Werner Bennetz (stehend) und Ralf Bennetz sprechen über den Ablauf in der Praxis während der Corona-Krise. Foto: Schimkat

Werner Bennetz erläutert Vorsichtsmaßnahmen in Praxis. "In unserer Praxis sind noch alle gesund."

Brigachtal - "Das habe ich in den 43 Jahren meiner Landarztpraxis in Brigachtal noch nicht erlebt", sagt Werner Bennetz, Facharzt für Allgemeinmedizin.

Bennetz, der 2014 seine Gemeinschaftspraxis mit Andrea Ulrich und seinem Sohn Ralf von der Fichtenstraße an die Straße "Am Ring" verlegte, ist froh, dass er die Patienten auf einige Räume verteilen kann. Trotzdem muss jeder Patient erst einmal draußen vor der Haustür stehen und darauf warten, dass er hereingelassen wird.

"Auch uns wurde vor knapp zwei Wochen von der kassenärztlichen Vereinigung empfohlen, den Abstand einzuhalten. Auch im Wartezimmer darf nur ein Patient sitzen", erklärt er im Telefongespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Einfach mal auf gut Glück in die Praxis zu kommen, sei nicht mehr möglich, Patienten müssten sich telefonisch anmelden und genau sagen, was ihnen fehlt, berichtet der Mediziner. Der automatische Türöffner sei ausgeschaltet, die Patienten müssten an die Tür oder am Fenster klopfen, dann öffne ihnen die Helferin, so Bennetz. Es werde immer nur ein Patient hereingelassen, auf dem Boden sei eine Markierung, die nicht übertreten werden dürfe. Jetzt werde noch eine Plexiglaswand aufgestellt, sodass sowohl der Patient als auch die Helferin geschützt sei. Die Ärzte und auch die Helferinnen würden Mundschutz und Handschuhe tragen. Man habe viele Grippe-Patienten, so der Arzt.

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Sollte der Verdacht bestehen, dass ein Patient am Coronavirus erkrankt sei, zum Beispiel, wenn er aus einem Risikogebiet komme oder Kontakt mit einer infizierten Person hatte, erhalte er eine Überweisung zum Schwenninger Messegelände, wo ein Test gemacht werde. Niemand sollte einfach zum Messegelände fahren, weil er oder sie denke, eventuell an Corona erkrankt zu sein. Dort würde man ohne Überweisung abgewiesen, so Bennetz.

Jetzt dürfen die Ärzte Patienten auch nach einem Telefonat krank schreiben, fährt er fort und betont, dass die Menschen sehr vernünftig seien und soviel wie möglich über das Telefon abgewickelt werde. Auf die Bemerkung, dass viele Apotheken sich beklagen, die Leute würden Medikamente, vor allem nicht verschreibungspflichtige, horten, antwortet Bennetz: "Das ist unverantwortlich, man kann doch nicht auf gut Glück Medikamente horten, mal abgesehen davon, dass die veralten und dann nicht mehr genommen werden dürfen."

"In unserer Praxis sind noch alle gesund"

Auf die Frage, was es mit der Ansteckungsgefahr durch Tröpfchen auf sich habe, erläutert er: "Die Tröpfchen sind unsichtbar im Atem, sozusagen im Wasserdampf des Atems. In allen Schleimhäuten im Mund, Rachen und den Bronchien würden die Erreger gedeihen und durch den Atem ausgestoßen. Allein durch das Ausatmen könne man sein Gegenüber schon anstecken, man müsse nicht unbedingt husten, betont der Mediziner. Dieser Erreger und die unsichtbaren Tröpfchen seien eine große Gefahr.

Er glaube, dass die Gefahr durch das Virus nach vier bis sechs Wochen abnehme, aber genau sagen könne er das nicht, er hoffe es jedenfalls. Er selbst fühle sich noch sehr gesund, man baue als Arzt auch eine gewisse Resistenz auf, aber auch das sei keine Garantie. "In unserer Praxis sind noch alle gesund, auch die Helferinnen, hoffentlich bleibt das so, sonst müssten wir schließen und das wäre schlimm", erklärt er abschließend.