Nach einem mutmaßlichen Diebstahl von Werkzeugen im Wert von 1100 Euro in einem Hechinger Baumarkt wurde das Verfahren gegen einen 37-jährigen Mann eingestellt. Zuvor hatten Polizei und ein Ladendetektiv ihn und seinen Komplizen verfolgt.
Ganz im Sinne weihnachtlicher Nächstenliebe wurde das Verfahren gegen einen 37-jährigen Mann vor dem Amtsgericht Hechingen gegen die Zahlung von 500 Euro an das „Ronald McDonald Haus“ in Tübingen eingestellt. Der Mann soll am 29. Juni 2023 zusammen mit seinem Nachbarn mehrere Akkus der Marke „Makita“ und weitere Werkzeuge aus einem Baumarkt in Hechingen gestohlen haben.
Wie aus einem klassischen Kriminalroman mutet die Darstellung des Zeugens an, der am letzten Donnerstagvormittag den Tathergang schilderte: In der Funktion als Ladendetektiv habe er zwei Männer im Baumarkt dabei beobachtet, wie sie mehrere Werkzeuge aus der Verpackung genommen und in ihren Jackentaschen verstaut hätten. Um nicht zu sehr aufzufallen, habe er mehrere Marktmitarbeiter über seinen Verdacht informiert. Doch als die beiden Tatverdächtigen den Laden verlassen konnten, ohne von den Mitarbeitern aufgehalten zu werden, habe der 66-jährige Detektiv in seinem PkW die Verfolgung aufgenommen und die Polizei informiert.
Männer stehlen nur die Akkus
Das Fahrzeug der mutmaßlichen Diebe sei schließlich auf der B27 von den alarmierten Beamten angehalten worden. Im Fußraum und im Kofferraum fanden sie zwei schwarze Müllsäcke mit „offensichtlich neuwertigem Werkzeug“, teilweise in Originalverpackung, wie einer der Polizisten vor Gericht berichtete.
Zwar konnten nicht alle Werkzeuge dem fehlenden Bestand des Hechinger Baumarkts zugeordnet werden, aber mehrere Akkus und eine Kantenfräse stammten nachweislich aus dessen Werkzeugabteilung.
Bemerkenswert dabei: Die mutmaßlichen Diebe hatten nur die Akkus von Akkubohrschraubern im Wert von je 50 Euro entwendet. Laut Angaben des Baumarktes könnten die Geräte dadurch aber nicht mehr verkauft werden, so dass der Schaden höher ausfiel als der Wert des Diebesgutes in Höhe von 1100 Euro.
Und noch etwas Kurioses stellte der Richter am Donnerstag fest: Die beiden Männer sind mehr als 100 Kilometer zum Baumarkt gefahren; sie stammen eigentlich aus Lahr.
Angeklagter: „Ich habe keine Schuld“
Der Angeklagte rechtfertigte die weite Strecke damit, dass sein Nachbar – der kürzlich bereits vor dem Landgericht wegen Diebstahls verurteilt worden war – die Werkzeuge online gefunden und einem Mann in der Nähe von Hechingen abgekauft habe. Um den ursprünglichen Preis herauszufinden, hätten die beiden Männer den Baumarkt aufgesucht.
„Ich habe keine Schuld“, betonte der ursprünglich aus Rumänien stammende Angeklagte. Zwar habe er schon mehrfach gestohlen und deswegen vor Gericht gestanden, doch in diesen Fällen habe er immer seine Schuld eingestanden. Dieses Mal habe er „gar nichts mitgenommen“. Stattdessen habe er mittlerweile eine Arbeit und wolle keine Probleme machen, beteuerte der 37-Jährige.
Obwohl der Staatsanwalt den gemeinschaftlichen Diebstahl als erwiesen ansah, stellte er das Verfahren mit Zustimmung des Gerichts ein. Der Angeklagte erklärte sich bereit, die Auflage einer zweifachen Ratenzahlung in Höhe von je 250 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu erfüllen. Der Richter schlug das „Ronald McDonald Haus“ vor, das Familien beherbergt, deren Kinder im Universitätsklinikum Tübingen behandelt werden.