Seit Ende April wird an den Fledermaus-Einhausungen vor den Bahntunneln gearbeitet, hier beim Forsttunnel zwischen Althengstett und Ostelsheim. Foto: Thomas Fritsch

Bis die Hermann Hesse-Bahn fährt, ist noch viel zu tun. Der Geschäftsführer des Zweckverbands ist gleichwohl zuversichtlich, dass der geplante Start gelingt.

Aktuell wird an drei Bauabschnitten der Hermann Hesse-Bahn (HHB) gearbeitet, berichtete der Geschäftsführer des Zweckverbands Hermann Hesse-Bahn (ZV), Frank von Meißner ,über den Sachstand des Projekts dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Von Meißner ist seit 1. Januar Geschäftsführer des ZV, sein Hobby sei es, Eisenbahnstrecken zu reaktivieren, stellte er sich dem Gremium vor.

 

Gearbeitet werde seit dem 22. April an den Fledermaus-Einhausungen am Hirsauer Tunnel und am Forsttunnel zwischen Althengstett und Ostelsheim. Vor allem wegen der artenschutzrechtlichen Baufenster von April bis Juli beziehungsweise September sei die Terminschiene für diese Arbeiten angespannt, es brauche hier eine clevere Baulogistik, sagte Meißner. Er zeigte Fotos von den provisorischen Einhausungen und von den armierten Betonteilen, die den Fledermaustunnel im Tunnel später bilden.

Planrecht nach neun Jahren

Seit dem 2. Mai laufen die Sanierungsarbeiten an der Mauer auf dem Abschnitt im Hau, wo seit Ende April nach neun Jahren Planungszeit das Planrecht vorliege. Vorgezogene Bauarbeiten wie der Gleisrückbau, die Baueinrichtung und eine provisorische Baustellenzufahrt konnten vor der endgültigen Bauerlaubnis unter Berücksichtigung des Artenschutzes getätigt werden, Stichwort isoliertes Steinkrebs-Habitat.

Nicht ohne Sperrung

Es braucht eine Schnittstelle vom HHB-Stellwerk zum DB-Stellwerk. Die offenen Fragen zur Zuständigkeit konnten nach von Meißner in einem Expertengespräch gelöst werden. In seiner Präsentation wies er darauf hin, dass schnellere und weniger komplexe Inbetriebnahme-Prozesse gelten, herausfordernd werde jedoch eine notwendige Totalsperrung zwischen Renningen und Weil der Stadt.

Zum Thema Kostensteigerungen zitierte Meissner Gründe aus einem Artikel des Schwarzwälder Boten vom 15. Juni. Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg sind Kostentreiber, die 2022 dazu führten, dass Materialien „fast in Gold aufgewogen wurden“. Weil bei der Flutkatastrophe im Ahrtal zwei komplette Bahnlinien weggeschwemmt wurden, war Material anschließend knapp und sehr teuer. Weiter haben „die vielen Ausgleichsmaßnahmen im ganzen Nordschwarzwald Stand heute 80 Millionen Euro gekostet, wir würden gerne auch günstiger bauen“, so von Meißner. Alexander Herzog wollte vom ZV-Geschäftsführer wissen, wie hoch die Kosten bei Fertigstellung sein werden. Von Meißner nannte die Marke 207 Millionen Euro, wobei man wissen und berücksichtigen müsse, dass es 75 Prozent Zuschuss vom Land gibt plus einen Aufschlag für Planungskosten.

Neue Richtlinie

Das Projekt HHB sei das größte Klimaschutzprojekt im Landkreis, führte von Meißner aus. Es gibt eine neue Richtlinie für die standardisierte Bewertung, in der Umweltwirkungen wie die CO₂-Einsparungen stärker gewichtet werden. Nach der aktualisierten Kosten-Nutzen-Rechnung spart die HHB der Region fünf Millionen Pkw-Kilometer oder 103 Tonnen CO₂ pro Jahr ein. Er erwarte, dass dieser Wert noch steigt, denn es werden statt der ursprünglich geplanten Dieselloks batteriebetriebene Züge eingesetzt.

In 53 Minuten nach Stuttgart

„Mit der HHB kommen Sie in 53 Minuten von Althengstett nach Stuttgart“, zeigte von Meißner an einem Fahrplan-Beispiel auf. Die Bahn werde zu Beginn voraussichtlich im 60-Minuten-Takt fahren. Dieser solle im Regelbetrieb dann an Wochenenden gelten, werktags wird der Takt auf 30 Minuten gesenkt, so seine Prognose. Es werden neueste, „extrem flotte und spurtstarke“ Züge eingesetzt.

Dezember bleibt Starttermin

„Ich spare mir jeden Kommentar zu den Kosten“, sagte Lothar Kante, „die HHB wird in die Geschichte eingehen, weil sie zeigt, wie schwer es so einem Projekt in Deutschland gemacht wird. Das gehört aber an anderer Stelle aufgearbeitet.“ Er habe in der Presse gelesen, dass im Dezember der erste Passagier fahren werde, „steht das noch?“ Das sei der Plan, so Meißner, „der Zeitplan ist angespannt, wir lassen jedoch nichts unversucht und werden Sie rechtzeitig informieren“. Es laufen Gespräche mit dem Verkehrsverbund Stuttgart VVS zum möglichst barrierefreien Ticketkauf, heißt, es sollen durchgehende Fahrscheine bis Stuttgart gelöst werden können.

„Sie machen uns dialogfähig“, bedankte sich Martin Wünsche bei von Meißner. Er hoffe, dass dieser und seine in der Sitzung ebenfalls anwesende Stellvertreterin Susan Knowles „für das Review“ zum gesamten Projekt noch im Amt sind. Die Verwaltung müsse jetzt vorausschauend planen und umsetzen, damit der Haltepunkt Althengstett fertig ist bis zum Start, forderte Wünsche. Beim Forsttunnel werde im Hangbereich derzeit eine Flucht- und Rettungstreppe gebaut, informierte von Meißner zu einer Frage von Jörg Nonnenmann.