Eine britische Forschergruppe hat eine neue Blutgruppe entdeckt. (Symbolbild) Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ein Antigen im Blut, das bereits in den 1970-er Jahren entdeckt wurde, konnte nun von englischen Forschern entschlüsselt werden. Dadurch werden Bluttransfusionen für bestimmte Patienten sicherer.

Blut ist für den menschlichen Körper lebenswichtig, doch nicht jedes Blut ist für jede Person geeignet. Neben den bekannten Blutgruppen A, B, AB und 0 gibt es seltene Blutmerkmale, die bisher schwer zu identifizieren waren. Nach über fünf Jahrzehnten der Forschung haben Wissenschaftler des NHS Blood and Transplant in Bristol (England) nun eine bedeutende Entdeckung gemacht: Sie fanden eine neue Blutgruppe, die den Namen MAL trägt.

 

Diese Entdeckung könnte potenziell viele Leben retten, indem sie eine präzisere Zuordnung von Spendern und Empfängern ermöglicht. Die an der Entdeckung beteiligte Forscherin Louise Tilley, Senior Research Scientist, erklärte in einem Statement: „Der genetische Hintergrund von AnWj war mehr als 50 Jahren ein Rätsel, das ich persönlich seit fast 20 Jahren meiner Karriere zu lösen versuchte“.

Extrem seltene Blutgruppen erschweren Spendersuche

Die Blutzusammensetzung wird nach verschiedenen Merkmalen unterschieden. Die bekannteste Kategorisierung der Blutgruppen sind das AB-0 System, sowie der Rhesusfaktor. Dennoch gibt es Blutgruppen, die extrem selten sind und die die Suche nach geeigneten Spendern erschweren. Ein langjähriges Rätsel war das Antigen AnWj, das 1972 entdeckt wurde. Die Mehrheit der Menschen ist AnWj-positiv, doch für die wenigen AnWj-negativen Personen stellen Bluttransfusionen ein erhebliches Risiko dar.

Markus M. Müller, Oberarzt des Instituts für Transfusionsmedizin und Spezialist des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg und Hessen, erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Die Entdeckung neuer Blutgruppen ist sehr wichtig für die Forschung“ und helfe in individuellen Einzelfällen Patienten mit Blut zu versorgen, die sonst nur schwer mit Blut versorgt werden könnten.

Falsche Bluttransfusion kann zu Komplikationen führen

Blut ist eine komplexe Angelegenheit: „Es gibt über 40 verschiedene Blutgruppensysteme“, erzählt der Transfusionsmediziner weiter. Bei einer benötigten Transfusion müssen daher viele einzelne Genom-Faktoren berücksichtigt werden, damit das Blut angenommen wird und es nicht zu Komplikationen kommt. Bei einer falschen Bluttransfusion kann es zu schweren Komplikationen kommen – „im schlimmsten Fall zum Nierenversagen“, sagt Müller.

Der Durchbruch der neuen Blutgruppe MAL gelang durch die Identifizierung des genetischen Hintergrunds des AnWj-Antigens. Das NHS Blood and Transplant zitiert in seiner Forschungsveröffentlichung Nicole Thornton, die Leiterin des internationalen Referenzlabors für Blutgruppen (IBGRL): „Es war eines unserer herausforderndsten Projekte, den genetischen Ursprung von AnWj zu klären“. Durch den Fortschritt sei es jetzt möglich, Genotypisierungstests zu entwickeln, um AnWj-negative Patienten und Spender zu identifizieren. Solche Tests könnten auf bestehenden Plattformen implementiert werden, was zukünftig die Suche nach geeigneten Spendern erleichtern werde.

Entdeckung könnte tausende Leben retten

Laut der BBC könnten so tausende Menschenleben weltweit - im Fall der Fälle - gerettet werden. Die neue Blutgruppe MAL ist damit nicht nur ein wichtiger Meilenstein in der Blutforschung, sondern auch in der medizinischen Versorgung. „Der Nachweis, dass ein Gen tatsächlich ein Blutgruppenantigen kodiert, ist mit so viel Arbeit verbunden, aber es ist unsere Leidenschaft, diese Entdeckungen zum Nutzen von Patienten mit seltenen Krankheiten auf der ganzen Welt zu machen“, so Thornton.