Einer der Initiatoren der neuen Broschüre: Pilzforscher Flavius Popa Foto: Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald

Die Forscher am Ruhestein ziehen nach zehn Jahren Bilanz: Ein Drittel aller im Land vorkommenden Arten gibt es auch im Nationalpark Schwarzwald.

Zehn Jahre Nationalpark Schwarzwald gab es vergangenes Jahr zu feiern – was auch zehn Jahre Forschung im Nationalpark bedeutet. „Das fanden wir einen richtig guten Anlass, mal all das zusammenzutragen, was wir in dieser Zeit gemeinsamen mit unseren vielen Partnern an Universitäten und Hochschulen erforscht, beobachtet, herausgefunden haben“, sagt Flavius Popa, Pilzforscher im Nationalpark. Denn das, so der Nationalpark in einer Mitteilung, durchaus beeindruckend. „Zum Beispiel: Zehn Jahre, 10.000 Arten auf 10.000 Hektar“, sagt Popa. „Das sind ein Drittel aller im Land Baden-Württemberg vorkommenden Arten und das auf nur 0,3 Prozent der Landesfläche, das ist doch richtig cool!“

 

Gemeinsam mit Dominik Rüede vom sozialwissenschaftlichen Team brachte Flavius Popa alle forschenden Kollegen mit ihren jeweiligen Fachgebieten zu einer gemeinsamen Broschüre zusammen. Druckfrisch ist die Broschüre nun im Nationalparkzentrum Ruhestein, im Nationalparkhaus Herrenwies und im wilden Eck auf der Gartenschau zu haben – und auch zum Download auf der Nationalpark-Website.

„Das ist wirklich toll, mal die ganze Bandbreite auf einen Blick zu sehen – da haben wir schon viel erforschen dürfen in den ersten zehn Jahren, und vor allem wichtige Grundlagen geschaffen für zukünftige Forschung“, sagt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund.

Mehr als drei Viertel sind Insekten, Spinnentiere und Pilze

Denn am Anfang geht es natürlich erstmal um die Grundlage, sozusagen den Startzustand, mit dem sich alle späteren Entwicklungen vergleichen lassen. Die im Nationalpark und auch die außerhalb – „denn für den bewirtschafteten Wald sind wir natürlich auch eine wichtige Vergleichsfläche, zum Beispiel um zu sehen, welche Lösungen die Natur selbst für den Klimawandel findet“, sagt Popa.

Was sich schon gezeigt hat: Der wahre Artenreichtum liegt eher im Verborgenen, Insekten, Spinnentiere und Pilze machen allein schon mehr als drei Viertel der Arten aus. „Und sie alle spielen zusammen im Netzwerk der Natur, das wir hier beobachten und erforschen dürfen“, sagt Schlund.

So sieht Forschung im Nationalpark Schwarzwald in der Praxis aus. Foto: Anne Kobarg/Nationalpark Schwarzwald

Beim sozialwissenschaftlichen Team liegt der Fokus auf dem Menschen. „Die Broschüre zeigt für mich auch, wie stark der Nationalpark ein Teil der Region ist – und wie wir unsere Befragungen nutzen, um zum Beispiel das Bewusstsein für das Schutzgebiet zu stärken oder das Erlebnis für unsere Gäste zu verbessern“, sagt Dominik Rüede.

Wer durch die Broschüre blättert, kann auf eine Reise durch die spannendsten Erkenntnisse der ersten zehn Nationalparkjahre gehen und zum Beispiel erfahren, welche Überraschung die Rothirsche in ihrer Losung bereithielten, wann der Auerhahn balzt, wie Insekten auf Temperaturanstieg reagieren und wie sich das große Thema Waldwandel überhaupt messen lässt.

Das Besuchermonitoring im Nationalpark gibt Aufschluss über Verhalten und Volumen der Gäste. Foto: Franziska Lemoine/Nationalpark Schwarzwald

„Wer Lust hat, diese Reise noch ein bisschen zu vertiefen, ist eingeladen, über die QR-Codes in den Forschungsblog auf unserer Website einzutauchen. Dort berichten wir regelmäßig über neue Projekte und Ergebnisse“, sagt Schlund.

Und wer dann noch eine wichtige Frage offen hat, findet dort auch den direkten Kontakt zu den Forschungsteams. „Da freuen wir uns auch drüber – ich habe zum Beispiel noch regelmäßig Kontakt zu einem Bewohner aus dem Murgtal, der mich vor Jahren angeschrieben hat, als er einen Tintenfischpilz entdeckt hatte. Seitdem ist er richtiger Fan dieser Art geworden und wir sind immer noch in Kontakt“, sagt Popa.

Mehr zur Forschung im Nationalpark Schwarzwald findet sich auf den jeweiligen Themenseiten zur naturwissenschaftlichen Forschung und sozialwissenschaftlichen Forschung und im Blog.