Matthäus Reiser verabschiedet sich nach 18 Jahren an der Spitze der Kreissparkasse Rottweil in den Ruhestand. Im zweiten und letzten Teil unseres Interviews verrät er, wie sich die Kreissparkasse für die Zukunft aufstellen muss und welche Rolle Künstliche Intelligenz spielen wird, aber auch, was im Ruhestand auf ihn wartet.
Wohin geht die Reise – für Matthäus Reiser ganz persönlich, der nach 30 Jahren im Vorstand der Kreissparkasse Rottweil in den Ruhestand geht, aber auch für die Kreissparkasse angesichts künftiger Herausforderungen? Und welche Strategie sollten die Kunden in Krisenzeiten wählen? All das verrät uns Reiser im zweiten Teil des großen Interviews.
Was zeichnet für Sie nachhaltige Geldpolitik aus, im Großen wie im Kleinen, Privaten?
Nachhaltige Geldpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass sie langfristig orientiert ist und sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Im Großen bedeutet dies, dass die Geldpolitik darauf abzielt, die Preisstabilität zu gewährleisten und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Im Kleinen bedeutet dies, dass die Geldpolitik darauf abzielen sollte, die finanzielle Stabilität jedes Bürgers zu gewährleisten.
In Zeiten der Krisen: Spüren Sie bei den Menschen eine größere Verunsicherung, wenn es um das Thema Geldanlagen geht?
Ja, natürlich – Krisen sind naturgemäß mit Unsicherheit und Risiken verbunden, welche sich auch negativ auf die Finanzmärkte auswirken können. In solchen Zeiten suchen viele Menschen nach sicheren Anlagemöglichkeiten, um ihr Vermögen zu schützen. Die Stabilität der Sparkassen ist daher ein wichtiger Faktor, der dazu beiträgt, dass die Menschen uns vertrauen und ihre Geldanlagen bei uns tätigen. Wir legen großen Wert darauf, unseren Kunden eine sichere und stabile Anlagemöglichkeit zu bieten und ihnen dabei zu helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Wozu würden Sie beim Thema Geldanlage raten: Risiko oder Sicherheit?
Beim Thema Geldanlage kommt es immer auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele des Anlegers an. Grundsätzlich gilt jedoch, eine ausgewogene Mischung aus Risiko und Sicherheit zu finden, um eine Realverzinsung, also eine Rendite über der Inflation, zu erzielen. Es ist deshalb wichtig, eine individuelle Anlagestrategie zu entwickeln, die auf die persönlichen Bedürfnisse und Ziele des Anlegers abgestimmt ist. Welche Art der Geldanlage in Frage kommt und welcher regelmäßige Anlagebetrag sinnvoll ist, bespricht man am besten mit seinem Berater.
Welche Rolle spielen Banken wie die Kreissparkasse zu Zeiten, in denen Crowdfundings Start-up-Unternehmen auf den Weg bringen?
Wir sehen uns als Partner von Existenzgründern. Diesen bieten wir nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und der Erstellung von Businessplänen. Wir sind bestrebt, die Gründenden bei der Verwirklichung ihrer Ideen und Visionen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, erfolgreich zu sein.
Welche Rolle wird das Thema Künstliche Intelligenz spielen? Und spielt es schon jetzt eine?
Das Thema Künstliche Intelligenz wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, insbesondere in der Finanzbranche. KI-Systeme können beispielsweise bei der Analyse von Finanzdaten und der Identifizierung von Trends und Mustern eingesetzt werden. Auch bei der Entwicklung von Anlagestrategien und der Risikobewertung können KI-Systeme eine wichtige Rolle spielen. Bereits jetzt spielt für uns KI eine wichtige Rolle bei der Automatisierung von Prozessen und der Verbesserung von Effizienz und Genauigkeit. Vorstufen der KI, wie sogenannte Robo-Advisors, können Kunden bereits seit Jahren für ein automatisiertes Portfoliomanagement nutzen.
Wie sieht die Kreissparkasse von übermorgen aus?
Die Kreissparkasse von übermorgen wird sich noch stärker auf die Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichten und ihnen ein noch breiteres, vor allem digitales, Angebot an Produkten und Dienstleistungen bieten. Wir werden uns weiterentwickeln und anpassen, um den Herausforderungen der Zeit gerecht zu werden.
Fällt das Loslassen nach 30 Jahren schwer?
Natürlich ist das Loslassen nicht leicht, und es kommt auch etwas Wehmut auf. Dennoch ist es richtig, und ich gehe mit einem guten Gefühl, weil die Kreissparkasse Rottweil gut aufgestellt ist und ich sie in guten Händen hinterlasse. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben, und freue mich auf die Zeit, die vor mir liegt.
Werden Sie der Öffentlichkeit in unserer Region auch künftig durch das eine oder andere Engagement erhalten bleiben?
Ja, ich werde weiterhin als Vorstand der Kreisbaugenossenschaft eG tätig sein und auch mein soziales Engagement bei der Lebenshilfe und beim Freundeskreis Rottenmünster weiterführen.
Was haben Sie für Ihren Ruhestand geplant?
In meinem Ruhestand freue ich mich darauf, mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen und meine Hobbys zu pflegen. Und ich möchte gerne eine weitere Sprache lernen.
Zur Person
Matthäus Reiser
ist Jahrgang 1961, in Spaichingen geboren und in Egesheim aufgewachsen. Nach fast zwei Jahrzehnten erfolgreicher Führung und engagierter Arbeit für die Kreissparkasse Rottweil tritt der derzeitige Vorstandsvorsitzende in den wohlverdienten Ruhestand. Seit 1994 gehört Reiser, zuerst als stellvertretendes und danach als ordentliches Mitglied, dem Vorstand an, bis er 2006 zum Vorsitzenden berufen wurde. Matthäus Reiser hat die Kreissparkasse Rottweil durch zahlreiche erfolgreiche Geschäftsjahre geführt und war maßgeblich an der strategischen Neuausrichtung des Marktbereichs hin zur digitalen Beratung und der Expansion der Kreissparkasse Rottweil beteiligt. So stieg die Bilanzsumme seit 2006 von rund 2,1 Milliarden Euro auf rund 3,5 Milliarden Euro in 2023. Unter seiner Leitung hat die Kreissparkasse Rottweil ihre Marktposition gefestigt und ist als wichtiger Akteur in der regionalen Wirtschaft gewachsen, heißt es von Kreissparkassen-Seite.