Zwei Mitglieder der rumänischen „Zipfel-Bande“ am ersten Prozesstag. An diesem Montag verurteilte das Landgericht Tübingen beide Angeklagten. Foto: Jürgen Lück

Das Landgericht Tübingen verurteilt zwei Rumänen (40, 31) wegen Bandendiebstahl. Die Zipfel-Bande stieg nicht nur in Eutingen und Ergenzingen ein, sondern in ganz Europa.

Die insgesamt fünfköpfige „Zipfel-Bande“ war europaweit unterwegs. Eine Kripo-Beamtin aus Tübingen: „Wir haben polizeiinterne Hinweise, dass die Bande in Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz aktiv war.“

 

Wie kommt die „Zipfel-Bande“ zu ihrem Namen? Eine LKA-Gutachterin erzählt: „Die Maskierung besteht aus einem Hosenbein oder Ärmelstück, das oben zugeknotet ist. Dadurch tragen die Täter auf dem Kopf einen Zipfel.“

Ein 40-jähriger und ein 31-jähriger Rumäne hatten am ersten Prozesstag gestanden, mit der Zipfel-Bande auch in Ergenzingen und Eutingen im Gewerbegebiet Hummelberg im Februar und März 2023 in verschiedene Unternehmen und Sportheime eingestiegen zu sein.

In Österreich erbeutete „Zipfel-Bande“ über 55000 Euro

Der 31-jährige Angeklagte wurde in Österreich verhaftet. Im Urteil des dortigen Gerichts, das im Landgericht Tübingen verlesen wurde, machten die Serien-Einbrecher dort über 55.000 Euro Beute – zwischen November 2023 und Februar 2024.

Der 31-jährige Rumäne war wieder dabei – obwohl er mit der „Zipfel-Bande“ in der Nähe von Rastatt im Frühjahr 2023 verhaftet wurde. Das Amtsgericht Rastatt gab ihm damals Bewährung. Der Drahtzieher, der die vier Komplizen aus Rumänien einfliegen ließ, wurde auch in Österreich verhaftet – ein Rumäne mit Wohnsitz in der Gegend von Rastatt. Mit seinem BMW X 4 fuhr er die Bande zu den Tatorten – unter anderem nach Eutingen und Ergenzingen.

Das fordert die Anklage

Die Staatsanwältin sagt im Prozess: „Beide gehören zur Bande. Mit massiver Gewalt sind sie eingebrochen. Am Tatort in Hechingen gibt es DNA-Spuren vom 40-jährigen. Ohne die Festnahme beider wäre die Diebstahlserie wohl nicht zu stoppen gewesen.“

War 40-jähriger nur Mitläufer?

Constantin Sperneak-Wolfer, Verteidiger des 40-Jährigen erwidert aber: „Laut einem Vermerk der Staatsanwaltschaft war der Rumäne aus Rastatt Koordinator und Organisator. Mein Mandant war Mitläufer. Er hat ein Kind und ist Familienmensch. Sein Kind beginnt jetzt die Schule, das Umdenken hat bei ihm eingesetzt.“

Fozia Hamida-Bhaffi, Verteidigerin des 31-Jährigen, versucht ebenfalls, Punkte für eine mildere Verurteilung zu sammeln: „Mein Mandant hat in Österreich gestanden, Angaben zu Straftaten in Deutschland gemacht, Namen der Beteiligten genannt. Ein frühes Geständnis, welches auch die Polizeiarbeit erleichtert, hat einen Wert.“

Das sagt das Urteil

Um 16.21 Uhr dann das Urteil: Drei Jahre und zwei Monate für den 40-jährigen, drei Jahre und fünf Monate für den 31-jährigen. Der Vorsitzende Richter: „Es liegt äußerst nahe, dass der 40-jährige schon an den Taten im Bereich Rastatt beteiligt war. Damals sind zwei Täter geflüchtet.“

Die Videos aus Eutingen und Ergenzingen belegten, so der Vorsitzende, dass beide trotz Flucht vor der Polizei ihre Taten „ganz ungerührt“ fortgesetzt hätten. Er betont noch, dass die Männer den Flucht-Feldweg in Eutingen mit Zweigen abgesperrt und ein Hoftor in Ergenzingen mit Kabelbindern zugebunden hätten, damit die Polizei nicht so schnell vorfahren kann.