Betten in Messe- und Sporthallen errichtet. Kapazitäten werden erweitert. Mit Video
Freiburg/Stuttgart/Balingen/Horb/Freudenstadt - Betten in Messe- und Sporthallen: In der Corona-Krise könnten auch Notfallkliniken zum Einsatz kommen. In manchen Städten und Landkreisen laufen schon die Vorbereitungen.
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Verschiedene Städte und Landkreise in Baden-Württemberg bereiten sich mit Notfallkliniken auf steigende Corona-Fallzahlen vor. Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) rechnet mit einer Höchstzahl an Behandlungen.
In Baden-Württemberg gibt es Behördenangaben zufolge 54.526 Krankenhausbetten, davon sind 3246 Intensivbetten. Insgesamt stehen 2800 Beatmungsplätze zur Verfügung, aufgeteilt auf 107 Standorte im Land. Im Internet haben die Behörden mit dem "Resource-Board" einen Überblick über die von Krankenhäusern gemeldeten Behandlungskapazitäten.
Um Krankenhäuser zu entlasten, dürfen laut einer neuen Verfügung der Landesregierung auch Reha-Kliniken umfunktioniert werden. Die Stadt Freiburg und der angrenzende Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald haben fünf bis sechs Reha-Kliniken ausgemacht, die als Behelfskrankenhäuser dienen könnten. Sie stehen zur Verfügung, mussten bislang aber nicht genutzt werden.
Kapazitäten werden erweitert
In der Stuttgarter Messe entsteht ein Notfallkrankenhaus mit 300 Betten, das binnen fünf Tagen einsatzbereit sein soll. "Die Betten stammen noch aus der Flüchtlingskrise und sind für Corona-Patienten mit leichteren Symptomen gedacht", erklärte Peter Keck, zuständig für allgemeine Krisenangelegenheiten im Landratsamt Esslingen. Er betonte, die Plätze seien nur für den Notfall gedacht.
In Balingen wird die Notfallklinik vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) als "Corona-Station" betitelt. Diese ist seit Ende März betriebsbereit. Dies wird die Station vom DRK Zollernalb. 250 Feldbetten sowie einige Pflegebetten stehen für die Aufnahme von Corona-Patienten bereit.
Rehakliniken samt Betten und Personal steht Im Kreis Freudenstadt zur Verfügung
Im Kreis Freudenstadt kann im Notfall auf Rehakliniken samt deren Betten und Personal zurückgegriffen werden. Dazu gebe es organisatorische Vorbereitungen und Pläne, deren Umsetzung aktuell aber nicht notwendig sei. In der bestehenden Infekt-Ambulanz werden Patienten behandelt, die über grippeähnliche Symptome oder Fieber klagen, um Ärzte zu entlasten. Inzwischen wurden rund 150 Patienten in der Infekt-Ambulanz behandelt.
Die Uniklinik in Freiburg und das universitäre Herzzentrum Freiburg/Bad Krozingen haben einen Rückgang schwerer Notfälle wie Schlaganfall- und Infarktpatienten verzeichnet. Frederik Wenz, der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Freiburg und Geschäftsführende Ärztliche Direktor des Herzzentrums, vermutet die Angst vor einer Corona-Infektion dahinter. Dabei sei die Versorgung von Notfällen uneingeschränkt weiterhin möglich, sagt Wenz: Corona-Patienten würden von anderen Patienten der Kliniken getrennt. Der Mediziner warnt davor, aus Corona-Angst wichtige Arzt- und Klinikbesuche im Notfall aufzuschieben. Am Freiburger Uniklinikum werden derzeit rund 80 Corona-Patienten stationär behandelt, rund 40 konnten bis Ende vergangener Woche wieder geheilt entlassen werden. Wie viele Patienten trotz schwerwiegender Notfälle nicht zum Arzt oder in die Klinik gehen, könne man nur schwer sagen. Tübingen Die Uniklinik in Tübingen konnte unserer Zeitung am Mittwochmittag nicht mitteilen, ob es an diesem Standort einen ähnlichen Rückgang gibt. Aktuell versorgt die Uniklinik laut eigenen Angaben 62 Corona-Infizierte. 31 davon liegen auf der Intensivstation.