Das Musical „Cats“ hört sich eigentlich nicht wie das sichere Rezept für einen Welterfolg an, findet unser Autor. Er liebt es aber trotzdem.
Wie klingt in Ihren Ohren das Rezept für einen sicheren Bühnenerfolg? Wie wär’s damit: Ein Ensemble als Katzen ausstaffierter Menschen stakst, stolziert, gleitet und tanzt einen Abend lang über eine überdimensionale Müllhalde und singt dabei Verse eines Lyrikers, dessen Todestag sich 2025 zum 60. Mal jährte. Na, wenn das kein Erfolg wird!
So sachlich beschrieben, klingt es verwunderlich, dass „Cats“, das 1981 uraufgeführte Musical von Andrew Lloyd Webber nach der Gedichtsammlung „Old Possum’s Book of Practical Cats“ von T. S. Eliot, zu einem der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten wurde, Besucher- und Laufzeitrekorde brach.
Aber was ist schon Sachlichkeit, wo es um Bühnenmagie geht? Das Stück, das ich kürzlich in Zürich zum wiederholten Mal erlebt habe, ist Zaubertheater für Kinder von neun bis 99 Jahren. Auch wer die englischsprachigen Texte nicht versteht, kann an den skurrilen Charakteren, den Tänzen, Kostümen und Effekten seine Freude haben – auch weil die Bühnentechnik nie zum reinen Spektakel gerät und die Emotionalität und Poesie des Stücks nicht erschlägt. „Cats“ ist kein falsch glänzendes Katzengold, sondern zurecht ein Klassiker der Musical-Bühne – ganz ohne Katzenjammer.