Einstimmig gaben Stadträte für die Erhöhung des städtischen Beitrags für die Vor- und Nachsorge bei Geburten grünes Licht. Und sie legten sogar noch eine Schippe drauf.
Das Hebammen-Netzwerk Lörrach hatte bei der Stadtverwaltung um die Verlängerung des „Hebammenzuschusses“ der Stadt Weil am Rhein gebeten.
Dies führe zwar nicht zur „Rettung“ der Hebammen, drücke aber eine Wertschätzung aus, welche die in Weil am Rhein und Haltingen tätigen Hebammen motiviere, trotz schlechter Bedingungen ihren Beruf weiter auszuführen und die Weiler Familien in der Geburtsnachsorge weiter zu betreuen, heißt es in einem entsprechenden Brief.
Der Bitte kam der Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss nun nach und beschloss einstimmig, die Förderung der ambulanten Hebammenversorgung in Weil am Rhein und Haltingen über weitere fünf Jahre hinweg fortzusetzen.
Der Zuschuss für in Weil am Rhein lebende Familien wird erhöht. Statt 40 Euro wird er auf expliziten Wunsch des Ausschusses hin künftig 50 Euro pro betreutem Kind betragen. Bisher liegt er bei 30 Euro pro betreutem Kind. Für die Stadt bedeutet das künftig 2200 Euro Mehraufwand im Jahr als bisher.
Eine weitere Bitte der Hebammen, schlugen Stadtverwaltung und Ausschuss aber aus: Statt die Förderung zu entfristen – eine weitere Bitte des Hebammen-Netzwerks –, soll diese nach Ablauf der Frist um jeweils fünf weitere Jahre verlängert werden, so lange sich die Situation der freiberuflichen Hebammen nicht verbessert.
„Die Situation der Hebammengebühren und -Versorgung sieht desolat aus“, hatte Anna Selinger in ihrem Brief an die Stadt Weil am Rhein weiter ausgeführt.
Die neue Gebührenverordnung, die am 1. November dieses Jahres in Kraft tritt, bringe für die Hebammen kaum Verbesserungen, in vielen Bereich würden sie sogar weniger verdienen.
Viele freiberufliche Hebammen steigen aus
Dies führe dazu, dass viele Hebammen von der freiberuflichen Arbeit nicht mehr leben könnten und wegen mangelnder Perspektiven aus dem Beruf aussteigen.
Nach sieben Jahren ohne Gebührenerhöhung, ohne Corona-Zulagen oder Inflationsausgleich war die Gebührenordnung für Hebammen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen neu verhandelt worden.
Dieses Ergebnis habe schlussendlich von einer Schiedsstelle beschlossen werden müssen.
In der Debatte im Ausschuss, die dem Beschluss vorangegangen war, wurde die hohe Wertschätzung deutlich, welche die Tätigkeit der Hebammen bei den kommunalen Verantwortlichen genießt.
„Wir möchten ein Zeichen setzen“
Als „ganz wichtig“ bezeichnete Oberbürgermeisterin Diana Stöcker deren Tätigkeit, angesichts vieler junger Mütter und Familien, die vielleicht sonst keine adäquate Ansprechpartnerin für die Zeit vor und nach der Geburt haben.
„Wir möchten ein Zeichen setzen für Eltern mit kleinen Kindern“, sagte sie zur Begründung dieser freiwilligen Leistung der Stadt. Die Stadtverwaltung sieht den Einsatz der freiberuflichen Hebammen, welche Familien, in denen ein Kind geboren wurde, auch zu Hause aufsuchen, auch als wichtige Entlastung für die vorhandenen Fachärzte.
Heidi Jakob-Frey (UFW) brachte als erste den Vorschlag ins Spiel, den Zuschuss auf 50 Euro zu erhöhen. Dem schlossen sich Ulrike Fröhlich (Grüne), René Winzer (CDU) und Eugen Katzenstein (UFW) in entsprechenden Wortmeldungen an, in denen sie jeweils höchste Wertschätzung für den Dienst der Hebammen zum Ausdruck brachten.
Die Zahl der in der Geburtsvor- und Nachsorge ambulant betreuten Familien hat nach Auskunft der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren zugenommen: von 98 Familien im Jahr 2022 auf 113 Familien im Jahr 2024.