahrhundert wurde der Kirchenraum mehrmals umgestaltet. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster im Herbst 1802 aufgehoben, Grund und aller Besitz gingen an das Haus Fürstenberg über. Die Nonnen hatten zwar weiter Wohnrecht, die Einkünfte zum Lebensunterhalt waren aber weggebrochen. Der Tod der letzten Bewohnerin ist für 1841 überliefert.
Ab Mitte der 1850er Jahre wurden große Teile der einst umfangreichen Klosteranlage abgerissen, lediglich die Klosterkirche mit ihrer barocken Ausstattung, der „lange Bau“ und das Fachwerkgebäude des Klosterstalls blieben erhalten. Das Grab der Stifterin mit der reliefgeschmückten Grabplatte im Kircheninnern ist bis heute Ziel von Wallfahrern geblieben.
In seinem Vortrag am Freitag, 13. September, um 19 Uhr im Klostersaal Wittichen wird der Historiker, Theologe, Lehrer und Heimatforscher Michael Kolinski zu einem Streifzug durch die reiche Geschichte des Klosters aufbrechen, bei dem nicht nur die Höhen und Tiefen der Klostergeschichte betrachtet, sondern auch Einblicke in das Klosterleben gegeben werden.