Nach Dornstetten war nun Baiersbronn an der Reihe: Zahlreiche Menschen sind am Samstag auf die Straße gegangen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Zuvor hatte ein breites Bündnis aus Parteien und Aktivisten zu der Demo aufgerufen.
Rund 250 Menschen hatten sich am Samstag auf dem Rosenplatz in Baiersbronn versammelt, um ein Zeichen gegen rechtsextremes Gedankengut und Rassismus zu setzen. „Lasst uns aufstehen und auch in Baiersbronn für den Erhalt der Demokratie Farbe bekennen“, hatten die Organisatoren sich gewünscht und wurden mit vielen Teilnehmern belohnt.
Tim Kandel hatte zusammen mit Friedensaktivist Theodor Ziegler aus Mitteltal die Demonstration unter dem Motto „Baiersbronn bekennt Farbe – Demo für Demokratie, Vielfalt und Toleranz“ organisiert, die von Parteien, Vereinen und Kirchen unterstützt wurde.
Bereits vor elf Uhr füllte sich der Rosenplatz mit Teilnehmern, die Plakate und Banner mitgebracht hatten. „Für mich ist es eine ganz neue Geschichte, ich habe so etwas noch nie organisiert, aber die Demonstration in Dornstetten war für mich Motivation, auch hier in Baiersbronn etwas zu starten“, so Kandel.
Für Vielfalt und Toleranz
„Ohne Überzeugung mache ich nichts, ich finde es wichtig dass man Zeichen setzt und hier in Baiersbronn bin ich unterstützend dabei“, so Ziegler, der in Freudenstadt schon zahlreiche Demonstrationen organisiert hat. Er stimmte zwischen den Redebeiträgen einige Lieder an und untermalte zusammen mit Kandel die Veranstaltung musikalisch.
„Wir haben eine Stimme und wir sind lauter als die Rechten“, meinte Kandel zu Beginn der Demo und übergab an Pastoralreferentin Judith Weiss von der katholischen Kirchengemeinde, die die Moderation der Veranstaltung übernahm. Im Namen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen sagte Weiss: „Gemeinsam wollen wir uns für Vielfalt einsetzen und für Toleranz einstehen.“ Man stehe nicht auf dem Rosenplatz, um die aktuelle Politik zu unterstützen, sondern wolle zeigen, dass die Gesellschaft für Vielfalt und Toleranz stehe.
Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass er sich wünsche, dass seine Kinder in einem freiheitlichen und demokratischen Land aufwachsen können. Daher unterstütze er die Veranstaltung nicht nur seitens der Gemeinde, sondern aus persönlicher Überzeugung. Demokratie bedeute, Meinungen und Kompromisse zu akzeptieren, die nicht immer für jeden passen. „Gesellschaft und Demokratie funktioniert nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme“. Ruf rief dazu auf, die kommenden Kommunal- und Kreistagswahlen zu unterstützen und sich als Kandidaten zur Verfügung zu stellen, um aktiv mitgestalten zu können.
Als Rednerinnen standen auch Gisela Blickle und Erika Sauter-Bartholomä von der Gruppe „Omas gegen Rechts“ auf der Bühne. „Wir brauchen eine engagierte Zivilgesellschaft und ein starkes gemeinsames Europa sowie Vielfalt und nicht Einfalt“, sagte Sauter-Bartholomä.
Ulli Schmelzle sprach für die Freien Demokraten und sprach sich gegen jede Form von Rechtsextremismus aus. „Von deutschem Boden darf nie wieder unermessliche Barbarei und Unheil ausgehen, das wollen wir in Deutschland nicht noch einmal erleben“, so Schmelzle. Wie schleichendes Gift verbreite sich wieder Hetze, Hass und Gewalt in der Gesellschaft, daher sei der Zusammenhalt aller demokratischen Parteien der Mitte wichtiger denn je. „Lassen sie uns alle für unsere Freiheit einstehen.“
Jeder soll sich wohlfühlen
Claudia Harrison sprach im Namen der „Bürgeraktion Umwelt Baiersbronn“ (BUB) und betonte, wie wichtig Heimat sei. „Stellen sie sich vor, sie müssen ihre Heimat verlassen, wir müssen alles tun, dass sich die Menschen hier bei uns wohlfühlen“, so Harrison. Der Dialog miteinander sei immer noch der beste Weg, in Frieden miteinander zu leben.
Gerhard Gaiser von der SPD sagte, dass jeder spätestens jetzt die Verantwortung habe, sich für Demokratie, Vielfalt und Toleranz stark zu machen. „Ich kann nur sagen, wehret den Anfängen. Nie wieder ist jetzt“, so Gaiser. Baiersbronn müsse auch in Zukunft eine gastfreundliche, tolerante und weltoffene Gemeinde bleiben, in der sich die Menschen egal welcher Herkunft wohlfühlen.