Bürgerfest: Klaus Konzelmann sieht Albstadt auf gutem Weg / "Bronnweiler Weib" Friedel Kehrer kommt allein
Zum dritten Mal hat die Stadt Albstadt in der Zollernalbhalle ihr Bürgerfest gefeiert – und Hunderte von Albstädtern feierten mit. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann verbreitete am Freitag keine Euphorie in seiner kommunalpolitischen Zwischenbilanz – aber Zuversicht.
Albstadt-Tailfingen. Euphorie ist ja ohnehin nicht schwäbisch – dass bei der Bürgerbefragung im Zuge der Albstädter Stadtmarketinginitiative der Rücklauf jenen in deutlich größeren Städten wie Ludwigsburg oder Flensburg ausstach und die Voten auch noch überwiegend zufrieden und optimistisch ausfielen, darf man – stellt man die schwäbische Neigung zur Skepsis in Rechnung – als Erfolg der ersten drei Amtsjahre Klaus Konzelmanns werten. Was er auch tat: Die Bevölkerung wächst wieder leicht, die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten lag Ende 2017 bei 17 500 – das Glas war am Freitagabend definitiv mehr als halb voll.
Zum Beispiel das Stadtentwicklungskonzept: Der Orientierungsprozess ist abgeschlossen, die Weichen sind gestellt; wie schnell der Zug Fahrt aufnimmt, bleibt abzuwarten. Im Zuge der Digitalisierung ist der "letzte weiße Fleck" – Burgfelden – von der Landkarte verschwunden; dass im Interesse der Wirtschaft eine noch höhere Schlagzahl Not täte, weiß man – mittelfristig soll jeder Haushalt seinen Glasfaseranschluss bekommen; die Kosten in Albstadt beziffert Konzelmann auf 140 Millionen Euro.
Tailfingens neue Mitte nimmt Gestalt an; der OB freut sich auf den Abriss des AC-Kaufparks – im Herbst soll es so weit sein; danach folgen der Edeka-Bau und die Leidenszeit der Staus und Umleitungen. "Da müssen wir durch." Sowohl in Tailfingen als auch in Truchtelfingen läuft die Stadtsanierung; in Lautlingen hat die Stadt den Bebauungsplanung des Gewerbegebiets Hirnau vorgezogen – der OB gab sich zuversichtlich, dass die Ortsumfahrung, mit der nicht nur dieses Projekt steht und fällt, Anfang des kommenden Jahrzehnts gebaut wird – für die Warnung, eine Ablehnung der Amtstrasse könne die "Rückkehr auf Null" bedeuten, bemühte er einen der Parteilichkeit unverdächtigen Kronzeugen, den grünen Landesverkehrsminister Winfried Hermann.
Die wichtigste Ressource Bildung wird nachhaltig bewirtschaftet
Die Tailfinger Technologiewerkstatt ist voll; nun kommt die Technologiefabrik, an die sich die Erwartung knüpft, erfolgreiche Start-ups langfristig an Albstadt zu binden. Als Beleg für die Anstrengungen der Stadt, ihre wichtigste Ressource Bildung nachhaltig zu bewirtschaften, führte Konzelmann die geplanten Kindergartenneubauten in Ebingen. Onstmetttingen und Laufen, die Schulsanierungen in Ebingen und Tailfingen sowie den ausschließlich von der Stadt finanzierten Neubau der Hochschule in der Ebinger Gartenstraße an.
Der Aufschwung des Albstädter Tourismus geht weiter; der Bau eines Hotels in der Ebinger Gartenstraße soll dafür sorgen, dass die Anziehungskraft der Traufgänge sich künftig sichtbarer in Übernachtungszahlen und Umsätzen niederschlägt.
Es gibt freilich auch Themen, bei denen der Optimismus gedämpfter ausfällt, weil die Unwägbarkeiten groß sind. Der OB bekannte sich ohne Wenn und Aber zum Projekt Zentralklinikum – ob es Wirklichkeit wird, hängt von den Stuttgarter Zuschüssen ab.
Noch unkalkulierbarer ist die Zukunft der Talgangbahn – hier vermied Konzelmann jede Festlegung. Bereits 2001 hatte der Gemeinderat die Reaktivierung abgelehnt. Damals wurden die Investitionskosten noch mit 25 Millionen D-Mark beziffert, heute steht eine viermal so hohe Summe im Raum. Ob der Nutzen-Kosten-Index immer noch so günstig ausfällt wie einst, muss sich erneut zeigen – eine weitere Prüfung steht an; das bedeutet, dass die Entscheidung des Gemeinderats erst in einem Jahr fallen wird.
Ein Lob, das von Herzen kommt – und ein Bekenntnis zur Stadt
Mit einem Bekenntnis zu unserer "wunderbaren Stadt" und einem von Herzen kommenden Lob des Ehrenamts und der Albstädter Ehrenamtlichen endete Konzelmanns Rede. Danach überließ er die Bühne erst der von Alain Wozniak dirigierten Stadtkapelle Tailfingen und dann dem "Bronnweiler Weib" Friedel Kehrer, die ohne ihr erkranktes Gegenstück Märy Lutz aus dem "ländlichen Raum", dem Ein-Straßen-Dorf Bronnweiler, in die Großstadt Albstadt gekommen war. In Ermangelung ihres gewohnten Gegenübers unterhielt sie sich ausgiebig mit dem OB: "Hent se a schees Rathaus mit viel Holz – dass au ebbes schaffet?", wollte sie wissen, freute sich als Trauf-Anwohnerin, dass es die Älbler gibt –"suscht wäret jo mir d’Bleede" – und versuchte schließlich – "mr muass sich dia Schultes ziaga" – etwas Trinkbares zu ergattern. Konzelmann brachte ihr ein Glas Wasser. "Wasser? – des draiket doch d’Kiah", revoltierte sie. "Leit, den mießat er b’halda – der ko spare!"