Die Kühle der vergangenen Woche hat der „Königin der Früchte“ gut getan: Die Ortenauer Beerenhöfe gehen in ihre Haupterntezeit oder stehen kurz davor.
Erdbeeren und Frühling sind für Thomas Streif aus dem Renchtal untrennbar miteinander verbunden. „Ich freue mich jedes Jahr aufs Frühjahr, wenn das Wetter schöner wird, ich die ersten Erdbeeren ernten kann und die ersten Verkaufsstände öffnen“, erklärt der Inhaber des Paradieshofes in Lautenbach unserer Redaktion.
Passend zum Muttertag wurde bei ihm am Wochenende die Hochphase der Erdbeerernte eingeläutet. Darauf muss David Mild vom Obst- und Beerenhof aus Neuried noch etwas warten. Er erwartet, dass die Haupternte zwischen dem 20. und 25. Mai losgeht – auch wenn er die ersten Erdbeeren bereits zur Dundenheimer Schatzsuche am 26. April pflücken konnte. „Wir haben nur Freilanderdbeeren, ein Teil wird mit Vlies verfrüht. Wir sind deshalb noch am Anfang der Saison“, erklärt er.
Die Nachfrage ist bereits groß, berichten sowohl Streif als auch Mild. „Die Vermarktung läuft sehr gut an. Erdbeeren können auch in Deutschland bis in den späten Herbst erzeugt werden, dennoch gibt es im Mai eine Art Heißhunger auf Erdbeeren. Wir sind aktuell sehr zufrieden und freuen uns, dass wir den Kunden super-schmackhafte Erdbeeren bieten können“, erklärt Mild. Das kann Streif so bestätigen: „Sobald schönes Wetter ist, ist die Nachfrage sehr groß. Ich bekomme die Erdbeeren frisch vom Feld verkauft.“
Erdbeeren aus der Region sind gesünder
Die Erdbeeren direkt aus der Region zu kaufen, lohne sich nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch weil das Produkt direkt vom Erzeuger gesünder sei: „Erdbeeren verlieren jeden Tag nach der Ernte circa zehn bis 20 Prozent ihrer Inhaltsstoffe. Der direkte Weg zum Kunden ist damit für nährstoffreiche Erdbeeren entscheidend“, weiß Mild.
Erdbeeren mögen es nicht zu heiß
So ist es auch gut, dass das Wetter mitspielt. Das bestätigt auch der Verband der Süddeutschen Spargel- und Erdbeerbauern (VSSE): „Dank des nassen Herbstes sind die Erdbeerpflanzen gut angewachsen. Im Winter gab es viele Kältestunden, so dass die Pflanzen eine ausreichend lange Ruhephase hatten, um nun bei den vielen Sonnenstrahlen kräftig auszutreiben.“ Doch zu viel Sonne ist für die Erdbeeren wiederum auch nicht gut. „Bis 25 Grad ist ideales Erdbeerwetter“, betont Streif. Daher sind sowohl er als auch Mild dafür dankbar, dass es vergangene Woche nochmals abgekühlt hat. „Zuvor war es fast zu heiß, wir haben tagsüber klimatisierend beregnet gegen Sonnenbrand. Der Regen vergangene Woche war nochmals gut für die Erdbeerpflanzen“, berichtetet Mild.
Ernte ist für Landwirte der Lohn für ihre Mühen
Beginnt nun, da jetzt die ideale Erntezeit beginnt, also auch der Stress für die Landwirte? Von diesem Wort wollen weder Mild noch Streif etwas hören: „So ist das eben das Leben mit der Natur, mir macht die Ernte viel Spaß“, erklärt Letzterer. „Die Ernte ist immer die Krönung der Arbeit des vergangenen Jahrs“, bestätigt auch Mild und zieht einem Vergleich zum Fußball: „Verglichen mit dem Sport ist die Ernte wohl das Bundesligaspiel und die Vorarbeiten sind das Training. Das Wort Stress gefällt mir nicht, da heutzutage gefühlt alles stressig ist. Wir haben viel zu tun, aber das kann auch Spaß machen.“
Unterstützung erhält Mild seit 6. Mai durch polnische Erntehelfer. Auch Streif kann bei der Ernte auf seine „Stammmannschaft“ aus Rumänien zurückgreifen. Es sei schön, dass er sich auf diese Leute verlassen könnte, die sich in seinem Betrieb auskennen. Nichtsdestotrotz sei die angekündigte Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ab 2026 in seinen Augen ein Problem. „Es ist nicht so, dass ich das meinen Arbeitern nicht gönne, doch am Ende muss es der Kunde bezahlen“, erklärt Streif. Immer mehr Anbauer gäben seit der Einführung des Mindestlohns auf. Die Erdbeeren würden so langsam zum Luxusprodukt.
Erdbeeren sind beliebt
Im Jahr 2024 haben 52,8 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland mindestens einmal deutsche Erdbeeren gekauft, erklärt der VSSE. Das entspreche weitgehend dem Niveau des Vorjahres (2023 waren es 53,5 Prozent.) Laut den Zahlen des „You Gove CP Germany Haushaltpanels hat jeder Haushalt 2024 insgesamt 4,08 Kilogramm (2023: 4,13 Kilogramm) Erdbeeren aller Herkünfte eingekauft. Von diesen handelt es sich bei 2,05 Kilo (2023: 2,09 Kilo), also 50 Prozent, um deutsche Erdbeeren.