Kleinere Artikel lässt Martin Mahler im SB-Möbelhaus Robin Hood nicht neu auszeichnen. Foto: Wursthorn

Kaum ein Umsatzeffekt in Sicht. Händler sehen Absenkung eher skeptisch. Waren bereits zu 19 Prozent Mehrwertsteuer gekauft.

Donaueschingen - Wie kann ich sie an den Kunden weitergeben? Und mit welchem Aufwand? Die angekündigte befristete Mehrwertsteuersenkung stellt den Handel vor Probleme.

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"Das bringt gar nichts." Davon ist Andreas Neumaier überzeugt. Der Verkaufsberater im Autohaus Bach zeigt die aktuelle Verkaufsbroschüre des Herstellers Hyundai. Dort sind die Fahrzeugpreise brutto ausgewiesen: inklusive Mehrwertsteuer. Für den Kunden können die Gesamtkosten deshalb nicht angepasst werden: Es sei denn Hyundai ändert die Preisgestaltung und weist explizit Netto-Preise aus.

Händler haben Waren bereits zu 19 Prozent Mehrwertsteuer gekauft

Dabei habe der Händler die Modelle zu 19 Prozent Mehrwertsteuer gekauft. Komme der Mehrwertsteuereffekt, sei er vermutlich nicht kaufentscheidend. "Wer bei einem 30.000-Euro Fahrzeug 800 Euro sparen kann, schaut wahrscheinlich mehr auf die gesamtwirtschaftlichen Faktoren", sagt Neumaier.

Martin Mahler zeigt das nagelneue Juli-Prospekt von Robin Hood. Die Preise sind doppelt ausgezeichnet: mit alter und neuer Mehrwertsteuer. "Die Mehrwertsteuer geben wir weiter. Wir wollen uns daran nicht bereichern", sagt der Geschäftsführer des SB-Möbelhauses. 2,52 Prozent, entsprechend 25 Euro je 1000 Euro ausgezeichnete Ware. Neue Preisschilder gibt es bei Robin Hood nur bei den teureren Möbeln. Für die kleinen Teile wäre das zu teuer.

Kein höherer Umsatz erwartet

Mehr als 2000 Euro für Drucker und nachfolgende Arbeiten würde eine komplette Umetikettierung kosten, schätzt Mahler. Stattdessen werden kleine Aufkleber auf den alten Mehrwertsteuersatz hinweisen – und die korrekte Handhabung an der Kasse. Einen erhöhten Umsatz wegen der Mehrwertsteuersenkung erwartet der Geschäftsführer nicht. Die Kunden kämen hauptsächlich dann, wenn Küche, Bett oder Matratze ausgedient haben.

Wer seine Ware mit 19 Prozent Mehrwertsteuer eingekauft hat, kann sie nicht preisreduziert an die Kundschaft weitergeben. Das sagt auch Thekla Duldinger vom gleichnamigen Schuhhaus.

Der Preis werde an der Kasse ermittelt, sagt Andrea Schneider von der Drogerie Butta. Nach ersten Tests werde es gelingen, dass das Kassensystem den reduzierten Preis ausdruckt. Die Mehrwertsteuersenkung gebe die Parfümerie an die Kunden weiter. "Wir bekommen alle zwei Tage Neuware, der Lagerbestand ist gering", so Schneider. Sie erwartet keine Veränderungen im Kaufverhalten. Vielleicht verkauften sich hochpreisige Artikel ein wenig besser.

Vorteile sollen an Kunden weitergegeben werden

Selbstverständlich sei geplant, steuerliche Vorteile eins zu eins an die Kunden weiterzugeben, sagt Christhard Deutscher von der Unternehmenskommunikation von Edeka Südwest.

Mit dem Beschluss der Bundesregierung gingen tatsächlich erhebliche Mehrbelastungen einher, insbesondere bei der Artikelpflege und Preisauszeichnung in den Regalen.

Die Regierung steht unmittelbar vor dem Beschluss, den regulären Mehrwertsteuersatz ab 1. Juli für ein halbes Jahr von 19 auf 16 Prozent zu senken. Der reduzierte Satz sinkt von sieben auf fünf Prozent. Er gilt für die meisten Lebensmittel, aber auch in der Gastronomie für Speisen zum mitnehmen. Die 20-Milliarden-Euro-Maßnahme von Bund und Ländern ist umstritten. Händler befürchten hohe Kosten für die Programmierung der Kassensysteme und Um-Etikettierungen. Ein Rabattsystem an der Kasse wäre eine Alternative.