Die Fledermaus und die Hesse-Bahn wären sich einst fast in die Quere gekommen. Dann aber einigten sich Betreiber und der Naturschutzbund (Nabu) auf eine Lösung. Ein Teil davon sind Ersatzquartiere für die Tiere in Tunnelnähe, von denen das in Hirsau nun nach einem Jahr Bauzeit fertig ist.
Calw-Hirsau - Auf rund 200 Quadratmetern können sich die Fledermäuse nun ganz in der Nähe des Tunnels bei der Fuchsklinge neu ansiedeln. Von außen ist von dem neuen Quartier aber nicht allzu viel zu sehen. Mitten im Wald steht eine hohe Betonwand, in ihr eine kleine Türe mit einem noch kleineren Einflugfenster. Dahinter verbirgt sich unterirdisch im Hang vergraben dann das eigentliche neue Zuhause der Tiere.
In zwei parallelen Röhren sowie zwei kleineren angrenzenden Tunneln gibt es alles Mögliche, was die Flugsäugetiere mögen. Erst einmal sind das Dunkelheit und Ruhe, wie Anna Roswag von der Gruppe für ökologische Gutachten (GÖG) erklärt. Dazu gebe es unterschiedliche Versteck- und Hängemöglichkeiten. Das seien einerseits etwa Fledermauskästen, Hochlochziegelsteine, Plexiglaswellbahnen oder Steinhaufen auf dem Boden. All das eben, wo sich die Fledermäuse gut verstecken oder einhängen könnten. Dazu gebe es auch Wasser in dem Bau, um das Raumklima so lebenswirklich wie möglich zu halten.
Etwa 14 Fledermausarten gebe es in dem bisherigen Tunnel in Hirsau, erklärt Michael Stierle vom Zweckverband HHB. Insgesamt seien es dort etwa 700 Tiere, im Tunnel zwischen Ostelsheim und Althengstett nochmal etwa 300. Diese Zahlen habe man, weil man die Situation seit 2015 kontrolliere, so Stierle weiter. Über Kameras und Tonaufzeichnungen könne man ungefähr ermitteln, wieviele Tiere und welche Arten in den Tunneln vorkommen.
Akustische Signale
Die kleinste dort vorkommende Art sei die Zwergfledermaus, so Roswag. Die ist in etwa so groß wie ein Daumen. Die größte ist das "Große Mausohr". Diese Art kann fast doppelt so groß werden wie die Zwergfledermaus. Für alle Arten habe man aber Bereiche in dem Ersatzquartier geschaffen, in denen sie sich wohlfühlen könnten.
Die Betonung liegt auf könnten. Denn bisher sind noch wenige der 700 Tiere in Hirsau umgesiedelt. Es gebe neugierige Arten, erklärt Roswag. Die erkundeten gerne neue Orte. Die anderen Tiere würden dann erst folgen. Allerdings fühlten sie sich im Tunnel bisher offensichtlich noch wohl und täten dies mit der noch zu bauenden Kammer dort vielleicht auch in Zukunft. Wie viele Tiere letztendlich umziehen werden, wisse man nicht, so Roswag. Allerdings sei der Weg vom Hirsauer Tunnel nicht weit, nur etwa 200 Meter. Das ganze Areal sei so gestaltet, dass die Fledermäuse den Weg leicht finden könnten. Dazu würde man mit Hilfe von akustischen Signalen, also den Sozialrufen der einzelnen Arten, versuchen, Tiere in das Ersatzquartier zu locken.
Ob das funktioniert, wird ebenfalls wieder überwacht und zwar mittels Monitoring an dem kleinen Fenster in der Eingangstür. "Es gibt zu einem solchen Vorhaben keine Erfahrungswerte", meint Stierle. Man sei, was das angehe, ein Pilotprojekt. Deswegen sei auch noch nicht klar, wie viele Tiere letztendlich aus dem Tunnel das neue Ersatzquartier in Anspruch nähmen.
Klar ist aber jetzt schon, was das Ersatzquartier gekostet hat. Das Bauwerk in Hirsau schlägt laut Angaben des Landratsamtes mit rund 600 000 Euro zu Buche. Das in Ostelsheim sei mit etwa 500 000 Euro etwas billiger, wie Stierle erklärt. Für die Kammer im Hirsauer Tunnel, die noch gebaut werden muss, könne man noch keine Kostenschätzung abgeben.