Der Calwer Comedian Fabian Rommel geht wieder auf Deutschlandtour. Seine Generalprobe hatte er dieser Tage im Jugendhaus. Hier erklärt er, wie sein Comedy-Programm entsteht.
Fabian Rommel ist einer der aufsteigenden Stars der Comedy-Szene. Ab April ist er auf seiner zweiten Deutschlandtour. Mit seinem neuen Programm „Daheim“ spielt er über 90 Termine, darunter im ausverkauften Circus Krone oder in der Stuttgarter Liederhalle.
Der 31-jährige ist in Calw aufgewachsen. In Berlin nahm seine Karriere richtig fahrt auf. Mittlerweile wird er von Fans auf der Straße erkannt. Aber er vermisste in der Hauptstadt auch seine Familie und Freunde.
Über diesen Zwiespalt spricht er in seinem neuen Programm. Auch darüber, wie es als Dorfkind ist, plötzlich in der Großstadt zu leben – zum Beispiel wie unterschiedlich Nachbarschaft auf dem Land und in der Stadt funktioniert.
Vor wenigen Tagen hatte er die Generalprobe seiner neuen Show vor 40 Zuschauern im Calwer Jugendhaus.
Das Programm
Calw sei in Deutschland vor allem für das Kommando Spezialkräfte oder Hermann Hesse bekannt, sagt er auf der Bühne. Dass die Stadt mit Hesse so viel werbe, wundere ihn. Denn wer dessen Bücher lese, merke, dass der vor allem hier weg wollte. Eine Pointe, die im Jugendhaus natürlich zündet.
Rommel nähert sich in „Daheim“ seinem Verständnis von Heimat an. Er erzählt auch von seiner Großmutter, die vor 40 Jahren von einem kleinen Dorf in der Türkei nach Calw zog. Rommels Geschichten sind manchmal nachdenklich – vor allem aber unheimlich komisch.
Der rote Faden
Doch wie hat er sein neues Programm erarbeitet? Im Herbst 2023, nach der jüngsten Tour, habe er sofort angefangen, sich Gedanken zu machen, erzählt er. Sein Ziel sei es, auf der Bühne eine ganze Geschichte zu erzählen. Diese bilde den roten Faden für kleinere Episoden.
Den roten Faden hatte er schnell gefunden. Denn 2023 spielte er mit dem Gedanken, von Berlin wieder in den Süden zu ziehen. Weil ihn das Heimweh plagte, sagt Rommel. „Ich will authentisch sein und darüber reden, was mich beschäftigt“, erklärt er. Außerdem beschäftige das Thema viele Leute.
Dann sucht er sich Geschichten aus seinem Leben, die zu diesem Thema passen. Kommt ihm eine Idee, schreibt er sich Notizen ins Handy. Er überlegt sich, wie er es unterhaltsam erzählen kann, spricht sich die Geschichte laut vor. Dann geht es abends in einen Comedy-Club.
Ausgiebig getestet
Bei sogenannten Open-Mics bekommen dort Künstler etwa 15 Minuten Zeit. Hier kann Rommel sein Material testen. „Dann sehe ich, wo die Lacher sind“, erklärt er. Ein Publikum lache an anderen Stellen, als wenn man seiner Familie oder seinen Freunden eine Geschichte erzähle.
Diese Lacher notiere er sich – und passe die Geschichte an. „Ich gehe mit einer Geschichte 50 Mal auf die Bühne, bis sie fertig ist“, sagt er. Er stelle Teile der Erzählung um, arbeite am Timing. Letzteres sei für Comedy entscheidend. „Es geht um Millisekunden“, so Rommel. Ihm helfe, dass er seit acht Jahren auf der Bühne steht. Denn am Ende komme es trotz vieler Überlegungen auf das Bauchgefühl an.
Die Struktur
Bei 250 Open-Mics ist Rommel aufgetreten, bis sein neues Programm stand. Nicht jede getestete Geschichte hat es in die Show geschafft. Etwa 20 Minuten Material hat er gestrichen. Rund 70 Minuten blieben übrig. „Das ist eine gute Länge“, findet Rommel. Zu lang sollte ein Programm nicht sein. Das werde für das Publikum irgendwann anstrengend.
Auch die Struktur sei wichtig. Rommel rechnet in „Lachern pro Minute“. „Man darf nicht zu lange erzählen, ohne dass ein Lacher kommt“, sagt er. Sonst uferten die Erzählungen aus. Passe das nicht, werden die Geschichten gekürzt oder umgestellt. „Es soll konstant witzig sein“, ist sein Ziel. Eine Methode dafür sei, auf einer bereits erzählten Prämisse aufzubauen – und noch eine Pointe hinterherzuschieben.
Klassisches Storytelling
Bei seinem Programm baue er auf klassisches Storytelling, wie die Heldenreise. Zudem holt er sich Inspiration bei amerikanischen Comedians wie John Mulaney, einem der erfolgreichsten Storytelling-Comedians weltweit. Er schaue sich an, wie der die einzelnen Teile in seinem Programm stimmig verbinde. Aber auch hier setzt Rommel auf Tests.
Mit dem kompletten Programm hat er 18 Preview-Shows vor kleinem Publikum in ganz Deutschland gespielt – die letzte nun in Calw. „Ich bin jetzt happy“, sagt er zur finalen Version. Aber auch nach dem Auftritt überlegt er sofort, wie er seine Show noch besser machen kann.
Erstmals in Calw
Dem Publikum in Calw gefiel das Programm gut. Viele kennen die Orte, von denen Rommel erzählt, ja selbst: den S-Bahnhof in Gärtringen, Holzbronn oder Stuttgart. Rommel stand erstmals in seiner Heimat auf der Bühne. „Es hat sich bisher nicht ergeben“, sagt er. Zusammen mit der Kleinen Bühne Calw wurde es nun möglich.
Die Einnahmen des Abends spenden Rommel und die Kleine Bühne ans Jugendhaus. Stadtjugendreferent André Weiss bedankte sich dafür. Rommel kennt ihn schon länger. Beide spielten im gleichen Verein Fußball. Sowas gibt es eben nicht in Berlin, sondern nur „Daheim“.
Tickets für Fabi Rommels „Daheim-Tour“ gibt es unter https://fabirommel.com/tour/. Weil drei Shows in Stuttgart ausverkauft sind, gibt es am 19. November noch einen Zusatztermin im Beethovensaal der Liederhalle.