Hans-Werner Hein aus Thanheim ist auf dem Holzweg. Aber nicht im Sinne des Sprichworts, denn der Werkstoff ist dem Hohenzollern-Drechsler in die Wiege gelegt. Ein Besuch vor Ort mit Einblicken in die Werkstatt.
Hans-Werner Hein ist Drechsler mit Herz und Seele. Manch einer kennt den Thanheimer zum Beispiel vom Bisinger Weihnachtsmarkt, den der Kunsthandwerker so sehr schätzt. Und das übrigens genauso wie den Werkstoff Holz. Sein Opa und alle Anverwandten hatten mit Holz zu tun. Die Leidenschaft dafür ist ihm in die Wiege gelegt. „Wer einmal Schleifstaub geschnupft hat, wird süchtig“, sagt Hans-Werner Hein scherzend, während er in seiner Werkstatt steht. Dort verbringt er jeden Tag Zeit: „Es gibt keinen Tag ohne Werkstatt.“ Der Geruch, die Späne auf dem Boden, die Hölzer und die Werkzeuge erzeugen eine urige Atmosphäre. Seine Werkstätten im und um das Wohnhaus in Thanheim sind wie ein zweites Zuhause.
Maschine mit 3600 Umdrehungen pro Minute
Beginnt zum 1. Januar der Ruhestand, wird er sein Hobby noch ein wenig mehr genießen. Sein Berufsleben begann Hans-Werner Hein bei der Firma Willi Mayer. Die Ausbildung absolvierte er von 1977 an. Damals übrigens noch beim Vater von Willi Mayer. Das war die Zeit, in der er das Drechseln für sich entdeckte. Ein „entfernter Onkel“ in Hechingen-Stetten baute Standuhren, und das faszinierte den jungen Mann damals ungemein: „Er hat vier Säulen gedrechselt und ein mechanisches Uhrenwerk reingesetzt.“
Hans-Werner Heins Anfänge waren bescheiden: Das erste Drechselwerkzeug hatte der Motor einer Bohrmaschine angetrieben. Das Teil baute er später um, und nun war es ein Waschmaschinenmotor, der als Antrieb diente. Eine Idee mit Tücken: Der Motor überhitzte und hätte fast die Scheune seines Vaters in Brand gesetzt. Die erste richtige Drechselmaschine legte sich der Hohenzollern-Drechsler Ende der 1980er-Jahre zu. Die machte bis zu 3600 Umdrehungen pro Minute.
Schrupprohre in deutscher und englischer Ausführung kommen zum Einsatz
Seiner 2002 geborenen Tochter drechselte er eine Wiege und von da an „ging es steil bergauf“. Seinen ersten Marktstand hatte er beim Thanheimer Dorffest. Der Zuspruch war groß und die Einnahmen konnte er wieder ins Hobby investieren. Er zeigt teure Schrupprohre in englischer und deutscher Form sowie Schalenröhren mit Fingernagel- und kurzem Anschliff.
Inzwischen ist er auf zahlreichen Weihnachtsmärkten präsent, etwa in Stuttgart, Rosenfeld und Hechingen. Am liebsten kommt er nach Bisingen. Der Markt sei „schon genial“ organisiert, weil es dort so viel Kunsthandwerk gibt. Er ist mit seinen handgemachten Produkten deshalb in bester Umgebung.
Schlagzeuger im Musikverein Boll
Er bietet zahlreiche Produkte an: Brotbehälter, Gewürzmühlen, Muskatreiben, Schalen und all das in einem qualitativ hochwertigen Segment. Das Material ist handverlesen. Das Zirbenholz für den Brotbehälter besorgt er in Österreich. Der Einkaufspreis ist so hoch, dass er das Rohmaterial vor Ort kontrolliert. Viele andere Hölzer kommen aus der Gegend, beispielsweise aus Steinhofen und Rangendingen.
Der Hohenzollern-Drechsler geht übrigens noch einem ganz anderen Hobby nach: Seit etwa vier Jahrzehnten spielt er Schlagzeug im Musikverein Hechingen-Boll.