Der Fahrradklimatest 2024 des ADFC zeigt, dass an vielen Stellen noch Nachholbedarf herrscht. Doch es gibt auch Grund zur Zufriedenheit.
Zum elften Mal hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) die Ergebnisse seines vom Bundesministerium für Verkehr geförderten Fahrradklimatests vorgelegt. Dabei haben 213 000 Bürger haben bundesweit die Zufriedenheit mit den Radwegen und das Sicherheitsgefühl auf der Straße bewertet.
Für Lahr ergibt sich ein Gesamturteil von 3,7 (Schulnote, auf einer Skala von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) – eine leichte Verbesserung gegenüber der bis dato letzten Befragung 2022 (damals 3,8). Im Vergleich mit Städten ähnlicher Größe (durchschnittlich 3,9) wurde Lahr überdurchschnittlich gut bewertet.
Licht und Schatten: Positiv hervorgehoben werden in Lahr vor allem das Fahrradverleihsystem, die geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung und die vergleichsweise breiten Radwege. Verbesserungsbedarf sehen Radfahrer laut den ADFC-Erhebungen hingegen bei der Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr, beim sicheren Radfahren für Alt und Jung sowie beim Fahrraddiebstahl, insbesondere im Bereich des Bahnhofs.
Infrastruktur oft lückenhaft und unsicher: Viele Radwege in Lahr sind nur durch einfache Markierungen auf der Fahrbahn gekennzeichnet, ohne bauliche Trennung, stellt der ADFC fest. Kritisiert werden demnach insbesondere plötzlich endende Radwege an Engstellen und unzureichende Pflege – etwa Baumwurzelaufbrüche vor dem Rathaus und bei der Römerstraße. In der stark befahrenen Stefanienstraße berichten Radfahrer morgens zu den Stoßzeiten sogar von „lebensgefährlichen Situationen“.
Knotenpunkte und Querungen mangelhaft: Auch an Knotenpunkten gibt es offenbar Probleme. So schalteten die Ampeln am Querverkehr der B 36 nicht zuverlässig für einzelne Radfahrer, wird in Lahr bemängelt. Zudem werden Kreisverkehre als unsicher beschrieben, da Autofahrer häufig ohne ausreichenden Abstand überholten. Und: Viele Querungen seien unübersichtlich, und Radfahrer müssten sich oft dem Autoverkehr unterordnen oder absteigen, ist dem Fahrradklimatest zu entnehmen.
Mutigere Verkehrspolitik gefordert: Die Umfrage zeigt, dass viele Bürger sich von Politik und Verwaltung in Lahr mehr Mut bei der Umsetzung der Radverkehrsziele wünschen, stellt der ADFC fest. Geplante Fahrradstraßen seien teils durch Widerstände im Gemeinderat oder in Ortschaftsräten – etwa in Lahr-Ost – verhindert worden. Kritisiert wird überdies, dass Maßnahmen oft so geplant und gestaltet würden, dass sie nicht mit den Interessen des Autoverkehrs kollidieren – was ihre Wirksamkeit schmälere.
Ziel: Attraktiver und sicherer
Das Ziel des ADFC bleibt nach eigenen Angaben: Mehr Menschen aufs Rad bringen. Dabei wisse man die Lahrer Stadtverwaltung an seiner Seite. Wenn Radfahren sicherer und attraktiver werde, würde es noch mehr Menschen ermöglicht, ihre Alltagswege mit dem Fahrrad zurückzulegen – „für eine lebenswertere, klimafreundliche Stadt“, so der ADFC, der an Politik und Verwaltung appelliert, „die Anliegen der Radfahrenden ernst zu nehmen und die positiven Entwicklungen entschlossen weiterzuführen“.