Eigentlich sind die drei Sender der Telekom im Stadtgebiet von Bad Liebenzell mit 5G-Technik ausgestattet. Funklöcher gibt es dennoch. Das Unternehmen weiß warum.
Der Mobilfunk ist in Bad Liebenzell ein Dauerthema: Die einen hätten am liebsten gar keine Funkantennen in der Stadt – davon zeugen seit Jahren Plakate an der Ortsdurchfahrt, der B 463 –, die anderen hätten gerne verlässlich guten Empfang. Erst Recht, wer darauf angewiesen ist, telefonisch erreichbar zu sein oder eine stabile Datenverbindung zu haben. Das indes ist nicht immer der Fall: Und die Telekom weiß nun auch warum.
Ein Leser aus dem Wohngebiet Kaffeehof hatte sich erst kürzlich wegen des schlechten Empfangs in unserer Redaktion gemeldet. Immer wieder tun sich Funklöcher auf – und der Liebenzeller fühlte sich an das Drama in Bad Wildbad erinnert. Monatelang waren dort Mobilfunkkunden von Vodafone und O2 kaum kommunikationsfähig. Sollte es in Bad Liebenzell einen ähnlichen monatelangen Ausfall geben?
Auch in Unterhaugstett ist Empfang schlecht
Nein, erklärte die Telekom auf Nachfrage. Unternehmenssprecher Nico Göricke teilte stattdessen mit, dass es drei Sender im Stadtgebiet von Bad Liebenzell gebe. Alle drei laufen „bereits mit 5G und werden beziehungsweise wurden im Zuge der Netzmodernisierung um zusätzliche 5G-Frequenzen erweitert“. Der moderne 5G-Standard ermöglicht eigentlich hohe Datengeschwindigkeiten.
Außer im Kaffeehof, wo unser Leser zu Hause ist. Dieser Bereich „wird derzeit allerdings nur mit 2G versorgt“, berichtete der Telekomsprecher. Woran das liege, das lasse er noch einmal prüfen. „Möglicherweise hängt dies mit der Ausrichtung der Antennen oder mit topografischen Gegebenheiten zusammen, die das Signal dort dämpfen oder abschirmen können“, vermutete Göricke.
Auf unsere Berichterstattung hin meldete sich eine weitere Leserin – dieses Mal aus Unterhaugstett. Offenbar geht es auch ihr nicht besser als den Telekomkunden aus dem Kaffeehof, die in gewisser Weise unterhalb von ihr zu Hause sind. Auch sie berichtet, dass es immer wieder keinen oder schlechten Empfang gibt. Auch sie hatte sich nach eigenen Angaben – genau wie der Telekomkunde aus dem Kaffeehof – an das Unternehmen gewendet und die Rückmeldung erhalten, es würde alles bestens funktionieren.
Erste Vermutung bestätigt sich
So einfach ist es dann aber doch nicht, wie eine weitere Rückmeldung von Pressesprecher Nico Göricke zeigt. Er erklärt: „Nach unserer Einschätzung hängt die unzureichende Versorgung mit der örtlichen Topografie zusammen.“ Das entspricht seiner ersten Vermutung.
Der Sender befinde sich auf etwa 480 Metern Höhe, während besagter Bereich des Kaffeehofs und Unterhaugstett auf rund 400 Metern lägen. „Dadurch kann es vorkommen, dass bestimmte Funkfrequenzen nicht ausreichend empfangen werden.“ Gleichzeitig spiele die örtliche Bebauung eine wichtige Rolle. „Zudem ist die 2G-Technik nicht direkt mit LTE oder 5G vergleichbar: Es werden unterschiedliche Frequenzbänder und Übertragungstechniken genutzt, die jeweils eine andere Reichweite und Gebäudedurchdringung aufweisen.“
„Wir bedauern sehr, dass wir derzeit keine besseren Nachrichten haben“, schreibt Göricke abschließend. „Wir arbeiten selbstverständlich weiterhin daran, die Versorgung mit 4G und 5G auszubauen, um die Netzabdeckung vor Ort dauerhaft zu verbessern.“
Das sagt die Bundesregierung zu den weißen Flecken in der Republik
Das Bundesministerium
für Digitales und Staatsmodernisierung hat am 20. Oktober eine „Analyse von weißen Flecken“ vorgestellt. Darin geht es um Versorgungslücken von mobilem Breitband, also 4G- und 5G-Standard, in Deutschland. Stand Januar 2025 gibt es in Deutschland etwa 23 500 weiße Flecken mit einer Gesamtfläche von 7518 Quadratkilometern. Dies entspreche einer Fläche von 2,1 Prozent der Bundesrepublik. 95 Prozent dieser weißen Flecken sind demnach kleiner als ein Quadratkilometer. Weiter heißt es: „Schwerpunkte bei der fehlenden Versorgung zeichnen sich in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz ab, die gemeinsam fast zwei Drittel (63 Prozent) der unversorgten Fläche auf sich vereinen.“ Der Südwesten liegt mit 1110,53 Quadratkilometern auf Platz zwei hinter dem Freistaat, der etwa eine doppelt so große Fläche an weißen Flecken aufweist.
Der Großteil
der unversorgten Flächen befindet sich in dünn besiedelten Gebieten. Besonders betroffen seien Wälder, Grenzgebiete, Gebirge und Naturschutzgebiete. Von der Nähe zu einer Grenze einmal abgesehen: Das klingt verdächtig nach Bad Liebenzell. Und tatsächlich: Sind Höhenlagen von weißen Flecken betroffen, finden sich diese „vor allem im alpinen Raum, aber auch im Schwarzwald“.
In der Übersicht
der zehn größten Versorgungslücken taucht Baden-Württemberg zwar nicht auf. Dort steht Bayern vorne. Allerdings ist die Zahl der Haushalte, die nicht mit 4G oder 5G versorgt sind, in Baden-Württemberg am höchsten mit 8022 von deutschlandweit 28 487. Auf Platz zwei folgt Bayern mit 7235 Haushalten. In der Liste der bedeutendsten weißen Flecken Deutschlands taucht Baden-Württemberg dagegen nur einmal auf: Auf Platz vier steht Görwihl im Kreis Waldshut. Für die Telekomkunden im weißen Fleck in Bad Liebenzell ändert das freilich nichts.