Feuerwehr und Rettungsdienst waren am Stausee im Großeinsatz. Foto: Nölke

Tot geborgen haben die Feuerwehr und Rettungstaucher einen Mann aus dem Stausee Oberdigisheim. Seine Angehörigen hatten ihn seit Dienstagabend vermisst. Um 23.17 Uhr fanden ihn die Rettungskräfte in fünf Metern Tiefe.

Meßstetten-Oberdigisheim - Die verzweifelten Schreie der Angehörigen schallen über den nächtlichen Stausee. Kurz vor Mitternacht haben sie Gewissheit, dass der Mann, zu dem sie zuletzt gegen 17 Uhr Kontakt hatten, tot ist. Zunächst hatten seine Angehörigen ihn nicht vermisst am sonnigen späten Dienstagnachmittag, hatten gedacht, er sei irgendwo am Ufer. Dass nicht nur sein Fahrrad, sondern auch seine Kleidung am Ufer unberührt waren, ließ freilich Schlimmes befürchten.

Die Feuerwehr wurde allerdings erst um 22.15 Uhr alarmiert, rückte mit 75 Einsatzkräften der Abteilungen Oberdigisheim, Meßstetten und Unterdigisheim aus – und mit zehn Fahrzeugen, die Licht spendeten, ebenso wie die großen Lampen, mit denen die Einsatzkräfte die Wasseroberfläche des Sees ausleuchteten. Mit einem Boot, das zur Wasserrettungsausrüstung der Feuerwehr Oberdigisheim gehört, und mehreren Paddelbooten machten sich die Retter auf die Suche. Andere suchten den Uferbereich großflächig ab.

Unterstützt wurden die Feuerwehrleute von einer Tauchereinheit aus Mengen – weitere aus Reutlingen und Tübingen waren wieder umgekehrt, als klar war, mit welch großer Mannstärke die einheimischen Kräfte am Werk waren.

Jede Hilfe kommt zu spät

Um 23.17 Uhr schließlich fanden Taucher den Mann in fünf Metern Tiefe, rund acht Meter vom Ufer entfernt. Das Rote Kreuz, Ortsverein Obernheim-Oberdigisheim, und ein Notarzt versuchten noch, den Mann wiederzubeleben, der mit einer Badehose bekleidet war – vergeblich. Ralf Smolle, dem Meßstetter Gesamtkommandanten und Einsatzleiter, ist die Erschütterung ebenso anzusehen wie seinen Kollegen und den Rot-Kreuz-Einsatzkräften. Durch Mark und Bein gehen allen die Schreie, die vom östlichen Ufer des Sees herüberdringen: Gerade haben die Angehörigen des Mannes erfahren, dass die Rettungskräfte ihm nicht mehr helfen konnten. Auch um sie kümmert sich das Rote Kreuz, begleitet sie schließlich zum nördlichen Ufer, wo der Tote geborgen wurde.

Woher er stammt und wie alt er ist, darüber kann Ralf Smolle keine gesicherte Auskunft geben. Dass der Tote 53 Jahre alt sein und aus Hausen am Tann stammen soll, kann Smolle nicht bestätigen.

Die Polizei ist vor Ort, und auch die Kriminalpolizei wird hinzugezogen. Bügermeister Frank Schroft und sein Bauhofleiter Michael Mayer sind ebenfalls gekommen, stehen schockiert am Ufer, als sie vom Ausgang der Suchaktion erfahren.

Letzter Todesfall vor genau vier Jahren

Erst im vergangenen Jahr hatte die Stadt sich rechtlich abgesichert, überall Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass Badende auf eigene Gefahr im See schwimmen und sich nur im abgegrenzten Bereich aufhalten dürfen. Der westliche Teil des Sees ist durch Bojen abgegrenzt, ist Naturschutzbereich.

Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass die Rettungskräfte zuletzt einen Toten aus dem Stausee bergen mussten – am 20. Juli 2018 sei das gewesen, erinnert sich Smolle. Ein Jahr später, am 3. März, hatte die Feuerwehr einen Hund aus dem See gerettet. Diesmal konnten sie nicht mehr helfen, trotz des gut koordinierten und tatkräftigen Einsatzes aller Kräfte.