Klaus Baumert in seiner Backstube in Schuttern. Hier stellt er gerade Schwedenbrötchen her. Foto: Piskadlo

Steigende Energiepreise, hohe Betriebskosten und Personalmangel – besonders kleine Unternehmen haben zurzeit Sorgen. Klaus Baumert erzählt im Gespräch mit unserer Redaktion, wie er seine Bäckerei am Laufen hält.

Schuttern - "Deutschland ist das Land des Brotes – das ist ein Weltkulturerbe", sagt der Bäckermeister. Seit 38 Jahren leitet er die Friesenheimer Familienbäckerei, die 1883 eröffnet wurde. "Täglich holen sich hier Stammkunden frische Backwaren, besonders Klassiker wie Wurstbrote sind beliebt", so Baumert. Das Geschäft laufe gut, dennoch zeigt er sich besorgt: "Die aktuelle Situation ist der Untergang für die Kleinbetriebe."

Besonders Bäckereien seien von der Energiekrise betroffen: "Man braucht Strom für die Backöfen, für die Heizung, für die Kühlung und für die verschiedenen Geräte."

Durch einen Preisaufschlag könne man diese Kosten nur schwer ausgleichen. Zumal nicht nur die Herstellung, sondern auch die Zutaten für die Backwaren deutlich teuerer geworden seien. "Der Mehlpreis ist innerhalb von zwei Monaten von 44 auf 64 Euro gestiegen. Speiseöl und Melasse kommen hauptsächlich aus Russland und der Ukraine, auch die Preise für Backhilfsmittel wie Butter und Hefe sind gestiegen – mittlerweile müsste ein Laib Brot sieben Euro kosten", stellt Baumert fest. Bei ihm zahlen Kunden fürs Brot 3,80 Euro – wie lange er diesen Preis halten kann, sei unklar: "Ich habe bei den Preisen schon zwei Mal aufgeschlagen und muss es wahrscheinlich wieder tun."

Kunden werden sparsamer

Man solle jedoch nicht zu stark "an der Preisschraube drehen", denn das Kaufverhalten der Kunden habe sich über die Zeit sehr verändert – sie würden zunehmend dort einkaufen, wo es am günstigsten ist. Baumerts Bäckerei sei montags bis donnerstags am Nachmittag geschlossen, da der Ansturm der Kunden ausbleibt. Baumert macht sich keine Illusionen: "Wenn der Kunde zum Discounter geht, kann ich das verstehen."

Um mithalten zu können, hat sich sein Betrieb vor fast zehn Jahren weitere Standbeine aufgebaut. So beliefert Baumert täglich zwei Filialen in Lahr und Kippenheim, die Bereitschaftspolizei und den Europa-Park. "Das sind wichtige Partner, die eine gewisse Anzahl an Waren bestellen und somit ein festes Einkommen sichern."

Kritik an Minister Habeck

Für kleine Unternehmen wünscht sich der Bäcker mehr Unterstützung seitens der Politik. "Sie werden bestraft, da der Umsatz wegfällt, die Kosten steigen und sie keine Abnehmer mehr haben." Laut Baumert wäre es ein Anfang, wenn Dorfläden weniger für Strom zahlen müssten. Den Politikern fehle es an Praxiserfahrung und Fachwissen, auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dessen Aussagen in der Talkshow "Maischberger" (bei mangelnder Nachfrage könnten Bäcker oder Bioläden "einfach erstmal aufhören zu produzieren") Baumert natürlich mitbekommen hat.

Der Bäckermeister betont: "Egal ob man Schlosser, Mechaniker oder auch Bäcker wird – man braucht einen Meisterbrief. Früher war sowas hoch angesehen und ein Zeichen von Bildung. Heute wurden die Anforderungen so runtergeschraubt, dass man den Meisterbrief ohne Probleme schaffen kann." Das gleiche Bild zeige sich in der Politik – heute benötige man keine Erfahrung, um Minister zu werden.

"Die Leute brauchen Praxis, deshalb dürfen wir auch bei der Ausbildung junger Menschen nicht nachlassen", sagt Baumert. Auch er habe jahrelang ausgebildet – bis 2020. Mittlerweile ist das passé, weil "sich einfach keiner mehr meldet".

Immerhin: Mit Personalmangel hat Baumert nicht zu kämpfen, sagt er im Gespräch. Aktuell seien 50 Teil- und Vollzeitkräfte in der Bäckerei beschäftigt. "Wir haben hier eine tolle Mannschaft", lobt der Bäckermeister sein Team.

Öffnungszeiten der Bäckerei

Die Bäckerei Baumert hat montags bis donnerstags von 6.15 bis 12.30 Uhr geöffnet. Am Freitag können die Kunden von 6.15 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr einkaufen. Samstag ist von 6.15 bis 12.30 Uhr und am Sonntag von 7.30 bis 11 Uhr geöffnet.