Erste "Fairteiler"-Stelle in Balingen öffnet am Samstag beim Gemeindezentrum Heilig Geist.
Was in Hechingen, Weilheim, Ebingen und in vielen anderen großen und kleinen Städten Deutschlands längst Einzug gehalten hat, wird nun auch in Balingen Wirklichkeit: Der erste "Fairteiler" wird eröffnet.
Balingen - Durch die Initiativen "Foodsharing e.V." und den Verein "Fairteiler Zollernalb" (aufgrund Corona konnte dieser noch nicht offiziell gegründet werden), werden Lebensmittel vor der Mülltonne gerettet und weiterverteilt.
Großteil noch genießbar
Der Hintergrund: Mehr als 30 Prozent aller produzierten Lebensmittel werden nach Angaben der Initiatoren weggeworfen, davon wäre ein Großteil noch genießbar. Oft ist das Ablaufdatum erreicht oder nur knapp überschritten, die Bananen sind schon etwas braun, die Radieschen haben welke Blätter, oder in der Tüte mit Äpfeln befindet sich ein angefaultes Exemplar. All das und noch viel mehr landet in der Tonne.
In Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist wurde nun der erste "Fairteiler" in Balingen ermöglicht. Eine kleine Holzhütte mit Regalen steht auf dem Parkplatz unterhalb des Kindergartens St. Franziskus beim Gemeindezentrum Heilig Geist. Dorthin werden die geretteten Lebensmittel gebracht. In unregelmäßigen Abständen soll er mit neuen Lebensmitteln befüllt werden.
Organisiert wird diese "Fairteiler"-Stelle von Jasmin Edler und Susanne Bärle, die schon lange bei Foodsharing aktiv sind: "Jeder, der hinter der Philosophie steht, Lebensmittel zu retten, ist willkommen und darf unentgeltlich Sachen mitnehmen, so viel er selbst verzehren kann – ob arm oder reich, ob jung oder alt, das ist ganz egal." Diese "Fairteiler"-Stelle in Balingen sei außerdem eine Chance, das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln zu stärken.
Die Mitglieder der beiden Initiativen sind schon seit längerer Zeit auch in Balingen aktiv und holen aussortierte Lebensmittel in verschiedenen Betrieben wie Supermärkten, Bäckereien oder Tankstellen ab und "fair"-teilen (übersetzt "gerecht verteilen") diese an soziale Einrichtungen, kinderreiche oder Flüchtlings-Familien, Rentner oder einfach im Bekanntenkreis. Tankstellen würden beispielsweise alle vier Stunden ihr Backsortiment austauschen, erklärt Edler. Genau solche Lebensmittel wollen sie vor der Tonne retten.
Wertvolle Ressourcen
Das oberste Gebot sei es, dass die Lebensmittel verzehrt werden und nicht im Müll landen. Auch aus ökologischer Sicht sei dieses Handeln absolut erstrebenswert: Alle Lebensmittel verbrauchten für Anbau, Produktion oder Transport wertvolle Ressourcen. Diese gelte es zu nutzen, die Umwelt damit zu schonen und gleichzeitig Müll zu reduzieren.
Die Initiativen verstehen sich nicht als Konkurrenz zu den Tafelläden. "Die Tafeln haben immer und überall Vorrang", versichert Kristina Zinnebner, Foodsharing-Botschafterin für die Region und Gründerin von Fairteiler Zollernalb: "Ganz im Gegenteil: Wir springen ein, wenn die Tafel nicht abholen kann oder helfen, wenn Not am Mann ist, wie im Corona-Lockdown."
Bei der Verteilstation kann sich jeder kostenlos mit den gerade verfügbaren Lebensmittel eindecken. Es wäre natürlich schön, wenn jeder nur so viel nehmen würde, wie er auch braucht – damit möglichst viele von der Verteilstation profitieren können, sagt Bärle. Wünschenswert wäre außerdem, wenn eigene Taschen oder Körbe mitgebracht werden würden. Der "Fairteiler" wird – auch aufgrund der aktuellen Pandemielage – täglich gereinigt und desinfiziert. Zugang zu dem kleinen Häuschen hat immer nur eine Person gleichzeitig und es gilt Maskenpflicht.
Die "Fairteiler"-Stelle ist von diesem Samstag, 23. Januar, 14 Uhr an geöffnet.
Weitere Informationen: s.baerle@foodsharing. net work j.edler@foodsharing. network www.foodsharing.de.