Der Wolfacher Traditionsbetrieb ist in Schieflage geraten. Laut Geschäftsführer Ralf Müller sind die Probleme vielschichtig, der Bürgermeister spricht von einem „Rückschlag“. Doch es gibt Hoffnung: Der Betrieb soll vorerst normal weiterlaufen.
Das Insolvenzgericht Offenburg hat am vergangenen Freitag ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen der Betriebsgesellschaft der Dorotheenhütte Wolfach angeordnet. Das geht aus einer Mitteilung des Insolvenzverwalters hervor. In der Glashütte an Wolfachs Ortseingang wird seit mehr als 75 Jahren Kristallglas handwerklich hergestellt.
Gestiegene Energiekosten als einer der Gründe
Ursächlich für die Schieflage seines Unternehmens sind nach Angaben des Geschäftsführers Ralf Müller vor allem die enorm gestiegenen Energiekosten sowie eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Besucher. Der Geschäftsbetrieb werde derzeit mit allen Mitarbeitern und in allen Geschäftsbereichen ohne Einschränkungen fortgeführt, die Zahlung der Gehälter sei über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung sichergestellt, heißt es in der Mitteilung.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannte das Offenburger Gericht den Rechtsanwalt Axel Koza aus der Kanzlei Nehrig Braun & Sozien mit Hauptsitz in Freiburg. Koza sieht gute Perspektiven für einen langfristigen Erhalt der Glashütte, wie er auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. „Nach derzeitigem Stand und den Gesprächen, die ich mit Ralf Müller geführt habe, bin ich gute Dinge, dass es weitergeht“, erklärte er am Montag.
Derzeit würden im Rahmen des vorläufigen Verfahrens weitere Schritte zur Stabilisierung des Unternehmens eingeleitet. Die 24 Mitarbeiter in Wolfach seien in einer Betriebsversammlung informiert worden, so Koza weiter. Für die kommenden drei Monate seien die Gehälter gesichert.
Die Glasbläser von Wolfach arbeiten heute noch auf traditionelle Art und Weise. An insgesamt zwei Hafenöfen produzieren die Glasbläser ihre Gegenstände. Im Glasmuseum wird die Geschichte dahinter lebendig: Es werden Exponate gezeigt, die den vielfältigen und unverzichtbaren Einsatz von Glas in den Bereichen von Medizin und Musik präsentieren. Im Weihnachtsdorf werden zudem unabhängig von der Jahreszeit Christbaumkugeln, Dekoartikel und Co. angeboten. Somit ist die Glashütte auch aus touristischer Sicht interessant, zieht viele Besuchergruppen an.
Glashütte ist ein Besuchermagnet
„Natürlich ist dies für Wolfach als Standort ein weiterer Krisen-Rückschlag“, sagte Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hoffe, dass die Pläne und Vorstellungen des Inhabers zum Tragen kommen und es so bei einer vorläufigen Insolvenz bleiben könne. Dass der Geschäftsbetrieb erst einmal weiterläuft, stimme ihn „für den Augenblick zuversichtlich“, so Geppert.
Die Letzte ihrer Art
Die Dorotheenhütte in Wolfach wurde 1947 von den Unternehmern Kurt Petersen und Ummo Barthmann gegründet und ist heute die letzte traditionelle Glashütte des Schwarzwalds, in der Kristallglas hergestellt und veredelt wird, heißt es auf der Homepage der Glashütte. Die Produktion in Wolfach läuft auf überlieferte Art und Weise: es wird mit dem Mund geblasen und von Hand geschliffen und graviert. Umrahmt wird die Produktion vom Glasmuseum, in dem die Besucher den Glasmachern bei ihrer Arbeit zusehen können.