Der Vorstandsvorsitzende Matthäus Reiser tritt Ende September in den Ruhestand ein. Foto: Kevin Kummer

Matthäus Reiser verabschiedet sich nach 18 Jahren an der Spitze der Kreissparkasse Rottweil in den Ruhestand. In Teil 1 unseres zweiteiligen Interviews spricht er über die Anfänge und Meilensteine, aber auch Krisen und Versäumnisse in dieser Zeit.

Seit 30 Jahren ist Matthäus Reiser im Vorstand der Kreissparkasse Rottweil – und musste in dieser Zeit mehrere welt- und finanzpolitische Krisen miterleben und meistern. Im ersten Teil des Interviews erzählt er uns, wie er die Zeit wahrgenommen hat, und welche Lehren sich aus herausfordernden Zeiten ziehen lassen.

 

Welcher Weg führte Sie damals zur Kreissparkasse Rottweil?

Ich kam damals zur Kreissparkasse Rottweil, weil ich das Potenzial dieser Region gesehen habe und von den Chancen und Möglichkeiten hier überzeugt war. Ich wollte meine Erfahrungen und mein Wissen in den Dienst der Menschen in der Region stellen und gemeinsam mit dem Team der Kreissparkasse die Zukunft gestalten.

Mit welchen Erwartungen haben Sie Ihre Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender damals aufgenommen? Und haben die sich bestätigt?

Als ich meine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Rottweil aufgenommen habe, hatte ich die Erwartung, dass ich die Bank erfolgreich durch die Herausforderungen der Zeit führen und gleichzeitig die Interessen unserer Kunden sowie der Region vertreten würde. Diese Erwartungen haben sich bestätigt, da ich in den letzten 30 Jahren viele positive Veränderungen und Entwicklungen miterleben durfte.

Ziemlich genau zur Mitte Ihrer Amtszeit schlitterten die ökonomisch entwickelten Staaten in die größte Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Ist man auf so etwas vorbereitet?

Eine solche Krise des Weltfinanzsystems konnte sich damals kaum jemand vorstellen. Insofern war auch niemand darauf vorbereitet. Es lag dann an uns, professionell mit den Herausforderungen der Krise umzugehen, und es hat sich dann ja auch gezeigt, dass die Sparkasse resilient und stabil ist. Sie war und ist ein starker Partner für die Region. Auf die Sparkasse konnten sich unsere Kunden verlassen.

Welche Lehren lassen sich daraus ziehen, und wie werden sie im Alltagshandeln umgesetzt?

Im Gegensatz zu manchen großen Wettbewerbern sind die Sparkassen recht gut durch die Finanzkrise gekommen. Unser Geschäftsmodell, dass wir uns auf Finanzdienstleistungen für die Bürger vor Ort und den regionalen Mittelstand konzentrieren, ist ein Stabilitätsfaktor. Auch auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise haben die Sparkassen mit dafür gesorgt, dass es zu keiner Kreditklemme kam. Damals haben wir unsere Kreditvergabe sogar gesteigert. Unser Geschäftsmodell mit seiner regionalen Verankerung war und ist also goldrichtig.

Fällt einem in solchen Situationen einerseits als Teil des Finanzsystems, andererseits aber auch unter öffentlich-rechtlicher Trägerschaft eine Pufferfunktion zu?

Ja, als Teil des Finanzsystems und als Sparkasse sehen wir uns auch als stabilisierender Faktor für die regionale Wirtschaft. Das Geschäftsmodell der Kreissparkasse ist nicht darauf ausgerichtet, maximale Gewinne zu erwirtschaften. Als Sparkasse fördern wir mit unserer Geschäftstätigkeit verlässlich die Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Lebensqualität in der Region. Für unsere Kunden gehen wir verantwortungs- und risikobewusst vor. Deren Einlagen verwenden wir vorrangig zur Refinanzierung von privaten Haushalten, kleinen und mittleren Unternehmen sowie von Kommunen. Wir wollen dazu beitragen, dass die Interessen der Menschen in unserer Region gewahrt werden.

Was war in all Ihrer Zeit bei der Kreissparkasse die größte Herausforderung für Sie?

Wir waren ständig mit Herausforderungen konfrontiert. Die Finanzkrise haben Sie bereits genannt. Aber auch die Minuszinsphase, der Schutz unserer Kunden vor Betrug und Sicherheitsverletzungen, der Umgang mit überbordenden regulatorischen Anforderungen und die Digitalisierung des Bankgeschäfts waren und sind Herausforderungen. Um erfolgreich am Markt agieren zu können, müssen sich Finanzdienstleister wie die Kreissparkasse ständig weiterentwickeln.

Was war der größte Meilenstein?

Die regelmäßige, konsequente Ausrichtung der Kundenberatung und -bedienung auf die Anforderungen des Marktes.

Und was war das größte Versäumnis?

Ich hätte mir gerne noch mehr Zeit für Gespräche mit meinen Mitarbeitern gewünscht. Allerdings haben die Führungskräfte der Sparkasse diesen Part bestens übernommen.

Zur Person

Matthäus Reiser
ist Jahrgang 1961, in Spaichingen geboren und in Egesheim aufgewachsen. Nach fast zwei Jahrzehnten erfolgreicher Führung und engagierter Arbeit für die Kreissparkasse Rottweil tritt der derzeitige Vorstandsvorsitzende in den wohlverdienten Ruhestand. Seit 1994 gehört Reiser, zuerst als stellvertretendes und danach als ordentliches Mitglied, dem Vorstand an, bis er 2006 zum Vorsitzenden berufen wurde.

Matthäus Reiser hat die Kreissparkasse Rottweil durch zahlreiche erfolgreiche Geschäftsjahre geführt und war maßgeblich an der strategischen Neuausrichtung des Marktbereichs hin zur digitalen Beratung und der Expansion der Kreissparkasse Rottweil beteiligt. So stieg die Bilanzsumme seit 2006 von rund 2,1 Milliarden Euro auf rund 3,5 Milliarden Euro in 2023. Unter seiner Leitung hat die Kreissparkasse Rottweil ihre Marktposition gefestigt und ist als wichtiger Akteur in der regionalen Wirtschaft gewachsen, heißt es von Kreissparkassen-Seite.