Bus und Bahn statt Auto – eine Idee, die als umweltfreundliche Alternative diskutiert wird, aber ist dies im Alltag überhaupt möglich? Wie gut der Nahverkehr in Trossingen wirklich ist, habe ich in einem Selbstversuch getestet.
Mein Plan: Ich fahre von Aldingen nach VS-Schwenningen um zu schauen, ob der Nahverkehr wirklich eine Alternative zum Auto bietet. Mit dem Auto würde ich von Aldingen nach Schwenningen circa 25 Minuten brauchen. Laut Fahrplan soll es mit Bus und Bahn nur drei Minuten länger dauern – doch stimmt das auch in der Praxis?
Es ist Dienstag,11.38 Uhr. Ich stehe an einer leeren Bushaltestelle am Ortsrand von Aldingen und warte auf den Bus mit der Linie 140 nach Trossingen. Er soll mich zum Stadtbahnhof bringen, von wo aus ich weiterfahren kann. Der Bus fährt stündlich von und nach Trossingen. Als der Bus mit vier Minuten Verspätung ankommt, bekomme ich am Stadtbahnhof gerade noch den Zug.
Der Zug vom Trossinger Stadtbahnhof fährt zum Trossinger Bahnhof, und mit zwei Minuten Umsteigezeit kann ich um 11.58 Uhr der Zug Richtung Bräunlinger Bahnhof nehmen. Doch auch hier läuft nicht alles nach Plan: Mit fünf Minuten Verspätung komme ich schließlich am Schwenninger Bahnhof an.
Barrierefreiheit In Sachen Barrierefreiheit, insbesondere für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Personen, konnte ich Folgendes beobachten: Am Stadtbahnhof ist der Zugang ebenerdig, was den Einstieg erleichtert. Für mobilitätseingeschränkte Personen kann das Einsteigen in die Bahn jedoch eine Herausforderung sein. Einige Busse sind mit Einstiegshilfen versehen, aber eine klare Kennzeichnung zur Barrierefreiheit gibt es nicht.
Anbindungen Und wie schaut es mit den Anbindungen zum Nahverkehr in Trossingen aus? Trossingen ist durch mehrere Buslinien mit den umliegenden Orten verbunden. Am Stadtbahnhof fährt der Regio die Fahrgäste zum Trossinger Bahnhof, einem wichtigen Knotenpunkt. Von dort aus bestehen Verbindungen mit dem Zug in Richtung Villingen-Schwenningen und Rottweil.
Die Buslinien fahren in regelmäßigem Takt, wobei es abends deutlich weniger Verbindungen gibt. Durch Trossingen fährt die Buslinie 115, welche eine Stadtrunde macht und dabei den Marktplatz, das Schulzentrum, den Schwabenpark und letztendendlich den Stadtbahnhof anfährt. In Aldingen fährt der letzte Bus nach Trossingen um 20.38 Uhr, von Trossingen zurück nach Aldingen startet die letzte Verbindung um 21.11 Uhr. Sonntags – und bei manchen Buslinien auch samstags – sind Busse nur über Bestellung verfügbar. Wer außerhalb der Hauptverkehrszeiten fährt, muss längere Wartezeiten einplanen.
Die Buslinie 115 fährt alle zehn bis 20 Minuten durch Trossingen und macht ihre Stadtrunde.
Zwischen Aldingen und Trossingen fährt stündlich ein Bus, wobei morgens und mittags zusätzliche Linien für den Schülerverkehr eingesetzt werden.
Die Bahnverbindungen weichen dagegen etwas ab: Vor allem morgens fahren mehr Züge zu unterschiedlichen Fahrzeiten. Bis 0 Uhr kann man vom Stadtbahnhof Trossingen noch mit dem Zug fahren. Ab fünf Uhr fahren dann die Züge wieder zwischen den Bahnhöfen. Auch am Wochenende fahren wesentlich mehr Züge als Busse, zwar fallen am Morgen die ein oder ander Abfahrten weg, dennoch ist man am Wochenende mit dem Zug flexibler.
Kosten variieren je nach Reiseziel und Tarifzone
Ticketpreise und Fahrpläne Die Ticketpreise spielen eine wichtige Rolle: Je nach Reiseziel und Tarifzone variieren die Kosten. Während zum Beispiel kurze Strecken durch Trossingen vergleichsweise günstig sind, steigen die Preise für weiter entferntere Strecken schnell an. Einzelfahrkarten oder auch Tagesfahrkarten sind eine Option, doch für regelmäßige Pendler ist ein Abo oder das Deutschlandticket die deutlich kostengünstigere Wahl. Meine Fahrt von Aldingen nach Schwenningen hätte mich ohne Abo-Card 6,20 Euro gekostet, da ich durch drei verschiedene Zonen gefahren bin.
Auch für Senioren stellt sich die Frage, wie einfach der Nahverkehr zu nutzen ist. Informationen zu Fahrzeiten oder Fahrpreisen sind nicht immer verständlich aufbereitet. Auf meiner Fahrt ist auf mich ein älterer Mann am Stadtbahnhof zu gekommen, um nach dem Zug Richtung Rottweil zu fragen, da er Probleme dabei hatte, die Fahrpläne zu verstehen. Das zeigt, dass Fahrpläne teilweise nicht deutlich genug ausgeschildert sind, was zu Orientierungsproblemen bei Senioren oder auch Ortsunkundigen führen kann.
Mangel an Sitzplätzen
Sitzplätze Eine weitere Herausforderung stellt der Mangel an Sitzplätzen, vor allem bei der Bahn, dar. In Bahnen und auch Bussen sind Sitzplätze schnell und besonders zu Stoßzeiten belegt. Als ich in die Bahn Richtung Villingen einsteigen wollte, ist parallel auch noch eine Schulklasse mitgefahren, was mit der Anzahl der bereits bestehenden Fahrgäste dafür sorgte, dass man zwischen Radfahrern, Kinderwagen und Fahrgästen ziemlich eingeengt war.
Vor allem für Senioren, gehbehinderte Personen und Fahrgäste auf längeren Strecken kann das zum Problem werden. Besonders ärgerlich ist es, wenn Bus und Bahn zu Stoßzeiten so voll sind, dass Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer keine Möglichkeit mehr zum Einsteigen haben. In solchen Fällen bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als bis zu einer Stunde auf die nächste Verbindung zu warten.
Verbindungen sind knapp getaktet
Umsteigezeiten Ein zentraler Aspekt meines Selbstversuchs waren die Anschlüsse und Umsteigezeiten. Häufig sind Bus- und Bahnverbindungen so knapp getaktet, dass Fahrgäste entweder einen Sprint zur nächsten Haltestelle hinlegen müssen oder den Anschluss verpassen und warten müssen.
Besonders durch die häufigen Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr ist es oft gar nicht möglich, die geplanten Anschlüsse zu erreichen. In meinem Fall hatte ich zwischen Bus und Bahn gerade einmal zwei Minuten Umsteigezeit und von Bahn zu Bahn mit Wartezeit vier Minuten. Bei Verspätungen bleibt somit kaum ein Zeitpuffer – stattdessen heißt es rennen, in der Hoffnung, den Anschluss noch zu erwischen.
Innerhalb von Trossingen ist der Busverkehr zwar praktisch, doch die Haltestellen sind nicht immer ideal platziert, sodass längere Fußwege oft unvermeidbar sind.
ÖPNV-Nutzung erfordert Flexibilität
Fazit Mein Selbstversuch hat gezeigt, dass der Nahverkehr in Trossingen grundsätzlich eine Alternative zum Auto darstellt – allerdings mit Einschränkungen. Es ist möglich, ihn zu nutzen, doch erfordert dies eine gewisse Flexibilität. Verspätungen bei Bus und Bahn können dazu führen, dass Anschlüsse verpasst werden, was besonders auf längeren Strecken, etwa nach Freiburg oder Stuttgart, zu erheblichen Wartezeiten führen kann.
Zudem besteht Verbesserungsbedarf in mehreren Aspekten: Die Barrierefreiheit muss weiter ausgebaut, die Ausschilderung klarer gestaltet und die Anzahl der Sitzplätze erhöht werden, um den Nahverkehr für alle Menschen – insbesondere Senioren und mobilitätseingeschränkte Personen – uneingeschränkt nutzbar zu machen.