Mit Chansons spürte „Pariser Flair“ in der Oberndorfer Klosterkirche der Ikone Edith Piaf und ihren Männern nach. Dabei wurden auch kuriose Geschichten aufgedeckt.
Gut drei Jahre nach ihrem Programm „Blessur d’amour“ konzertierte das Duo „Pariser Flair“ erneut in der Klosterkirche und wurde durch Cellistin Elisabet Iserte López zum Trio komplettiert.
Es präsentierte getreu dem Konzerttitel „Edith Piaf – Enttarnung einer Diva“ anhand ihrer männlichen Begleiter eine bravouröse musikalische Entdeckungstour durch ihr bewegtes (Liebes)Leben.
Vom Ohrwurm „Padam Padam“ bis zu den unvergesslichen Welterfolgen im krönenden Finale zog das Trio das Publikum in seinen Bann und begeisterte unter anderem eine Abordnung aus der französischen Partnerstadt Thierville-sur-Meuse.
Reizvolle Akzente
Drei bestens aufeinander eingespielten Künstlerinnen bestachen nicht allein durch die virtuose Interpretation der Chansons, unter die sich auch ein deutscher und englischer Titel mischten. Die Moderation voller Charme und Süffisanz stellte einen wesentlichen Erfolgsfaktor des Abends dar.
Auch ein Mini-Quiz fürs Publikum, Gesangseinlagen der Musikerinnen, ein Solo für Violoncello und überraschende Instrumentenwechsel sorgten für reizvolle Akzente.
Je nach Titel wechselte die einfühlsame Jenny Schäuffelen vom Flügel zum Akkordeon und Iserte López vom Cello zur Violine. Den größten Gesangspart übernahm die charismatische Frontfrau Marie Giroux mit allen Facetten ihrer wandlungsfähigen Stimme.
Zwischen Liebe und Tod
Die Bandbreite bewegte sich zwischen Liebe und Tod, Glück und Melancholie. „Je hais les dimanches“ („Ich hasse Sonntage“) war ebenso Thema wie Liebeserklärungen („Les mots d’amour“, „Les hommes que j’aime“, „C’est si bon“), die Affäre mit einem Legionär („Mon légionnaire“), der Tod eines Poeten („Quand il est mort le poète“ mit Aufforderung zum Mitsingen) oder die Ansichten eines Travestiekünstlers.
Viele beeindruckende Männer
Viele beeindruckende Männer, die Piafs Weg bis zu ihrem Tod mit nur 47 Jahren im Oktober 1963 säumten, wurden samt den Geschichten hinter den Chansons unter die Lupe genommen. „Um die Karriere vertikal anzukurbeln, ist eine horizontale Vorleistung zu erbringen“, erklärte Giroux augenzwinkernd das Phänomen der Besetzungscouch. In Kategorien eingeteilte Schauspieler, Komponisten, Sänger und Sportler verhalfen der Ikone des französischen Chansons zum Erfolg, zählten zu ihren Liebhabern oder wurden von ihr gefördert.
Mit manchen ging sie eine für beide Seiten förderliche Symbiose ein, mit wenigen verband sie eine platonische Freundschaft. Zweimal war sie verheiratet. Tragisch endete ihre Liebe zu Boxweltmeister Marcel Cerdan, der bei einem Flugzeugabsturz starb. Sie irrte gewaltig, als sie Gilbert Bécaud („L’indifférence“) keine große Zukunft prophezeite.
Flucht durchs Toilettenfenster
Charles Aznavour, repräsentiert durch die Erfolgstitel „She“ und „Wie sie sagen“, zählte zu den „Männern, die sie nicht hatte“, obwohl er als Piafs Privatsekretär acht Jahre in ihrem Haus wohnte. Als er den damals 17-jährigen Straßenmusiker Johnny Hallyday (Erfolgstitel „Je te promets“) bei sich aufnahm, wurde dieser von Piaf zum Essen eingeladen und floh angesichts ihrer erotischen Zudringlichkeit durchs Toilettenfenster.
Mit Marlene Dietrich befreundet
Als einzige Frau war Piafs Freundin Marlene Dietrich mit „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ im Programm vertreten. Giroux bewies ihre Fähigkeiten auf der Querflöte und verriet, wie sich die beiden auf einer New Yorker Toilette kennengelernt hatten.
„A quoi ça sert l’amour“ (Wozu dient die Liebe?), zu dritt von „Pariser Flair“ dargeboten, stand für Piafs Duett mit ihrem letzten Lebensgefährten, dem 20 Jahre jüngeren, griechisch-stämmigen Sänger Théo Sarapo, den sie im Herbst 1962 geheiratet hatte.
Als Zugabe gewährten die Künstlerinnen die wohl bekanntesten Titel „Non, je ne regrette rien“ und „La vie en rose“ sowie Bécauds „Nathalie“.