Auf der Reise nach Asien wird Foto: privat

Die Wiesbadener Timo Götz und Salima Oudefel erkunden mit ihren Kindern die Welt. Doch die Reise wird nach der Geburt des dritten Kinds ein Albtraum. Das Haslacher Kino zeigt einen Film über ihre Erlebnisse.

Von Deutschland einfach losziehen und die Welt erkunden – und das als vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Plan an sich war schon abenteuerlich gewesen. Doch was die Wiesbadener Timo Götz und seine Frau Salima Oudefel auf ihrer Reise erleben, entwickelt sich nach der Geburt ihres dritten Kindes zu einem Albtraum. Das Haslacher Kino Scala zeigt am Montag, 10. März, einen Dokumentarfilm über ihre Erlebnisse.

 

Es war Anfang 2022, als das Paar sich, gefangen im durchgetakteten Alltag einer vierköpfigen Familie in Deutschland, fragte: Wollen wir das wirklich so weitermachen? „Die Antwort war klar: Nein. Also wagten wir einen radikalen Schritt, verkauften alles, kündigten die Wohnung und beschlossen, eine Reise zu machen – ohne festen Plan, nur mit dem Ziel, von Deutschland nach Asien zu gelangen“, berichtet die Familie in einer Pressemitteilung. Die Tour sollte über Land, per Anhalter, öffentliche Verkehrsmittel, von Deutschland bis nach Indien und wieder zurück führen. Zunächst verlief auch alles gut.

In Georgien allerdings die Überraschung: Salima stellt fest, dass sie mit ihrem dritten Kind schwanger ist. „Zuerst waren wir unsicher und haben intensiv überlegt, wie es weitergehen soll. Nach zwei Tagen stand unsere Entscheidung fest: Wir reisen weiter. Natürlich hatten wir Bedenken, aber wir dachten uns: In anderen Ländern werden schließlich auch jeden Tag Kinder geboren“, erklärt die Familie in einer Pressemitteilung.

Über den Iran kommt die Familie nach Indien

Über den Iran gelangten sie im Oktober schließlich nach Indien. Im Süden des Landes fanden sie eine deutsche Hebamme. Die Geburt Mitte Dezember verlief dann komplikationslos und so schnell, dass Salima es nicht einmal mehr ins Krankenhaus schaffte.

„Wir beantragten alle notwendigen Dokumente: die Geburtsurkunde, den deutschen Reisepass bei der Botschaft und schließlich die Ausreisegenehmigung – ein Pflichtdokument für jedes Kind, das in Indien geboren wurde und das Land verlassen möchte“, gibt Timo Götz wieder. Doch dann passierte erst einmal nichts – wochen- und schließlich sogar monatelang.

Die Familie wandte sich an die deutsche Botschaft. Diese nahm direkt Kontakt mit der zuständigen Behörde auf, die mitteilte, dass ihnen Leihmutterschaft vorgeworfen wird. Der Grund: Die Geburt fand nicht in einem Krankenhaus statt.

„Der Botschafter begleitete uns persönlich zur FRRO-Behörde (Foreigners Regional Registration Office) und bot sogar einen DNA-Test an, doch dieser wurde von den indischen Behörden abgelehnt. Auch alle Schwangerschaftsunterlagen, die wir bereits eingereicht hatten – Ultraschallbilder, Blutwerte und Fotos, die die Schwangerschaft während der Reise dokumentierten – wurden ignoriert“, erzählt Timo Götz. Egal, was das Paar vorbrachte, es änderte nichts.

Auch durften sie den Standort nicht mehr wechseln, sonst wäre eine andere Behörde zuständig gewesen. Die Probleme nahmen immer mehr zu. Da die Unterkünfte in Delhi sehr teuer waren, musste die Familie alle fünf Tage umziehen.

Und auch die Visa der Deutschen liefen langsam ab, so dass kein Vermieter sie mehr aufnehmen wollte. Eine indische Familie erbarmte sich schließlich ihrer, die Unsicherheit, wie es weitergehen sollte, blieb aber. Familie und Freunde in Deutschland mussten finanziell unterstützen.

Im Oktober 2023, nach einem ganzen Jahr in Indien, erhielt die Familie über einen Kontakt in Delhi das Angebot, die erforderlichen Papiere gegen Schmiergeld zu bekommen. „Anfangs waren wir uns unsicher, ob das wirklich etwas bringen würde, aber nach zwei Tagen Bedenkzeit beschlossen wir, es zu wagen“, berichten Timo Götz und Salima Oudefel.

Sie erhielten die Dokumente und beschlossen, mit den Auto über den Landweg und Nepal auszureisen. „Bis zum letzten Moment hatten wir Angst, dass die Papiere nicht halten würden, was sie versprachen. Doch an der Grenze klappte alles reibungslos“, so Timo Götz.

14 Länder bereist, 21 000 Kilometer zurückgelegt

Am 16. Dezember 2023 kam die Familie wieder in Deutschland an. 14 Länder hatten sie bereist, 21 000 Kilometer zurückgelegt, und zwar per Bus, Zug, Anhalter, in einem gekauften Auto in Indien oder in einem Flugzeug . Aus ihrer Reise entstand eine Dokumentation, die das Paar selbst mit der Kamera gedreht hat. Mehr als 300 Stunden Material sammelten sie und schnitten den Film innerhalb eines Jahres selbst zusammen. Am Montag, 10. März, wird der zweistündige Film „Auf Umwegen“ ab 19.30 Uhr im Kino Haslach bei einer Sonderveranstaltung gezeigt. Auch Timo Götz und Salima Oudefel werden dabei sein und im Anschluss Fragen beantworten.

„Uns ist es ein Anliegen, den Menschen von unserer Reise zu erzählen, dass wir zehn Monate mit unserem Baby und Kindern nicht ausreisen durften und warum wir dennoch Indien sehr interessant finden und trotz all dem wieder planen, dieses Jahr auf eine Weltreise zu gehen, diesmal um die ganze Welt“, beschreibt das Paar die Gründe dafür, ihre Geschichte zu präsentieren.

Weitere Reise

Ob sie noch einmal eine solche Reise antreten würden? Vielleicht, sagen Timo Götz und Salima Oudefel. „Seit unserer Rückkehr nach Deutschland verspüren wir wieder die Sehnsucht, fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen. Vielleicht ziehen wir eines Tages noch einmal los – dieses Mal vielleicht sogar zu einer kompletten Weltumrundung.“