„Der Bauernjörg und die Kirche St. Peter und Paul!“ lautete das Thema eines Vortrag zum Bauernkrieg in Nusplingen. Roland Steidle nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise zurück in das Jahr um 1525 und vermittelte vielfältige Eindrücke.
Ob Truchsess Georg III. von Waldburg als Heerführer des Schwäbischen Bundes am 27. und 28. Februar 1525 tatsächlich die damalige Stadtkirche St. Peter und Paul aufgesucht hat, bleibt zwar unbewiesen, aber die heutige Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul ist ein Zeitzeuge der damaligen Geschehnisse.
In seiner bebilderten Präsentation über den „Deutsche Bauernkrieg 1524 bis 1525“ nahm Roland Steidle die Zuhörer mit auf eine Zeitreise zurück nach Nusplingen um 1525. In seinem ersten Vortragsteil schilderte Steidle die Zeit um 1525 im Allgemeinen. Thema war dabei auch die Herrschaft Kallenberg. Zwei bedeutsame Ereignisse, so die „Werdenberger Fehde“ zwischen 1488 und 1504, fanden in Nusplingen ihren Schlusspunkt.
700 kriegsbereite Männer treffen sich in Nusplingen
Am 16. September 1503 trafen sich fast 700 kriegsbereite Männer in Nusplingen, um im Morgengrauen des 17. September die den Freiherrn von Zimmern gehörige Herrschaft Meßkirch wieder zurückzuerobern. Der Herr von Kallenberg, der damalige Graf Andreas von Sonnenberg aus der Familie der Waldburger in Scheer an der Donau beheimatet, unterstützte das Vorhaben und stellte umfangreiche Hilfeleistungen zu Verfügung. Diese und viele weitere Streitereien mit seinen Nachbarn, der Familie von Werdenberg zu Sigmaringen, führte im Jahre 1511 zur Ermordung des Kallenberger Herrschers Graf Andreas von Sonnenberg. Federführender Gegner war der Graf Felix von Werdenberg.
Schwerpunkt des zweiten Teils des Vortrags waren die derzeit bekannten zwei Kriegszüge des Truchsess Georg III. von Waldburg, die diesen auf den Heuberg und an die Zollernalb geführt haben. Ende Februar und anfangs Mai 1525 war der heutige Zollernalbkreis, vor allem die Gegend um die Amtsstadt Balingen ein lokales Zentrum der damaligen Geschehnisse. Die Kriegshandlungen Ende Februar 1525 bei Balingen hatten ihren Ursprung darin, dass der nicht mehr im Exil weilende Herzog Ulrich die allgemeinen Bauernunruhen für seine eigene Zwecke missbrauchen und sein Land vom Schwäbischen Bund unter Mithilfe Schweizer Söldner zurück erobern wollte. Es gab bei Kampfhandlungen am 1. März 1525 beim heutigen Weilstetten unter dem Lochen Tote und Verletzte.
Die Klöster wurden geplündert, die Städte erstürmt
Steidle schilderte, dass sich die Bevölkerung in einer sehr schwierigen Situation befand. Die Klöster der Umgebung wurden von der Aufständischen geplündert. Die Städte Sulz und Balingen wurden belagert und erstürmt. Verschiedene Burgen, wie Burg Albeck bei Sulz und die Burg Glatt, wurden ebenfalls belagert, gestürmt und, wo vorhanden, ihrer Waffendepots entledigt. Im Bereich der Amtsstädte Balingen, Ebingen und Rosenfeld sind rund 40 Personen namentlich bekannt, die in Gefängnissen saßen und anschließend die Urfehde beschworen haben. Mit dieser Urfehde fügte sich der Verurteilte mit milderen Strafen wieder in die Gesellschaft ein. Einige Personen wurden des Landes verwiesen.
Steidle zeigte auf, das die fünf aufrührerischen Dörfer, darunter Unterdigisheim, Hartheim und Heinstetten, zur Strafe auferlegt bekamen, ihre Kirchenglocken aus den Türmen abzuhängen.
Ob dies auf dem Heuberg und Hart tatsächlich umgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Steidle hat keine Hinweise entdeckt, ob sich Menschen und Gemeinden der damaligen Herrschaft Kallenberg, die Ortschaften Nusplingen, Obernheim, Dormettingen und Erlaheim, aktiv am Bauernkrieg beteiligt haben.