Mehru Usbek (links) und Hekmat Mommand können nur mit dem Handy Kontakt zu Angehörigen und Freunden halten. Foto: Schwarzwälder Bote

Virus verbreitet sich auch in Heimat. In Unterkunft dürfen keine Besuche mehr empfangen werden. 

Blumberg - Von der Corona-Pandemie sind auch die Flüchtlinge intensiv betroffen. Sie können in der städtischen Unterkunft in der Adler-Post in Zollhaus keine Besuche mehr empfangen, denn das ist verboten.

In dem ehemaligen Gasthaus leben noch etwa ein Dutzend Asylbewerber. Diese sind momentan isoliert und können nur über ihr Handy Kontakt halten. Auch die wöchentliche Sprechstunde ist zurzeit nicht möglich. Beratungen können nur über Whats-App oder telefonisch laufen.

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Nach der einstigen Euphorie vor nicht ganz vier Jahren ist der Helferkreis auseinander gefallen. Übrig geblieben sind nur der ehemalige Sozialarbeiter Gernot Suttheimer und der für Fahrten zuständige Gerhard Witter. Das einst so beliebte Flüchtlingscafé gibt es auch nicht mehr. Vom Landratsamt ist die Integrationsmanagerin Irmtraut Krohmer zuständig. Auch sie kann im Moment nur im Hintergrund wirken. Es ist kaum möglich, in der schwierigen Lage einen Arbeitsplatz für die meist willigen jungen Männer zu finden. So haben Hekmat Mommand und Mehru Usbek, beide Muslime, 22 Jahre alt und in Blumberg wohnhaft, schon eine ganze Reihe von Bewerbungen weggeschickt. Aber sie erhalten keine Antwort, denn Arbeitgeber halten sich mit Neuanstellungen zurück.

Hekmat Mommand hat insofern Glück, dass er in einem privaten Haushalt untergekommen ist. "An das Besuchsverbot muss ich mich erst gewöhnen", sagt er. Immer wieder ist er zu Kumpels nach Donaueschingen oder Schwenningen mit Bus und Bahn gefahren. "Jetzt aber fahren kaum noch Busse", stellt er fest. Die Betreuung durch seinen Helfer findet er gut. Er würde gerne arbeiten gehen, denn seine Familie in Afghanistan braucht Geld.

Aus ungewöhnlichen Gründen nicht krankenversichert

Ebenso geht es Mehru Usbek. Auch er hat etliche Bewerbungen losgeschickt. "Ich bleibe jetzt halt in meinem Zimmer, auch wenn es schwerfällt", seufzt er. Sein Betreuer hat aber trotzdem zu tun, denn es hat sich herausgestellt, dass Usbek aus ungewöhnlichen Gründen nicht krankenversichert ist. Der junge Mann hält Handykontakt mit seiner Familie und den Freunden über das Smartphone. Fast täglich geht er in einen Supermarkt zum Einkaufen.

Beide haben viele Probleme mit Behörden. So hat Mommand seinen Arbeitsplatz Ende Januar verloren und hofft darauf, dass sein Ex-Chef endlich die Arbeitspapiere für das Sozialamt herausrückt. Zur aktuellen Krise können die beiden Asylbewerber nicht viel sagen. Auch in ihrem Heimatland Afghanistan grassiert das Coronavirus und fordert Tote. Für sie ist die derzeitige Lage ungewohnt und alles andere als einfach.

Die Flüchtlingsunterkünfte im Schwarzwald-Baar-Kreis werden nicht aufgelöst, hieß es dieser Tage. Hier sei für die erforderliche Sicherheit gesorgt. Wie sich die Isolation auf die einzelnen Bewohner auswirken wird, bleibt abzuwarten. Infizierungen in solchen Unterkünften im Landkreis sind bislang nicht bekannt geworden. Die Krise hat auch einige wenige Vorteile für die Asylbewerber. Gesetzte Zahlungsfristen sind hinfällig und Gerichtsverfahren werden sich verzögern. "Es ist manchmal nicht zu fassen, mit welchen Problemen wir uns befassen müssen", erklärt Flüchtlingshelfer Gernot Suttheimer. Man bekomme dabei tiefe Kenntnisse über die Arbeit vieler Behörden. "Zum Glück ist die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und anderen Behörden sehr gut", stellt er fest, "auch wenn man sich manchmal schon überfordert fühlt".

"Ein wenig Sport treiben hilft auch"

Sobald die intensiven persönlichen Einschränkungen gelockert sind, werden Hekmat Mommand und Mehru Usbek wieder ihre Freunde besuchen. Diese Freude teilen sie mit den einheimischen jungen Leuten. Jetzt geht es hauptsächlich darum, das Coronavirus zu überleben. "Ein wenig Sport treiben hilft auch", sagt Usbek. "Wir sind alle in Allahs Hand", sind sich die beiden Muslime einig und beten, so oft es ihnen möglich ist, für das Ende der Pandemie.

Die städtische Flüchtlingsunterkunft ist im ehemaligen Gasthaus Adler-Post in Zollhaus. Kontaktpersonen sind Nicole Schautzgy von der Stadt Blumberg und Gernot Suttheimer, ehrenamtlich. Sprechstunden gibt es zur Zeit keine. Spenden sind willkommen. Eine ganze Reihe von Flüchtlingen lebt inzwischen in eigenen Wohnungen. Hekmat Momant und Mehru Usbek leben seit eineinhalb Jahren in Blumberg.