Kopfansicht einer männlichen „Vespa velutina nigrithorax“. Foto: Wikipedia commons/Gilles San Martin/CC BY-S/2.0

Asiatische Hornissen jagen Honigbienen und breiten sich auch im Südwesten immer weiter aus. Die 2004 nach Europa eingeschleppte Art ist kaum mehr zu stoppen. Wird sie auch zu einer Gefahr für Menschen?

Schon ihr Name flößt Respekt ein: Asiatische Hornisse. Der lateinische Gattungsname lautet „Vespa velutina nigrithorax“. Die eigentlich in Ost- und Südostasien vorkommende Hornissen-Art ist inzwischen auch in hiesigen Breiten heimisch.

Wie aggressiv sind Asiatische Hornissen?

Nach Aussage von Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württembergischen Landesumweltministerium, stellen die eingeschleppten Hornissen für Menschen keine Gefahr dar, da sie nicht besonders aggressiv seien.

Nach den Tieren schlagen oder ihrem Nest zu nahe kommen, sollte man dennoch nicht. „Dann besteht die Gefahr, gestochen zu werden.“ Das Verhalten der Asiatischen Hornisse sei hier vergleichbar mit dem der heimischen Art oder der Wespen.

Warum müssen Hornissen-Funde gemeldet werden?

Baden-Württemberg hat eine Meldeplattform für die Asiatische Hornisse gestartet, wie das Umweltministerium in Stuttgart mitteilt. Weil sie nicht nach Mitteleuropa gehöre, müssten Nester der Tiere gemeldet und beseitigt werden.

Die Hornissen-Art steht auf der EU-Liste der invasiven Arten. Es ist aber aufwendig und teuer, ein Nest zu entfernen, denn zum Teil hängen die Nester in Baumkronen auf bis zu 35 Metern Höhe. Darum müsse meist eine Drehleiter der Feuerwehr eingesetzt werden, erklärt Waldmann.

Warum sind Imker in Sorge?

Asiatische Riesenhornissen sind bis zu fünfmal größer als Westliche Honigbienen, die ihre Lieblingsspeise darstellen. Die Hornissen lauern vor Bienenstöcken und fangen heimkehrende Honigbienen ab.

Kein Wunder also, dass die Hornissen bei Imkern nicht beliebt sind. „Wir machen uns große Sorgen“, sagt Kristin Krewenka, Geschäftsführerin im Landesverband der Badischen Imker. Durch den heißen und trockenen Sommer 2022 hätten sich die angriffslustigen Insekten stark vermehrt. Schon 2022 hatten sich die Sichtungen der Hornissen im Vergleich zum Vorjahr knapp verdreifacht.

Die südostasiatische Hornisse ist mit 24 bis 30 Millimeter Körperlänge etwas kleiner als die heimische Hornisse, die zwischen 25 und 40 Millimeter groß ist. Zu erkennen ist der Asien-Import an seiner schwarzen Grundfärbung: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden.

Wie kam die Hornissenart nach Deutschland?

2004 war die Asiatische Hornisse vermutlich als blinder Passagier an Bord eines Schiffes in Südfrankreich eingeschleppt worden. 2014 wurde der erste Fund eines Nestes in Büchelberg in Rheinland-Pfalz dokumentiert.

Inzwischen ist die invasive Art vor allem rund um Heidelberg und Karlsruhe verbreitet. Im vergangenen Jahr wurde die Asiatische Hornisse erstmals auch in Bad Wildbad, Tübingen und im Regierungsbezirk Stuttgart nachgewiesen. Und sie wird sich im Südwesten wohl weiter ausbreiten. Mehr als 15 Nester habe man 2022 in Baden-Württemberg gezählt, berichtet Waldmann. „Wir gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus.“

Info: Hornissen

Gefährlichkeit
Nachrichten von „Kamikaze-Hornissen“ schürt die Panik, die viele Menschen überfällt, wenn eine dieser größten Vertreter der Faltenwespen im Anflug ist. „Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“, sagt der Volksmund. Auch wenn diese Lebensweisheit beängstigend klingt, ist sie dennoch falsch. Hornissen sind keine sonderlich aggressiven Insekten.

Größe
Hornissen sind zwar deutlich größer als Honigbienen und andere Wespenarten, aber nicht gefährlicher. Vielleicht sind es ihre lauten Fluggeräusche, die vielen einen Riesenschreck einflößen. Doch sie suchen schnell das Weite, wenn sie Menschen begegnen.

Giftigkeit
Hornissen haben durch ihre Körpergröße zwar einen entsprechend größeren Giftblaseninhalt als Honigbienen, dafür hat das Gift eine geringere Wirksamkeit. Zudem ist das Gift von Hornissen und Wespen weniger toxisch als das von Honigbienen. Die Giftdosis, die über den Bienenstachel in den Körper gelangt, ist rund zehnmal so hoch wie bei einem Hornissen- und Wespenstich. Dass ein Hornissenstich subjektiv als schmerzhafter empfunden werden kann, liegt zum einen am längeren und stärkeren Stachel der Tiere. Zum anderen enthält es den Bestandteil Acetylcholin, das weder im Gift der Honigbienen, anderer Wespenarten oder Hummeln vorkommt.

Nahrung
Weil sie nicht wie andere Wespenarten an süßen Speisen und Koteletts interessiert sind, meiden sie für gewöhnlich menschliche Behausungen. Hornissen ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften, Fliegen, anderen Wespen oder Heuschrecken.

Nester
Gefährlich wird es nur dann, wenn die Tiere in unmittelbarer Nähe ihres Nestes gestört werden. Einen Mindestabstand von drei bis sechs Metern sollte man einhalten, wenn man Hornissen begegnet. In diesem Radius werden sie Volk und Königin beschützen. Möglicherweise sind die Betroffenen dem Nest zu nahe gekommen und wurden deshalb aus defensiven Gründen gestochen.

Menschliches Verhalten
Hornissen werden genauso wie Wespen durch Atemluft und Anpusten zum Stechen gereizt. Stößt man auf ein Hornissennest, sollte man vor allem ruhig bleiben und gleichmäßig atmen, rät Carsten Pusch vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein. „Die Insekten reagieren nämlich auf verstärkten Kohlenstoffdioxid-Austausch.“