Bitte künftig hier herein: Die Zufahrt zum Steinle-Areal in Balingen wird derzeit nicht genutzt. Auf dem Gelände will die Volksbank Hohenzollern-Balingen einen Netto-Markt sowie weitere Gewerbeeinheiten und Wohnungen bauen. Foto: Maier

Geldhaus will jeweils einen Lebensmitteldiscounter in Balingen und Weilstetten bauen.

Balingen - Die Volksbank Hohenzollern-Balingen will in den kommenden Monaten neben dem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Schwanenstraße zwei weitere große Vorhaben angehen: Am Rande der Balinger Innenstadt sowie in Weilstetten plant das Geldhaus Netto-Lebensmitteldiscounter.

Um die Vorhaben in rechtlich trockene Tücher zu bringen, müssen für die beiden Areale jeweils separete Bebauungspläne ausgearbeitet werden. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses des Gemeinderats befassen sich damit erstmals in der Sitzung am Mittwoch, 13. Mai (17 Uhr, Stadthalle).

Neubau im Weilstetter Grauenstein

Der Neubau in Weilstetten im dortigen Nahversorgungszentrum Grauenstein dürfte rechtlich kein Problem darstellen. Das Stadtplanungsamt bewertet das Vorhaben als "grundsätzlich sinnvoll" und auch als kompatibel mit der Balinger Einzelhandelskonzeption: Für Weilstetten sei nach der Schließung des Spar-Markts seit langer Zeit versucht worden, wieder einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln, um die Versorgungslücke zu schließen. Der von der Volksbank geplante Netto-Markt wäre dafür gut geeignet. Eer würde das Zentrum Grauenstein beleben und sichern helfen.

Anders sieht es mit dem Vorhaben in Balingen auf dem sogenannten Steinle-Areal an der Wilhelm-Kraut-Straße aus: Die damalige Volksbank Balingen hatte das Gelände in den 1990er-Jahren mit dem Hintergedanken gekauft, dort vielleicht einmal die neue Unternehmenszentrale zu errichten. Diese Pläne sind spätestens seit der Fusion mit der Volksbank Hohenzollern aber vom Tisch. Statt für eigene Zwecke wollte die Bank das brachliegende Gelände seit Jahren für großflächigen Handel nutzen – diese Pläne gerieten indes regelmäßig mit den Bestimmungen des Regionalplans sowie jenen des Balinger Marktgutachtens in Konflikt.

Zu weit von Innenstadt entfernt?

Beim jetzigen Vorhaben ist zumindest der Regionalplan außen vor: Geplant ist ein Lebebsmitteldiscounter mit einer Verkaufsfläche von 799 Quadratmetern. Mit dieser Fläche handelt es sich nicht um "großflächigen Einzelhandel", daher kommen raumordnerische Belange nicht zum Tragen.

Allerdings ist das Vorhaben weiterhin nicht mit der Balinger Einzelhandelskonzeption kompatibel: Ein Netto-Markt ist streng genommen auf dem Grundstück nicht möglich, da es zu weit vom sogenannten zentralen Versorgungsbereich, der Innenstadt, entfernt liegt. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Gutachten, das die Stadtverwaltung nach der Bauvoranfrage im September 2019 in Auftrag gegeben hat.

Weitere Gewerbeeinheiten sowie Wohnungen

Nun aber, deutet die Vorlage der Stadtverwaltung für den Gemeinderat an, soll es bei der Bewertung der Zulässigkeit des Vorhabens nicht mehr nur nach den strengen Vorgaben des Marktgutachtens gehen. Das Planungsamt verweist darauf, dass seit der Schließung des Rewe-Markts im CityCenter eine Lücke bei der Lebensmittelversorgung der Balinger Innenstadt-Bewohner bestehe. Die Zahl der Menschen, die in der City wohnen, wachse zudem immer mehr.

Dazu beitragen würde auch das Volksbank-Vorhaben: Neben dem Discounter sollen vier weitere Gewerbeeinheiten sowie 14 Wohnungen auf dem Steinle-Areal gebaut werden. Aus diesen Gründen soll nun dort ausnahmsweise ein Netto-Markt mit dem Schwerpunkt Lebensmittel möglich gemacht werden – auch wenn, so merkt es der Gutachter an, dieser neue Discounter die Neuansiedlung eines Lebensmittelvollsortimenters in zentraler Innenstadtlage in Zukunft wohl erschweren dürfte.

Im Jahr 2021 soll es schon losgehen

Die Volksbank Hohenzollern-Balingen will die beiden Vorhaben – grünes Licht durch den Balinger Gemeinderat vorausgesetzt – schon im nächsten Jahr angehen. Das Geldhaus sieht den Bau der Lebensmittelmärkte als sinnvollen neuen Geschäftsweg und zugleich als Bekenntnis zur Region an.

Angesichts des schwierigen Geschäftsumfelds aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase gebe es "momentan keinen besseren Zeitpunkt", sagt der Vorstandssprecher Arndt Ständer gegenüber unserer Zeitung, selbst Geld in die Hand zunehmen, in die Zukunft der Bank und der Region zu investieren, die bereits vor Jahren erworbenen Grundstücke in Balingen und in Weilstetten mit jeweils einem Verbrauchermarkt zu bebauen und diese zu vermieten.

Für beide Grundstücke habe es zahlreiche interessante Anfragen von Gewerbetreibenden gegeben, ergänzt das Vorstandsmitglied Joachim Calmbach. Durch die zu erwartenden Mieteinnahmen könne man die immer niedrigeren Zinserträge kompensieren sowie neue, lukrative und nachhaltige Einnahmequellen im zinsunabhängigen Geschäft erschließen, sagt das Vorstandsmitglied Franz Steinhart. In Balingen würde durch den Neubau die Versorgung mit Lebensmitteln verbessert, in Weilstetten das Zentrum Grauenstein gestärkt, und es gäbe zugleich einen Ausgleich für den Wegfall der dortigen Volksbank-Geschäftsstelle.

Der Weilstettener Ortsvorsteher Wolfgang Schneider begrüßt das Vorhaben: Durch den neuen Verbrauchermarkt werde die seit Jahren immer wieder diskutierte Nahversorgung der 3800 Weilstettener mit Lebensmitteln gesichert. Es handele sich um ein wichtiges Infrastrukturprojekt für den Stadtteil.