So verheerend sah es zuletzt an den Altkleidercontainern in der Karl-Marx-Straße in Schwenningen aus. Inzwischen wurden diese abgebaut. Der Kreis will an den kreiseigenen Containern festhalten. (Archivfoto) Foto: Daniela Schneider

Vor zwei Jahren bekam man für eine Tonne gebrauchter Hosen, Pullis, Röcke und T-Shirts noch bis zu 400 Euro, heute muss man diese Summe hinblättern.

Wo kürzlich noch Altkleidercontainer neben den Altglassammelbehältern standen, ist heute bestenfalls noch Grünfläche. Nicht selten finden sich an diesen ehemaligen Standorten aber auch Plastiktüten mit illegal entsorgten Textilien.

 

„Der Markt ist zusammengebrochen“, bilanziert Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Landkreis jedoch ist zur Sammlung und Verwertung von Textilien verpflichtet. Die gemeinnützigen Organisationen wie Pfadfinder, DRK und Johanniter ziehen sich aber mit ihren Containern von ihren 180 bisherigen Standorten zurück, weil sie keine Abnehmer mehr finden, die dafür bezahlen. „Wir gehen davon aus, dass keine gemeinnützigen Organisationen weiter machen“, so der Amtsleiter.

Der bisherige Auftragnehmer Texaid GmbH, der die Altkleider der 72 kreiseigenen Containerstandorte und vieler gemeinnützigen Organisationen abholte, hat Insolvenz angemeldet, ein neues Unternehmen wurde mit der Leerung und Verwertung beauftragt. Vergabekriterium waren Qualität und Verlässlichkeit der Leerung sowie die echte Verwertung der Textilien.

Der Landkreis könnte seiner gesetzlichen Pflicht nachkommen, wenn er – wie beim Elektroschrott – lediglich auf seinen 23 Wertstoff- und Recyclinghöfen Altkleidercontainer aufstellen würde. Doch im Umweltausschuss des Kreistags waren sich die meisten Fraktionen einig, dass auch weiterhin Sammelcontainer aufgestellt werden sollen. Würde sich der Kreis zurückziehen, bestünde die Gefahr einer Vermüllung der Glascontainerstandorte.

Kreisweit 80 statt 350 Containerstandorte

Martin Fetscher schlug vor, dass auf 1500 Einwohner ein Standort kommen sollte, in Orten mit eigenem Wertstoff- oder Recyclinghof könnten es 2000 Einwohner sein. In VS und Donaueschingen, wo die Recyclingzentren an vier Tagen in der Woche geöffnet sind, wird eine Quote von einem Containerstandort auf 3000 Bewohner angewendet. Das wären dann kreisweit 80 Standorte anstatt der bisher 350. Allerdings sollen dann pro Standort zwei Container aufgestellt werden, damit die Anfahrten zur Leerung reduziert werden können.

Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU, Villingen-Schwenningen) befürchtet, dass ohne flächendeckende Altkleidercontainerstandorte Säcke mit Altkleidern an den Glascontainern abgelegt werden – „die Bevölkerung beschwert sich dann über Müllablagerungen – da wird nicht zwischen Müll und Altkleidern unterschieden“. Der VS-Oberbürgermeister schlug vor, dass die Festlegung der Standort durch die Kommunen erfolgen soll.

Container auf Supermarktplätzen?

Bürgermeister Jörg Frey (Freie Wähler, Schonach) unterstützte Jürgen Roths Vorschlag, wenngleich er von sich sagte, dass er maximal zwei Mal im Jahr Altkleider weg bringt und sie durchaus auch sammeln und zum Wertstoffhof fahren würde.

Auch Petra Neubauer (Die Grünen, Niedereschach) gefiel der Vorschlag von Jürgen Roth, Nicola Schurr (SPD, Villingen-Schwenningen) schlug vor, Container ergänzend auf Supermarktparkplätzen aufzustellen, weil die Hausmeister dort bei Überfüllung eine Meldung ans Landratsamt absetzen könnten und auch Roland Erndle (FDP, Donaueschingen) schloss sich dem Vorschlag von Jürgen Roth an.

Am Ende empfahl der Ausschuss einstimmig, dass der Kreis auch weiterhin öffentliche Containerstandorte anbietet. Im Schwarzwald-Baar-Kreis werden jährlich 1100 bis 1400 Tonnen Alttextilien gesammelt.

Altkleider sollen nicht im Restmüll landen

Amtsleiter Martin Fetscher glaubt, dass man mit dem reduzierten Standortekonzept verhindern kann, dass Altkleider in großem Stil in der Restmülltonne landen. Er setzt darauf, dass sich der Markt wieder etwas stabilisiert, beispielsweise wenn jetzt verstärkt Textilfasern recycelt werden. Zudem könnte 2027 oder 2028 in Deutschland eine Abgabe für Textilhändler eingeführt werden, die analog dem Recycling von Verkaufsverpackungen für die Entsorgung Verantwortung tragen sollen.