Riedböhringen aus der Vogelperspektive: Das Dorf zählt knapp 1000 Einwohner, 22 davon sind mit dem Coronavirus infiziert – ein extrem überdurchschnittlicher Wert. Bei diesem Archivbild ist das Gewerbegebiet im Norden der Gemeinde anders als heute noch nicht komplett gefüllt. Foto: Archiv

Zahl an Infizierten ist überdurchschnittlich hoch. Appell an die Bürger. Kein Aprilscherz.

Blumberg - Die Stadtverwaltung hat in enger Abstimmung mit dem Landratsamt und dem Gesundheitsamt eine Ausgangssperre für den Stadtteil Riedböhringen im Kampf gegen das Coronavirus verhängt. Das teilte Bürgermeister Markus Keller am Dienstag spätnachmittags mit.

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Hintergrund dafür ist die extrem hohe Zahl an Infizierten in dem Kardinal-Bea-Dorf. Von den 29 am Coronavirus erkrankten Personen in Blumberg haben 22 ihren Wohnsitz in Riedböhringen.

Der Landkreis Schwarzwald-Baar verzeichnet insgesamt 201 bestätigte Corona-Fälle (Stand Dienstag, 10 Uhr). Wer nun die Fallzahl des 960-Seelen-Dorfes Riedböhringen auf die im gesamten Kreisgebiet (215.000 Einwohner) hochrechnet, kommt auf circa 4900 Infizierte. Dieser Wert macht deutlich, wie besorgniserregend die Situation in Riedböhringen ist.

Keine Alternative

Der Rathauschef betont, dass die Ausgangssperre ein großer Einschnitt in das alltägliche Leben der Riedböhringer sei, es aber keine Alternative dazu gebe. "Es muss einfach sein", so Keller. Aufgrund der auffällig hohen Anzahl von Coronafällen in dem Ort sehen er und die Spezialisten des Gesundheitsamts keine andere Möglichkeit, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Infektionskette zu unterbrechen. "Ich weiß, dass diese Einschränkungen viele Mitbürgerinnen und Mitbürger treffen wird, die sich korrekt verhalten haben oder nicht von dem Virus betroffen sind. Das bedauere ich sehr", so Keller weiter.

Der Bürgermeister appelliert an die Bürger, an ihre Gesundheit und die ihrer Mitmenschen zu denken. "Halten Sie sich an die angeordnete Quarantäne und befolgen Sie die ausgesprochene Allgemeinverfügung." Um die Auflagen durchzusetzen, werde die Polizei die Ausgangssperre kontrollieren.

Die bisher in Riedböhringen getroffenen Maßnahmen haben nicht den gewünschten Erfolg nach sich gezogen. Die Feuerwehr war am vergangenen Freitag durch den Ort gefahren und erläuterte in Lautsprecherdurchsagen, wie sich die Bürger in Corona-Zeiten verantwortungsvoll zu verhalten haben. Außerdem wurden die Vereinsvorsitzenden aus dem Rathaus mit der Bitte angeschrieben, den jeweiligen Mitgliedern den Ernst der Lage klar zu machen. Da viele Bürger der Stadt wissen, dass ihr Bürgermeister sehr aktiv auf Facebook ist, erreichten diesen am vergangenen Wochenende über das soziale Netzwerk immer wieder Fotos von Menschengruppen – wo doch Kontakte von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit verboten sind. Keller bat daraufhin, diese Fotos direkt an die Polizei zu schicken.

Bund und Länder haben in enger Abstimmung umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ferner gibt Paragraf 28 des Infektionsschutzgesetzes den Behörden die Möglichkeit, entsprechende Ausgangssperren durchzusetzen. Dies ist jetzt der Fall.

Die Stadt Blumberg weist in ihrer Pressemitteilung ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei der Ausgangssperre um keinen Aprilscherz handelt. Bei Verstößen sei mit Geld- oder Haftstrafen zu rechnen.

Was ist noch erlaubt?

In der Allgemeinverfügung wird genau aufgelistet, was in Riedböhringen noch erlaubt ist:

Hin- und Rückweg zur Arbeitsstätte mit Bescheinigung des Arbeitgebers

Einkäufe, Arzt- und Apothekenbesuche, Tanken, Bargeldabheben, Lieferverkehr

Hilfeleistungen für Bedürftige sowie die dringende Versorgung von Haustieren.

Bis zum Redaktionsschluss lag die Allgemeinverfügung für Riedböhringen in ihrer endgültigen Fassung nicht vor. Was jetzt definitiv im Vergleich zu den aktuellen Verhaltensregeln verboten ist, kann deshalb nicht abschließend an dieser Stelle aufgeführt werden.

Ganz sicher ist aber diese Vorgabe: Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur noch alleine gestattet.