Seit einem Jahr fährt das Bürgermobil – die Nachfrage steigt stetig. Wer nutzt den Service? Und wer steht hinter der Idee? Ein Selbstversuch.
Man erinnert sich: Am 1. Mai 2024 war der offizielle „Startschuss“ für dieses gesamtstädtische Projekt. Im ersten Monat wurden 15 Fahrten registriert, schon bald dann 80, und inzwischen sind es weit über 100 – sechs bis acht am Tag, bei Wind und Wetter, eine beachtliche Bilanz. Seit dem Start sind so knapp 21 000 Kilometer Wegstrecke zusammengekommen. Und das allein durch ehrenamtlichen Einsatz: das 13-köpfige Team leistet das alles in der Freizeit.
Das Bürgermobil ist im innerstädtischen Verkehr inzwischen sehr präsent. Aber um authentisch berichten zu können, muss man einmal mitgefahren sein. Dazu bot sich jetzt die Gelegenheit: mit Herbert Steinberg, einem der Ehrenamtlichen, war ich ein paar Stunden auf Tour. An dem Tag war es mit vier Einsätzen zwar eher ruhig, geschuldet vermutlich der Ferienzeit, aber so blieb auch genug Zeit, um ihn mit meinen Fragen zu „löchern“.
„Ich fühle mich freier“
Bei drei Fahrten war ich dabei, alle zwischen der Kernstadt und verschiedenen Stadtteilen, bei allen drei Fahrten waren Frauen die Fahrgäste, und alle drei waren unisono voll des Lobes über das Bürgermobil und das Team.
Mirella Hochsticher aus Gauselfingen, ist „Stammkundin“ und nutzt das Bürgermobil regelmäßig dreimal wöchentlich. Sie freut sich über ihre neue Mobilität: „Ich fühle mich freier“, bekennt sie. Den Weg zum Bahnhof könne sie nicht mehr laufen, das Bürgermobil, das sie direkt zuhause abholt, macht sie wieder mobiler.
Die nächste Fahrt geht von Killer nach Burladingen. Die Mitfahrerin ist ebenfalls eine regelmäßige Nutzerin, auch sie betont die gewonnene Mobilität. Und auch Fahrgast Nummer drei, Barbara Ruf aus Stetten, nutzt das Bürgermobil regelmäßig, seit es im Einsatz ist: „Ich war eine der ersten, die sich gemeldet hat“.
„Was Besseres hätte der Stadt gar nicht einfallen können“
„Gut, dass der Bürgermeister das initiiert hat“, so Mirella Hochsticher, die übrigens Mitglied im Verein ist. Ähnlich Barbara Ruf: „Was Besseres hätte der Stadt gar nicht einfallen können“.
Übereinstimmend also das Lob auf die Stadt und diejenigen, die das Projekt initiiert haben, Bürgermeister Davide Licht und Friedemann Mutschler fallen mir hier ein, aber auch auf die, die es tragen: die Vereinsverantwortlichen und das Fahrerteam. Letzteres fährt nicht nur, sondern sorgt auch selbst dafür, dass das Fahrzeug gewartet und gepflegt wird – ehrenamtlich.
Die Crew trifft sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zur Einsatzplanung und mehrmals im Jahr auch aus geselligem Anlass. „Wir sind eine echt gute Clique“, so Herbert Steinberg. Diese ist übrigens in der Zusammensetzung erstaunlich stabil: von anfänglich neun Mitgliedern ist sie auf jetzt 13 angewachsen. Damit, so Steinberg, komme man im Augenblick ganz gut zurecht, aber natürlich freue man sich auch über weiter Engagierte.
Einzig die Geschäftsstelle ist professionalisiert: Anmeldung für Fahrten und Zusammenstellung des Einsatzplanes erfolgen im Burladinger Rathaus. Die Kontaktzeiten sind jede Woche im Amtsblatt nachzulesen.
„Bleibt alles im Auto“
Klar wird mir beim Mitfahren, dass das Bürgermobil nicht nur Transportmittel ist, sondern auch eine soziale Funktion hat: Die Fahrercrew ist oft Ansprechpartner für die Fahrgäste und kommt deren Kommunikationsbedürfnis entgegen. Aber: „Bleibt alles im Auto“, versichert Herbert Steinberg.
Was nehme ich mit nach der Tour mit dem Bürgermobil? Zweifellos fördert das Bürgermobil das soziale Miteinander, indem es insbesondere der Seniorengeneration Mobilität und damit Teilhabe ermöglicht. Respekt habe ich auch vor dem Einsatz der Ehrenamtlichen und deren Leistung: dieser Kitt hält die Gesellschaft zusammen.