Die drei auf der Linacher Höhe geplanten Windkraftanlagen fallen mit einer Höhe von jeweils 260 Metern beachtlich aus. Entwickelt wurde das Projekt von Siventis, einer Bürgerinitiative für Windenergie aus dem oberen Bregtal.
Mittlerweile wurde das Projekt erweitert durch eine Partnerschaft mit dem regionalen Energiedienstleister Badenova und der KWA Contracting.
Siventis hat für die Projektentwicklung Badenovas Tochtergesellschaft Badenova Wärmeplus beauftragt, die eine große Expertise in der Planung, Realisierung und Betriebsführung diverser Windparks im Schwarzwald hat. Dort leitet Sebastian Schüßler die Projektentwicklung Windenergie und informiert über den aktuellen Stand zum Vorhaben auf der Linacher Höhe.
Demnach wird die Maßnahme derzeit in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis vorbereitet. Der Genehmigungsantrag werde bei der Kreisbehörde voraussichtlich bis zum Herbst eingereicht, so Schüßler. Unterlagen beispielsweise zum Natur- und Artenschutz, Schall und Schattenwurf werden gegenwärtig für die Antragsübermittlung vorbereitet.
Mit Landratsamt imintensiven Austausch
Dank des intensiven Austausches mit dem Landratsamt, auch das Regierungspräsidium sei teilweise involviert, sollten laut Schüßler „eigentlich keine großen Überraschungen kommen“ und ist er zuversichtlich, dass das Projekt positiv beschieden wird.
Die Unterlagen bekämen auch die Gemeinderäte in Furtwangen und Vöhrenbach auf den Tisch. Aber aufgrund der guten Vorbereitung geht er davon aus, dass das Projekt letztlich Zustimmung findet. Die Nabenhöhe liege bei 175 Metern, der Rotordurchmesser bei 172 Metern, die einzelnen Blätter des Windrads seien 70 bis 80 Meter lang.
Es handle sich um die bislang größten Windräder, die die Badenova realisiere. Die im Mai in Betrieb genommene Anlage im Schuttertal bei Biberach habe eine Gesamthöhe von 230 Metern. Die bei Furtwangen geplanten Windräder entsprächen denen der neuesten Generation.
„Wir müssen in Baden-Württemberg in die Höhe gehen“
„Wir sind hier nicht in Schleswig-Holstein. Wir müssen in Baden-Württemberg in die Höhe gehen“, weist Schüßler auf die Notwendigkeit hin, die Anlagen effizient mit mehr Wind in der Höhe zu betreiben. Wobei die Linacher Höhe „einer der besten Windkraftstandorte in Baden-Württemberg“ sei. Er geht davon aus, dass die drei Windräder im Jahr 36 Millionen Kilowattstunden erzeugten. Damit könnte der Strombedarf von 25 000 Menschen gedeckt werden. Das entspreche der Einwohnerzahl von Furtwangen, Vöhrenbach, Gütenbach, Triberg, Schönwald und Unterkirnach zusammen. „Diese Region wird also mit diesen drei Anlagen ziemlich grün in ihrem CO2 -Abdruck.“ Jährlich würden 15 000 Tonnen CO₂ durch den Windpark auf der Linacher Höhe eingespart.
Baden-Württemberg plant den Ausbau der Windenergie. Zwei Prozent der Landesfläche sollen für erneuerbare Energiegewinnung zur Verfügung gestellt werden, 1,8 Prozent davon für Windkraft, 0,2 Prozent für Photovoltaik.
Die Regionalverbände überarbeiten deshalb derzeit die Flächennutzungspläne. Im Entwurf des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg ist als Vorrangfläche für Windenergie nicht nur die Linacher Höhe, ein Höhenzug zwischen Breg- und Linachtal, vorgesehen, sondern auch das Gebiet Rappeneck, ein Bergrücken zwischen Rohrbach und Langenbach.
Gebiet Rappeneck ebenfalls interessant für Windkraft
Siventis, in der sich elf engagierte Bürger aus der Region für Windkraftnutzung einsetzen, hat das Projekt auf der Linacher Höhe initiiert und übergab mittlerweile das Zepter der Projektentwicklung an Badenova Wärmeplus. Dieselben elf Personen von Siventis hatten sich schon 2012 zusammengefunden und für die Schaffung von Windparks in der Region die WiLi & WiRa Windenergie GbR gegründet. Dabei spiele nicht nur die Linacher Höhe eine Rolle, sondern auch das Gebiet Rappeneck, das im Planentwurf des Regionalverbands ebenfalls als geeignete Fläche auftauche, erklärt Siventis-Geschäftsführer Benjamin Kienzler. Dadurch sieht er Chancen, auch auf dem Rappeneck einen Windpark zu errichten. Die entsprechenden Flächeneigentümer seien bereits seit längerem mit im Boot und wollten ihren Beitrag leisten, führt Kienzler aus. Ursprüngliche Pläne der GbR gingen von vier Windrädern dort aus. Ob es bei einem neuerlichen Aufgreifen der Planung ebenso viele werden, vermag Kienzler zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.
Die Sichtbarkeit der drei auf der Linacher Höhe geplanten Windräder mit einer Höhe von jeweils 260 Metern „lässt sich nicht wegdiskutieren“, so Kienzler. Rechtfertigen lasse sich die Planung durch die besseren Erträge in dieser Höhe und den Ausbau erneuerbarer Energie, was letztlich Natur und Menschen zugute komme.
Große Anlagen rotieren langsamer
Nach seinen bisherigen Erfahrungen gewöhnten sich die Menschen an die Anlagen und wollten sie dann auch nicht mehr missen, merkt Sebastian Schüßler an. Er weiß auch von Windrädern in touristisch frequentiertem Gebiet. So erzählt er von einem beliebten Ferienhof mit Terrasse, von dem aus das nächste Windrad lediglich ein Kilometer entfernt sei und einige weitere sichtbar. Das schade den Besucherzahlen dort nicht.
Auch der Artenschutz werde beim Windpark natürlich berücksichtigt und umfassend in die Planungen miteinbezogen. Oft werde der Rotmilan als Vogel erwähnt, der durch die Windräder gestört oder gefährdet werde. „Rotmilane sind so schlau, dass sie dem Windrad ausweichen“, das falle bei den großen Anlagen noch leichter, weil sie langsamer rotierten. „Wir nehmen den Rotmilan dennoch sehr ernst und haben entsprechend im Gelände sehr umfassende naturschutzrechtliche Untersuchungen für dieses Tier durchgeführt“, fügt Schüßler an.
Bürgerbeteiligung soll Akzeptanz fördern
Die Akzeptanz der Anlagen vor Ort soll auch durch eine mögliche Bürgerbeteiligung erhöht werden. Schüßler nennt als Beispiele eine Gesellschaftsbeteiligung mit einer Gewinnausschüttung oder ein günstiges Regionalstromprodukt.
Die Investition für den Linacher Windpark beziffert Schüßler auf 40 Millionen Euro. Voraussichtlich würden dabei 80 Prozent über Bankkredite abgegolten und 20 Prozent eigenfinanziert. Vorstellbar sei, dass sich Bürger und Kommunen beim Eigenkapitalanteil einbringen könnten und dann auch bei Gewinnen berücksichtigt würden.
Schüßler geht davon aus, dass der Windpark auf der Linacher Höhe in den Jahren 2026 und 2027 realisiert wird. Mit der Inbetriebnahme rechnet er in den Jahren 2027 oder 2028. Nach 25 bis 30 Betriebsjahren sei ein Rückbau der Anlage vorgesehen. Zu prüfen sei dann, ob die Anlage tatsächlich abgebaut oder der Betrieb noch ein paar Jahre verlängert werde. Oder ob die Windräder durch neue ersetzt würden.
Weitere Infos zu Badenovas Windprojekten unter www.badenova.de/wind